Die Frauen von Belarus Buchzusammenfassung - das Wichtigste aus Die Frauen von Belarus
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Zusammenfassung von Die Frauen von Belarus

Alice Bota

Wie ein Aufstand die Welt verändert

4.4 (85 Bewertungen)
35 Min.

Kurz zusammengefasst

Die Frauen von Belarus ist eine eindringliche Darstellung des Widerstands weiblicher Aktivistinnen in Belarus gegen das autoritäre Regime. Das Buch erzählt ihre Geschichten und gibt einen Einblick in die politische Situation des Landes.

Inhaltsübersicht

    Die Frauen von Belarus
    in 6 Kernaussagen verstehen

    Audio & Text in der Blinkist App
    Kernaussage 1 von 6

    Swetlana Tichanowskaja – Politikerin wider Willen

    Es könnte der fiktive Plot einer Netflix-Serie sein, in der sich ein etwas überambitionierter Drehbuchschreiber ordentlich ausgetobt hat: Ein YouTube-Blogger, der sich über staatliche Gängeleien aufregt und immer mehr Fans bekommt, möchte Präsident werden und den pseudodemokratischen Führer des Landes aus dem Amt verdrängen. Doch noch bevor er überhaupt als Kandidat zugelassen wird, kommt er mit fadenscheiniger Begründung in Haft. Die Ehefrau des Bloggers, eine Hausfrau, die sich bis dato nicht einen Deut für Politik interessiert hat, erklärt ad hoc, dass sie anstelle ihres Mannes kandidieren werde. Von den Obrigkeiten des Landes als naives „Weibsbild“ belächelt, wird sie tatsächlich zur Wahl zugelassen. Daraufhin tourt diese Hausfrau mit zwei Unterstützerinnen in einem kleinen Auto durchs Land und mobilisiert immer mehr Menschen. Nicht unbedingt, weil diese Menschen von der politisch unbedarften Frau überzeugt sind, sondern weil sie von dem Diktator die Nase voll haben. Das Unmögliche geschieht: Die bisherige Hausfrau und Mutter zweier Kinder gewinnt die Wahl. Oder gewinnt beinahe. So genau weiß man es nicht. 

    Fakt ist, dass der Diktator nicht die geringste Absicht hat, aus seinem Amt zu weichen. Er lässt das Wahlergebnis fälschen und sich mit vermeintlichen achtzig Prozent der Stimmen zum Sieger erklären. Landesweiter Protest bricht los; die Hausfrau muss mit ihren Unterstützern vor der Staatsgewalt ins Exil fliehen; Demonstranten gegen die gefälschte Wahl werden verhaftet, gefoltert und auf vielfältige Weise gedemütigt; Oppositionelle verschwinden; selbst eine Flugzeugentführung ist in diesem Plot enthalten. 

    Im Verlauf der „Serie“ wird aus der zurückhaltenden Hausfrau eine selbstbewusste Kämpferin für die Freiheit ihres Landes, die im Exil mit Leidenschaft bei mächtigen Politikern dafür wirbt, nicht länger wegzuschauen und den Menschen in ihrem Land zu helfen. Eine echte Aschenputtel-Geschichte, allerdings ohne Happy End. 

    Du ahnst es natürlich schon: Bei den geschilderten Ereignissen handelt es sich keineswegs um einen fiktiven Plot. Es ist die Geschichte von Swetlana Tichanowskaja – eine Geschichte, die in Belarus ihren Anfang nahm. 

    Rückblende in den Mai 2020: Swetlana Tichanowskaja sitzt mit ihren beiden Kindern daheim in ihrer Dreiraumwohnung in der belarussischen Hauptstadt Minsk und wartet darauf, dass ihr Mann übers Wochenende nach Hause kommt. Die Rollen in der Familie sind klar verteilt: Sie, eigentlich ausgebildete Englischlehrerin, kümmert sich um den Haushalt und die Kinder, er ist der Ernährer und Kopf der Familie. Sergej Tichanowskij ist ein Unternehmer, der viel für die Arbeit reist. Nebenbei produziert er YouTube-Videos, in denen er ganz normale Belarussen zu Wort kommen lässt, die sich an der Bürokratie ihres Landes und deren Willkürlichkeit die Zähne ausbeißen. Seine Videos werden immer politischer, er selbst immer wütender. In den Videos beschimpft er Staatsdiener als „Diebe“ und den Diktator Alexander Lukaschenko als „Kakerlake“. Er fasst einen Beschluss: Er will gegen den Diktator antreten und für das Präsidentschaftsamt kandidieren. Seine Frau erfährt davon aus dem Internet, denn an diesem 7. Mai 2020 kommt ihr Mann nicht nach Hause. Er sitzt zu diesem Zeitpunkt bereits im Gefängnis.

