Die Würde ist antastbar Buchzusammenfassung - das Wichtigste aus Die Würde ist antastbar

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Zusammenfassung von Die Würde ist antastbar

Name: Die Würde ist antastbar
Rating: 4.1 (170 reviews)
Author: Ferdinand von Schirach

Ferdinand von Schirach

Essays

4.1 (170 Bewertungen)

21 Min.

Kurz zusammengefasst

Die Würde ist antastbar ist ein Buch von Ferdinand von Schirach. Es behandelt ethische Fragen im juristischen Kontext und regt zum Nachdenken über den Schutz der Menschenwürde an. Ein fesselndes Buch für alle, die sich für Recht und Ethik interessieren.

Themen

Ethik & Moral Deutsche Politik

Inhaltsübersicht

Die Würde ist antastbar
in 10 Kernaussagen verstehen

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Kernaussage 1 von 10

Was drin ist für dich: Denkanstöße zum deutschen Rechtssystem und zu anderen moralischen Fragen.

Ferdinand von Schirach ist einer der bekanntesten deutschen Schriftsteller überhaupt und einer der wenigen, die es auch im Ausland auf die Bestsellerlisten geschafft haben. Zweifelsohne kann er gut schreiben – aber nicht nur das: Von Schirach ist außerdem Anwalt und hat sich intensiv mit dem deutschen Rechtssystem und den unterschiedlichsten Rechtsstreitigkeiten befasst.

Seine Standpunkte und Meinungen zu verschiedenen Rechtsfragen veröffentlichte er von 2010 bis 2013 in einer Reihe von Essays im Spiegel. Die Würde ist antastbar ist eine Sammlung dieser Essays.

In den Blinks wirst du herausfinden,

warum die Vorratsdatenspeicherung die Menschenwürde antastet,
warum Staatsanwälte keine Presseerklärungen herausgeben sollten und
warum eine Gerichtsverhandlung wiederholt werden muss, wenn die Saaltür aus Versehen abgeschlossen war.

Fragen der Gerechtigkeit sind nicht immer so leicht zu beantworten, wie es scheint – selbst wenn es um die Unantastbarkeit der Menschenwürde geht.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Die ersten Sätze der deutschen Verfassung erscheinen uns einleuchtend und spielen für unser Zusammenleben eine zentrale Rolle.

Allerdings ist diese Verpflichtung nur auf den ersten Blick selbstverständlich. Wenn wir genauer hinsehen, ist die Versuchung groß, die Menschenwürde doch ein wenig anzutasten.

Das verdeutlicht das folgende Beispiel: 1884 geriet der kleine englische Frachter Mignonette in einen Sturm und sank. Der Kapitän, zwei Matrosen und ein Schiffsjunge schafften es auf ein Rettungsboot. Sie trieben lange ohne Wasser und Nahrung umher. Es war klar, dass sie alle vier bald sterben müssten, wenn sie nicht einen von ihnen töten und essen würden.

Der Kapitän entschied, dass der Schiffsjunge das Opfer sein sollte. Nicht, weil er der kleinste und schwächste war, sondern weil er ein Waisenjunge war und keine Familie um ihn trauern würde. Die drei Seeleute töteten den Schiffsjungen und verspeisten ihn, wurden schließlich gerettet und vor Gericht gestellt. Die Bevölkerung war der Meinung, dass sie das Richtige getan hätten. Wie hättest du entschieden?

Der Punkt ist: Menschenleben dürfen niemals gegeneinander aufgerechnet werden, denn sobald wir damit beginnen, kommen wir in Teufels Küche. Auch wenn wir nachvollziehen können, warum der Kapitän diese Entscheidung getroffen hat, handelt es sich dennoch um ein Vergehen.

Ist es gerechtfertigt, ein Flugzeug abschießen, das entführt wurde und auf ein Hochhaus gelenkt werden soll? Hier würden die meisten noch zustimmen. Aber was ist mit folgendem Beispiel: Bei einem Arzt sitzen drei Patienten, die bald sterben werden – der eine an Nierenversagen, der andere an einer Herzkrankheit und der dritte an Blutverlust. Im Wartezimmer sitzt außerdem ein gesunder Mensch. Folgen wir dieser Logik, müsste der Arzt den gesunden Patienten ausschlachten, um die drei Leben zu retten. Immer noch einverstanden?

Es ist unmöglich, eine Grenze zu ziehen. Daher ist die Würde des Menschen absolut unantastbar und eine ganz klare moralische Richtlinie.

Unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung tastet die Politik zunehmend die Menschenwürde an.

Derzeit können wir eine besorgniserregende Entwicklung beobachten: Es scheint so, als würde die Politik die Würde des Menschen zunehmend antasten.

Der Krieg gegen den Terror bietet dafür zahlreiche Gelegenheiten – und zwar oftmals mit Einverständnis der Öffentlichkeit. Wenn Angela Merkel mit Freude verkündet, dass es den US-Amerikanern gelungen sei, Osama bin Laden zu töten, spricht sie etwas aus, was viele Menschen denken. Trotzdem begeht sie einen Fehler, denn durch diese Aussage höhlt sie den ersten Artikel unseres Grundgesetzes aus.

Wir brauchen den Feminismus nach wie vor und müssen die Gleichberechtigung zur Not mit Quoten durchsetzen.

In Deutschland herrscht derzeit eine Debatte, die sich gegen den Feminismus richtet. Junge Frauen behaupten heute gerne, die Gleichberechtigung sei erreicht und der Feminismus ein alter Hut, den sie nicht mehr bräuchten.

In diese Kerbe schlägt auch Kristina Schröder, die von 2009 bis 2015 Familienministerin war. Sie hat den Feminismus nicht verstanden und die Interessen der Frauen nicht vertreten, obwohl genau das ihre Aufgabe gewesen wäre. In einem Interview sagte sie, der Feminismus habe verkannt, dass auch Partnerschaft und Kinder Frauen glücklich machen. Dabei übersieht sie, dass der Feminismus unter anderem auch ihr den Weg zum Ministerposten freigekämpft hat. Anstatt sich weiter für Frauenrechte einzusetzen, streitet sie die Notwendigkeit einer Stärkung derselben ab.

Der Prozess gegen Jörg Kachelmann zeigt, dass Gerichte nicht immer die Wahrheit herausfinden können.

Die Idealvorstellung eines Gerichtsverfahrens sieht vor, dass mithilfe von Zeugen und Beweisen die Wahrheit ans Licht gebracht und der Täter gerecht verurteilt wird. Das ist zu viel verlangt, denn kein Gericht der Welt kann die Wahrheit rekonstruieren. Es kann nur bestimmen, was aller Wahrscheinlichkeit nach wahr ist.

Der Prozess gegen Jörg Kachelmann, der zwischen 2010 und 2011 geführt wurde, war ein komplexer Indizienprozess, der einige Mängel aufwies. Eine Frau behauptete, vom Wettermoderator Kachelmann vergewaltigt worden zu sein. Er bestritt diesen Vorwurf jedoch. Letztendlich stand Aussage gegen Aussage. Chatprotokolle belegen eindeutig, dass die Frau über Jahre hinweg seelisch zugrunde gerichtet worden war. Kachelmann trifft hier eine schwere Schuld. Für den eigentlichen Tatvorwurf gab es jedoch keine eindeutigen Beweise, sodass Kachelmann freigesprochen wurde.

Das Maß der Öffentlichkeit spielt eine wichtige Rolle bei Strafverfahren.

Strafprozesse werden heute zunehmend zu Medienereignissen. Das hat leider negative Auswirkungen auf die Qualität der Urteile.

In Deutschland gilt die Regel, dass Hauptverhandlungen öffentlich stattfinden müssen. Egal, wie gering das Interesse an einer Verhandlung ist – wenn aus Versehen die Saaltür zugesperrt war, muss sie wiederholt werden, sodass theoretisch jeder Interessierte dabei sein könnte.

Die Sicherungsverwahrung ist moralisch problematisch und wird viel zu häufig eingesetzt.

Die Sicherungsverwahrung ist eine Maßnahme für besonders gefährliche Straftäter, vor denen die Öffentlichkeit auch nach dem Ablauf ihrer Haftstrafe geschützt werden muss. So weit, so gut. Leider wird sie viel zu häufig angewendet.

In Deutschland befinden sich heute rund 200 Menschen in Sicherungsverwahrung. Natürlich muss die Gesellschaft vor gefährlichen Verbrechern geschützt werden, doch sitzen auch Diebe, Betrüger und Bankräuber in Sicherungsverwahrung.

Das Beispiel des Urheberrechts zeigt, dass direkte Demokratie nicht immer eine gute Idee ist.

Direkte Demokratie ist in. Es ist ja nur fair, wenn alle über das mitentscheiden dürfen, was alle betrifft. Oder?

