Dann sind wir Helden Buchzusammenfassung - das Wichtigste aus Dann sind wir Helden
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Zusammenfassung von Dann sind wir Helden

Joachim Hentschel

Wie mit Popmusik über die Mauer hinweg deutsche Politik gemacht wurde

4.6 (61 Bewertungen)
36 Min.

Kurz zusammengefasst

Dann sind wir Helden ist ein Roman von Joachim Hentschel. Es erzählt die Geschichte einer Gruppe junger Männer in den 1980er Jahren, die gemeinsam Musik machen und sich den Herausforderungen des Erwachsenwerdens stellen. Ein Buch über Freundschaft, Musik und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt.

Inhaltsübersicht

    Dann sind wir Helden
    in 6 Kernaussagen verstehen

    Audio & Text in der Blinkist App
    Kernaussage 1 von 6

    Westbesuch: Die Spider Murphy Gang trifft auf Karl Marx

    Es ist fast, als wären Außerirdische gelandet: An einem verregnet-trüben Tag im Herbst 1983 fährt eine Wagenkolonne, angeführt von einer gelben Mercedes-Limousine, durch die ostdeutsche Karl-Marx-Stadt (die übrigens seit der Wende wieder Chemnitz heißt). Die Wagenkolonne kommt direkt vor dem riesigen Karl-Marx-Monument zum Stehen. Aus dem Auto springen ein paar unverschämt gut gelaunte junge Männer in Lederjacken und Jeans, die so gar nicht in diese sozialistische Vorzeigestadt passen wollen: die Spider Murphy Gang. Die Musiker aus Bayern albern und klettern auf dem Sockel herum und posieren vor einem westdeutschen Pressetross im Blitzlichtgewitter für Bandfotos. 

    Man könnte meinen, der gewaltige Marx-Kopf aus Bronze, mit mehr als sieben Meter Durchmesser, traute seinen Augen nicht. Und guckt er nicht auch griesgrämig? Egal. Es ist eine neue Ära angebrochen. Die zu diesem Zeitpunkt erfolgreichste Popband der Bundesrepublik Deutschland darf 34 Jahre nach der Gründung der DDR und 22 Jahre nach dem Mauerbau in der Deutschen Demokratischen Republik auf Tour gehen. Das ist eine kleine Revolution. Und Revolutionen mochte Marx doch schließlich, oder? 

    Innerhalb von elf Tagen wird die Spider Murphy Gang acht Konzerte in der DDR geben – von Gera in Thüringen bis Glauchau in Sachsen. Nur Berlin wird auf Weisung der ostdeutschen Staatssicherheit ausgespart. Sicher ist sicher. Es hatte schon vorher vereinzelt Fernsehauftritte und Shows von westdeutschen Künstlern in der DDR gegeben, aber keine Konzertreise. Nun also die große Premiere. Wie ist es zu diesem Zeichen der musikalischen Annäherung und Völkerverständigung gekommen?

    Vertreter der Freien Deutschen Jugend, der FDJ, hatten beim Komitee für Unterhaltungskunst der DDR immer wieder auf mehr Westkünstler im Land gedrängt. Und tatsächlich nahm die Idee durch Kontakte zwischen der zentralen DDR-Künstleragentur und dem Management der Spider Murphy Gang Gestalt an. Der Rummel um die Münchener Band war 1983 diesseits und  jenseits des Eisernen Vorgangs groß: Die Single Skandal im Sperrbezirk stand zwei Monate lang auf Platz eins der bundesdeutschen Charts. Die Band verkaufte insgesamt über eine Million Platten, und es gab sogar einen Spider-Murphy-Kinofilm. Kurz: Im Westen war die Band ganz oben und hatte so ziemlich alles erreicht, was es zu erreichen gab. Doch die Gruppe bekam auch reichlich Fanpost aus dem Osten, wo der Bayerische Rundfunk in grenznahen Gebieten gut zu empfangen war. Da wirkten potenzielle Auftritte in der DDR wie die perfekte PR-Strategie. Eine nie da gewesene Osttour einer großen Westband – das versprach jede Menge mediale Aufmerksamkeit.