    Die Verhaftung ihres Mannes, dem fünfzehn Jahre Haft drohen, ist für Swetlana Tichanowskaja ein Wendepunkt, wie er drastischer kaum sein könnte. Sie sei vor der Verhaftung – wie die große Mehrheit der Belarussen – vollkommen unpolitisch gewesen und habe sich in ihrer Gleichgültigkeit und den begrenzten Freiheiten als Bürgerin ihres Landes eingerichtet, erläutert sie später ihren Werdegang. „Was kannst du schon ausrichten?“, habe sie sich gesagt. Und dann war sie auf einmal Präsidentschaftskandidatin und tourte mit zwei Unterstützerinnen durchs Land. 

    Bei ihren Wahlkampfauftritten im Sommer 2020 betonte sie immer wieder, dass sie nicht an Macht interessiert sei und sich nicht als Politikerin, sondern als gewöhnliche Frau des Volkes verstehe. Sie erklärte den Menschen, die in immer größerer Zahl zu ihren Veranstaltungen strömten: „Ich bin kein Politiker. Ich will meine Familie zurück und wieder meine Frikadellen braten.“ Ihr Entschluss, anstelle ihres Mannes zu kandidieren, war vielleicht die erste wirklich weitreichende Entscheidung, die sie als Ehefrau ohne ihren Mann traf. Verständlicherweise tut sie sich daher anfangs schwer mit ihrer neuen Rolle, die sie sich nicht ausgesucht hat.

    Paradoxerweise wirkt sie in der Rolle der sich aufopfernden Frau nicht nur sehr authentisch und glaubwürdig, gleichzeitig gewinnt sie enorm an Eigenständigkeit. Aus der Frau, der das Reden nicht lag und die sich immer nur als „die Frau von Sergej Tichanowskij“ vorstellte, wird nach und nach eine ernstzunehmende Präsidentschaftskandidatin, die bald bekannter ist als ihr Mann. 

    Als das Ergebnis der Präsidentschaftswahl vom 9. August 2020 bekannt gegeben wird und sich die Straßen mit Protestierenden füllen, wird klar, dass sie entweder ins Exil muss oder ins Gefängnis wandern wird. Also flieht sie mit ihren beiden Kindern nach Litauen.

    Es ist ein weiterer Schritt in Richtung Emanzipation. Zeigte sich Swetlana Tichanowskaja bei ihren Wahlkampfauftritten anfangs oft noch unsicher, legte wenig Wert auf elegante Kleidung oder Make-up, so sieht man sie nun im litauischen Vilnius mit Bob-Haarschnitt, im Etuikleid, perfekt von der Visagistin geschminkt. Sie weiß um die Macht der Bilder. In den vielen Interviews, die sie im Exil gibt, und bei den Treffen mit mächtigen Politikern der EU präsentiert sie sich als selbstbewusste, kämpferische Frau, die einen modernen Büroblock in Vilnius mit ihren zwanzig Mitstreitern zur Schaltzentrale des Widerstands gemacht hat. Mittlerweile beansprucht Swetlana Tichanowskaja stolz die Rolle der Anführerin des demokratischen Belarus – auch wenn sie für dieses demokratische Belarus nur noch aus dem Exil kämpfen kann. 

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    Worum geht es in Die Frauen von Belarus?

    Ein Herz, eine Faust und ein Victory-Zeichen – es sind drei kraftvolle Gesten, die gemeinsam zum Symbol des Aufstands gegen das totalitäre Regime von Alexander Lukaschenko in Belarus geworden sind. Ein Aufstand, der von drei Frauen angeführt wird. In Die Frauen von Belarus (2021) lernst du diese drei Frauen, ihre Geschichte und die Opfer, die sie für ihr Land bringen, kennen. Sie heißen: Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo.

    Wer Die Frauen von Belarus lesen sollte

    • Osteuropa-Kennerinnen und solche, die es werden wollen
    • Alle, die sich für weiblichen Protest interessieren
    • Jeder, der mehr über die Republik Belarus und ihre Menschen erfahren möchte

    Über den Autor

    Alice Bota ist Autorin, Journalistin und Osteuropa-Expertin. Die in Polen geborene und in Deutschland aufgewachsene ehemalige Leiterin des Moskau-Büros der ZEIT wurde für ihre Artikel und Reportagen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die Frauen von Belarus (2021) wurde für den Deutschen Sachbuchpreis 2022 nominiert.

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