Ob Gendersternchen, vegane Ernährung oder Zuwanderung – es gibt so viele Themen, die unsere Gesellschaft spalten. Die ideologischen und moralischen Grabenkämpfe scheinen immer lauter und aggressiver zu werden. In den Blinks zu Philipp Hübls Die aufgeregte Gesellschaft (2019) erfährst du, wie sich die zunehmende Polarisierung erklären lässt. Und du gehst der Frage auf den Grund, welche Werte und Normen einen guten Menschen und eine gute Gesellschaft auszeichnen.
Philipp Hübl hat an Universitäten in Aachen, Berlin und zuletzt Stuttgart Philosophie gelehrt. In seinem Buchdebüt Folge dem weißen Kaninchen (2012) führt der Philosoph in die Grundlagen seines Fachs ein. Der Bestseller geht Fragen wie „Hat der Tod einen Sinn?“ und „Was ist das Bewusstsein?“ nach und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Darauf folgten die Titel Der Untergrund des Denkens (2015) und Bullshit-Resistenz (2018) sowie zahlreiche Beiträge für deutsche Medien wie Zeit, taz und Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die aufgeregte Gesellschaft (2019) ist Hübls jüngstes Buch.
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Start free trialOb Gendersternchen, vegane Ernährung oder Zuwanderung – es gibt so viele Themen, die unsere Gesellschaft spalten. Die ideologischen und moralischen Grabenkämpfe scheinen immer lauter und aggressiver zu werden. In den Blinks zu Philipp Hübls Die aufgeregte Gesellschaft (2019) erfährst du, wie sich die zunehmende Polarisierung erklären lässt. Und du gehst der Frage auf den Grund, welche Werte und Normen einen guten Menschen und eine gute Gesellschaft auszeichnen.
Ein Blick ins Schlafzimmer und auf den Schreibtisch verrät viel über unsere Werte. Die Sozialpsychologin Dana Carney konnte jedenfalls anhand von Fotos aus dem Wohnbereich ihrer Versuchsteilnehmer deren politische Orientierung vorhersagen. Die Studienergebnisse erfüllen die Klischees: Wer gern im Schlafzimmer bügelt, wo die Wäsche auf Kante liegt, und wessen Schreibtisch aufgeräumt ist, der wählt eher konservativ. Wer Fotos von der vergangenen Weltreise am Kühlschrank und Kunst an der Wand hat, wer seinen Schreibtisch mit allerlei kuriosen Objekten bestückt und sein Bett zerwühlt hinterlässt, der ist eher linksliberal eingestellt.
Schon in der frühen Kindheit ist das spätere Wahlverhalten relativ treffsicher vorauszusagen. Es hängt nämlich von Persönlichkeitsmerkmalen wie Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extravertiertheit, Verträglichkeit und emotionaler Stabilität ab. Diese fünf Merkmale – im Englischen auch die Big Five genannt – ändern sich im Laufe des Lebens kaum, denn sie gehen zur einen Hälfte auf Gene zurück und zur anderen Hälfte auf Erziehung. Das ist auch ein Grund dafür, weshalb der Charakter von Vorschulkindern Schlüsse auf ihr späteres Wahlverhalten zulässt. In einer Langzeitstudie, die 1969 in den USA begann, wurde genau das untersucht.
Wurden die Kinder damals von ihren Betreuern als aufgeschlossen, wenig konformistisch und mit starken ästhetischen Interessen beschrieben, waren sie später häufig progressiv eingestellt. Wurden sie hingegen als ängstlich, ruhig, konventionell oder starrköpfig charakterisiert, wählten sie später eher konservativ. Besonders die Persönlichkeitsmerkmale Offenheit und Gewissenhaftigkeit fielen hier ins Gewicht und gaben die spätere Wahlentscheidung preis.
Wer in einem Persönlichkeitstest hohe Werte beim Merkmal Offenheit erreicht, der legt Wert auf neue Erfahrungen, auf Vielfalt, Freiheit und Selbstverwirklichung. Liebst du Reisen, probierst gern neue Speisen im Restaurant und unterhältst dich gern mit Fremden? Dann würden wir bei dir auf eine tendenziell progressive Moralvorstellung tippen. Wer hingegen dem Unbekannten mit Scheu und Skepsis begegnet, verschlossen ist und Aufgaben sehr gewissenhaft erledigt, der vertritt wohl eher konservative Vorstellungen und legt Wert auf Ordnung, Vertrautheit und Tradition.
Unsere Persönlichkeitsmerkmale prägen die sechs moralischen Grundprinzipien, die man bei allen Menschen auf der Welt in unterschiedlicher Ausprägung finden kann. Sie bilden die Grundlage unseres moralischen und politischen Denkens. Fürsorge, Fairness und Freiheit sind drei davon. Wir nennen sie auch die drei progressiven Fs. Die drei konservativen Prinzipien hingegen heißen Autorität, Reinheit und Loyalität.