    Aber zunächst musste man sich gedulden. Über mehrere Monate herrschte Funkstille. Es kam keine Einladung aus dem Osten, und ohne die ging gar nichts. Vielleicht war es den Kontakten von Peter Schimmelpfennig zu verdanken, dass die Einladung letztlich doch noch eintraf. Schimmelpfennig vermittelte damals als westdeutscher Musikmanager Ostbands wie die Puhdys und Karat für Auftritte in der BRD (später wirst du noch mehr von ihm erfahren). Oder lag es am kurzzeitigen politischen Tauwetter, nachdem die Regierung in Bonn die Bürgschaft für einen Kredit der DDR übernommen hatte? Vielleicht lag es aber auch an der guten Laune irgendeines Ostfunktionärs. Fakt ist: Die Künstleragentur der DDR sprach der Spider Murphy Gang eine Einladung aus. 

    Da steht die Westband nun am 3. November 1983 vor 600 Jugendlichen im Kreiskulturhaus Glauchau und beginnt offiziell ihre Tournee – ganz ohne Zensurvorgaben oder Liedverbote. Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass man im Osten nun plötzlich ganz locker und entspannt auf Westbesuch reagiert. Vielmehr weiß man bei der Staatssicherheit und in der Künstleragentur der DDR, dass die Band eher für gute Laune als für politische Diskurse sorgt. Lieder wie Der Reißverschluss bleibt zua oder Schickeria sind ja nicht gerade subversiv.

    Und so ist es dann auch. Zwar bewacht der DDR-Staatsschutz – mit dem spöttischen Ausdruck „VEB Horch und Guck“ gefährlich verniedlicht – die ganze Tour. Die Mitarbeiter der Stasi sitzen wie in einem Agentenfilm im Trenchcoat und hinter der Zeitung versteckt morgens an der Hotelrezeption und abends im Schatten beim Konzert. Aber sie lassen die Band gewähren. Der Bronzekopf von Karl Marx darf als Spielplatz genutzt und selbst Textzeilen wie „I wander aus, ja, i geh nach Kanada“ dürfen gesungen und mitgesungen werden. Wie die Beatles hätten sie sich auf der Tour gefühlt, erinnert sich später der Sänger und Bassist der Band, Günther Sigl. Die Leute im Osten seien „komplett euphorisch“ gewesen. Vor den Hallen warteten oft noch doppelt so viele Menschen, wie reinpassten. 

    Die Tournee war für alle Beteiligten ein Versuchsballon in einer politisch mehr als turbulenten Zeit. Nicht umsonst galt der Herbst 1983 als „heißer Herbst“. Im Oktober 1983 demonstrierten circa 1,3 Millionen Menschen in Westdeutschland gegen heimische Raketenstandorte. Am 7. November – da war die Spider Murphy Gang gerade auf dem Weg nach Rostock zum sechsten Konzert ihrer Tour – startete das streng geheime NATO-Manöver Able Archer 83. Es war eine Übung, die fast den Dritten Weltkrieg ausgelöst hätte. Denn weil das Manöver so authentisch wirkte, befahlen die Sowjets schon Vorbereitungen für einen atomaren Gegenschlag – bis sich zum Glück herausstellte, dass es kein Ernstfall war. Die Stimmung war also aufgeladen. Und da war jede Annäherung zwischen den Menschen in Ost- und Westdeutschland ein Schritt von Bedeutung. Das machte selbst unpolitische Lieder zum Politikum.

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    Worum geht es in Dann sind wir Helden?

    Punks und Rock in der DDR, die Puhdys im Westen, Udo Lindenberg im Osten – und was hörte man drüben wie hüben überhaupt? In Joachim Hentschels Dann sind wir Helden (2022) geht es um Musik in Ost und West und darum, wie der musikalische Grenzverkehr zwischen der DDR und BRD in den Siebzigern und Achtzigern aussah. Und dabei schwingt natürlich immer auch eine große Frage mit: Kann Musik eine politische Revolution auslösen und eine Mauer zum Einstürzen bringen?

    Wer Dann sind wir Helden lesen sollte

    • Musikfreunde
    • Alle, die deutsch-deutsche Kulturgeschichte interessiert
    • Jeder, der um die Kraft der Gefühle weiß, die Musik auslöst

    Über den Autor

    Joachim Hentschel ist Journalist. Der in Berlin lebende Autor, Jahrgang 1969, hat unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, den Rolling Stone, den Spiegel und Wired geschrieben und war auf Arte und im Deutschlandfunk zu hören. Beim International Music Journalism Award wurde Hentschel für die Kategorie „Best Music Journalist 2022“ nominiert.

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