Deutungskämpfe Buchzusammenfassung - das Wichtigste aus Deutungskämpfe
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Zusammenfassung von Deutungskämpfe

Heinrich August Winkler

Der Streit um die deutsche Geschichte

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29 Min.
Inhaltsübersicht

    Deutungskämpfe
    in 7 Kernaussagen verstehen

    Audio & Text in der Blinkist App
    Kernaussage 1 von 7

    Wie wandelte sich der deutsche Nationalismus?

    Nationalismus – löst das Wort in dir Unbehagen aus? Musst du vielleicht sogar direkt an den Nationalsozialismus denken? Dann hilft dir vielleicht ein Blick auf einen Vortrag, den Heinrich August Winkler 1979 gehalten hat: Wandlungen des Deutschen Nationalismus. Darin beschreibt Winkler differenziert, was den Nationalismus in den unterschiedlichen Phasen der deutschen Geschichte ausgemacht hat.

    Der Nationalismus hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert – und war eigentlich Ausdruck einer bürgerlichen Emanzipationsbewegung. Denn im Mittelpunkt stand die Forderung nach der politischen Einigung des territorial zersplitterten Deutschlands. Damit richtete sich der Nationalismus gegen die konservativen und feudalistischen Kräfte des Adels. 

    Im Zeitalter der Industrialisierung spielten dabei auch wirtschaftliche Aspekte eine Rolle: Geeinigt würde der deutsche Markt fortschrittlichen Ländern wie England nicht mehr unterlegen sein, so das Argument. 

    Der liberale Nationalismus des Bürgertums war also Ausdruck eines Modernisierungsstrebens – aber auch einer innenpolitischen Ohnmacht. Weil das Bürgertum nichts zu sagen hatte, verlegte es sich auf den nationalen Traum. 

    Das änderte sich in den späten 1870er-Jahren. Nach der Einigung Deutschland wurde Nationalismus im frühen Kaiserreich zunehmend zum ideologischen Instrument der politischen Rechten. Dieser neue, rechte Nationalismus wurde gleichermaßen getragen von preußischen Großgrundbesitzern und Industriellen, die Schutzzölle forderten, wie von Kleinproduzenten, die unter dem liberalisierten Wettbewerb litten. 

    Der Grund für diesen Umschwung dürfte vor allem in der Konjunktur- und Wirtschaftskrise der Jahre 1873 bis 1896 zu finden sein. In dieser Zeit verschärften sich die Verteilungskämpfe. Und wer sich vom Proletariat abgrenzen wollte, bekannte sich zur Nation. Dieser Nationalismus war nun nicht mehr antifeudalistisch, sondern dezidiert antiinternationalistisch – und sehr oft auch antisemitisch.

    Allerdings ist dieser Umschwung vom linken zum rechten Nationalismus kein deutsches Alleinstellungsmerkmal. Doch anders als in anderen Ländern war hierzulande die Tradition des früheren, liberalen Nationalismus nicht stark genug ausgeprägt, um als Korrektiv gegen den rechten Nationalismus wirken zu können. So hatte sich beispielsweise der Nationalismus in Frankreich den Menschheitsidealen der Französischen Revolution verschrieben. In Deutschland gab es keine solche Tradition.

    Das nationale Trauma der Niederlage von 1918, eine immer noch hochgradig militarisierte Gesellschaft, Panik der Mittelschicht angesichts der Weltwirtschaftskrise und noch andere Faktoren führten dann dazu, dass der Nationalismus in der Weimarer Republik seine extremste Form annahm: den Nationalsozialismus.

    Das führte aber zugleich zu seinem Niedergang. Angesichts des Grauens des Krieges und des Elends der Nachkriegszeit verlor der Nationalismus nach dem Zweiten Weltkrieg mächtig an Rückenwind. Der Nationalsozialismus hatte ihn diskreditiert.

    Merke dir also: In seinen Anfängen war der Nationalismus eine Emanzipationsbewegung, die die Einigung Deutschlands forderte. Aber in den folgenden Jahrzehnten war der liberale Nationalismus zu schwach, um als Korrektiv für den rechten Nationalismus zu wirken.

    Aber auch die Politik der Westintegration und der folgende wirtschaftliche Aufschwung in der Bundesrepublik trugen zur Schwächung des Nationalismus weiter bei. Er hatte ausgedient. 

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    Worum geht es in Deutungskämpfe?

    In den Blinks zu Deutungskämpfe (2021) werfen wir ein Schlaglicht auf die großen Historiker-Debatten der letzten 50 Jahre. Wir stellen euch acht prägnante Aufsätze des Historikers Heinrich August Winkler vor und schauen dabei immer wieder: Über welche Aspekte deutscher Geschichte wird gestritten, welche Legenden müssen korrigiert werden und wie ist unsere Demokratie gewachsen?

    Wer Deutungskämpfe lesen sollte

    • Geschichtsinteressierte
    • Menschen, die gerne diskutieren
    • Alle, die die Geschichte der Demokratie besser verstehen möchten

    Über den Autor

    Heinrich August Winkler gilt als einer der profiliertesten Historiker Deutschlands. Der emeritierte Professor hat in Freiburg, Cambridge und an der Humboldt-Universität zu Berlin gelehrt und sich hauptsächlich mit der jüngeren Geschichte Deutschlands beschäftigt. Er wurde unter anderem mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sein Buch Wie wir wurden, was wir sind. Eine kurze Geschichte der Deutschen (2020) war ein Bestseller.

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