Das Zeitalter der Migration
Als Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, sagte er den berühmten Satz: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Die Mondlandung war ein monumentales Ereignis, denn sie zeigte, dass die Menschheit sich nun über die Grenzen unseres Heimatplaneten fortbewegen konnte.
Wenn wir die Geschichte betrachten, dann ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass es ausgerechnet ein Schritt war, der die Weiterentwicklung der Menschheit markierte. Vor knapp zwei Millionen Jahren begannen unsere Vorfahren aufrecht zu gehen und bewegten sich von der Landmasse, die wir heute als Afrika bezeichnen, Richtung Eurasien. Nach vielen Jahrtausenden entwickelte sich schließlich die Spezies Homo sapiens, die nach einer verheerenden Dürreperiode in Afrika vor circa 135.000 bis 90.000 Jahren nach Europa drängte.
Der Homo sapiens konnte bei der Nahrungssuche und Jagd große Entfernungen zurücklegen. Zwar gab es noch andere Menschengattungen wie etwa die Neandertaler, doch der Homo sapiens war schneller und ausdauernder. Oder anders gesagt: Er war mobiler.
Einigen Linguisten zufolge war diese Mobilität auch der entscheidende Faktor dafür, dass die Menschen anfingen, mittels einer komplexen Lautsprache miteinander zu kommunizieren. Schließlich kamen sie auf ihren Jagdausflügen und Wanderschaften verstärkt mit anderen Gruppen in Kontakt. Man kann also getrost sagen: Migration und Mobilität waren und sind wesentliche Merkmale des Menschseins.
Auch in der weiteren Geschichte der Menschheit spielen Migrationsbewegungen eine zentrale Rolle. Sicher kennst du den deutschen Begriff „Völkerwanderung“, der die Verteilung von germanischen und slawischen Stämmen auf das Gebiet des zerfallenden Römischen Reiches beschreibt. Später konnte man durch die Schifffahrt weit entfernte Kontinente erreichen, wodurch die koloniale Expansion Europas möglich wurde und ganz neue Ballungszentren erschlossen wurden.
Solche Wanderungsbewegungen waren häufig dadurch bedingt, dass sich die Menschen an einem anderen Ort bessere Arbeits- und Lebensbedingungen erhofften. Ende des 19. Jahrhunderts sorgte eine Hungersnot dafür, dass sich fast vierzig Prozent der irischen Bevölkerung auf den Weg nach Nordamerika machten, um dort ihr Glück zu suchen. Zu Zeiten der Industriellen Revolution suchten viele Millionen Menschen neue Anstellungsmöglichkeiten außerhalb ihres Heimatlandes.
Wir sehen also: Die Geschichte der Menschheit ist durchzogen von großen Migrationsbewegungen. Mensch sein heißt mobil sein.
Auch in der jüngeren Geschichte setzt sich der Trend zur Mobilität fort. Im nächsten Blink betrachten wir die Migrationen der Gegenwart und wagen einen ersten Blick in die Zukunft.
In Move (2021) geht es darum, wie Migrationsbewegungen im 21. Jahrhundert aussehen und warum wir sie nicht aufhalten können und sollten. Mobilität wird in der Zukunft unverzichtbar sein – wie wir uns auf sie einstellen können, erfährst du in diesen Blinks.
„Sich bewegen heißt frei sein.
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