Die Piratenpartei fordert zum Beispiel den freien Zugang zu Wissen. Alle Bücher sollten als E-Books online kostenlos zur Verfügung stehen, schließlich sei das der Wille der Bevölkerungsmehrheit. Diese Argumentation klingt verlockend, weist aber einige Schwachstellen auf.

Auch der Nichtraucherschutz zeigt, dass direkte Demokratie oft zu einer Politik der Bevormundung führt.

Nichtraucher werden immer besser geschützt und das Rauchen an immer mehr Orten verboten. Der Volksentscheid in Bayern zum Nichtraucherschutz wird oft als Beispiel für den Erfolg der direkten Demokratie gesehen. Der Autor sieht das ganz anders.

In Bayern wurde 2010 in einem Volksentscheid dafür gestimmt, dass das Rauchen in allen öffentlichen Gebäuden, Kneipen und sogar Festzelten verboten ist. Aber hat hier wirklich das Volk entschieden? Von den Wahlberechtigten haben nur 38 Prozent abgestimmt und davon waren 61 Prozent für den umgesetzten Entwurf. Das sind nur 23 Prozent aller Wähler. Diese 23 Prozent, von denen wir nicht einmal wissen, ob sie überhaupt in Kneipen gehen, entscheiden über ein Verbot, das alle betrifft.

Ferdinand von Schirach beantwortet keine Fragen zu seinem Nazi-Großvater, weil er nichts mit ihm zu tun hat.

Ferdinand von Schirachs Großvater war ein berühmter Nazi: Baldur von Schirach war Reichsjugendführer der NSDAP und Gauleiter in Wien. Auf Fragen zu seinem Großvater geht Ferdinand von Schirach in der Regel nicht ein. Das hat folgende Gründe:

Der Autor lernte seinen Großvater als Kind kennen, wusste jedoch zunächst nichts von dessen Nazi-Vergangenheit. Als sein Großvater aus dem Gefängnis entlassen wurde, war Ferdinand fünf Jahre alt. Er starb, als Ferdinand zehn Jahre alt war. Der Autor erinnert sich, dass sie zusammen Mühle spielten, spazieren gingen und dass der Großvater auf einem Auge fast blind war.

Zusammenfassung

Die Kernaussage dieser Blinks ist:

Aktuelle Ereignisse werfen ein neues Licht auf verschiedene Aspekte des deutschen Rechtssystems. Für Ferdinand von Schirach steht fest: Die Unantastbarkeit der Menschenwürde ist absolut, auch wenn die Politik diesem Leitprinzip im Namen der Terrorbekämpfung zunehmend den Rücken kehrt. Frauenrechte müssen nach wie vor gestärkt, die Öffentlichkeit in verantwortungsvoller Weise in Gerichtsverfahren eingebunden und die gesetzlichen Regelungen um die Sicherungsverwahrung überdacht werden. Darüber hinaus hinterfragt der Autor den Mehrwert von direkter Demokratie und plädiert für das Recht auf eine eigene Biografie, die von der Schuld der Vorfahren unangetastet bleibt.

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Worum geht es in Die Würde ist antastbar?

Die Würde ist antastbar (2014) ist eine Sammlung von Essays von Ferdinand von Schirach, die von 2010 bis 2013 im Spiegel erschienen sind. Darin werden ethische und moralische Fragen, grundlegende Aspekte der deutschen Justiz, aber auch Themen wie Rauchverbot, Feminismus oder von Schirachs eigener Großvater beleuchtet.

Bestes Zitat aus Die Würde ist antastbar

„Die Wahrheit eines Verfahrens ist nur eine Theorie über die Wirklichkeit.

—Ferdinand von Schirach

Wer Die Würde ist antastbar lesen sollte

Studierende der Rechtswissenschaften, Politik und Philosophie
Alle, die sich gerne mit ethisch-moralischen Grenzfällen beschäftigen
Verfechter von Freiheit, Moral und Gerechtigkeit

Über den Autor

Ferdinand von Schirach ist ein deutscher Strafverteidiger und Schriftsteller. Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Autoren. Seine zahlreichen Romane wurden in über 40 Sprachen übersetzt und sein Buch Verbrechen hielt sich 54 Wochen lang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Für sein Theaterstück Terror erhielt er 2015 überaus positive Kritiken.

Kategorien mit Die Würde ist antastbar

Gesellschaft & Kultur Philosophie

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