Viele Menschen machen im Laufe ihres Lebens Erfahrungen mit der Krankheit Krebs, sei es durch eine eigene Erkrankung oder durch Betroffene im Freundes- und Familienkreis. Obwohl wir heute über vielfältige Therapiemöglichkeiten verfügen, bedeutet eine Krebsdiagnose immer noch eine Achterbahn der Gefühle – von Verzweiflung über Angst bis hin zu Hoffnung und Lebensmut. Die Blinks zu Krebs fühlen (2020) zeigen, wie sich der Umgang von Gesellschaft und Medizin mit der Krankheit im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt hat und welche Rolle Gefühle dabei gespielt haben.
Die Historikerin Bettina Hitzer leitet seit 2014 eine Forschungsgruppe zu Emotionsgeschichte am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. 2018 habilitierte sie sich an der Freien Universität Berlin. Das Buch Krebs fühlen basiert auf ihrer Habilitation und wurde 2020 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch und Essayistik ausgezeichnet.
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Start free trialViele Menschen machen im Laufe ihres Lebens Erfahrungen mit der Krankheit Krebs, sei es durch eine eigene Erkrankung oder durch Betroffene im Freundes- und Familienkreis. Obwohl wir heute über vielfältige Therapiemöglichkeiten verfügen, bedeutet eine Krebsdiagnose immer noch eine Achterbahn der Gefühle – von Verzweiflung über Angst bis hin zu Hoffnung und Lebensmut. Die Blinks zu Krebs fühlen (2020) zeigen, wie sich der Umgang von Gesellschaft und Medizin mit der Krankheit im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt hat und welche Rolle Gefühle dabei gespielt haben.
Gefühle sind universell und gleichzeitig individuell. Alle Menschen scheinen Emotionen wie Freude, Trauer und Angst fühlen zu können. Doch fühlen sie sich auch immer gleich an? Während die Wissenschaft noch darüber streitet, ob es eine Anzahl an Grundemotionen gibt, die alle Menschen empfinden, zeigt die Kulturgeschichte, dass sich Gefühle mit der Zeit durchaus wandeln und nicht immer gleich wahrgenommen werden. Wie wir Freude, Angst und Wut fühlen, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst.
Zunächst einmal ist da die physische Komponente von Gefühlen, die durch chemische Prozesse und Nervenreizungen messbar ist. Diese mag für alle Menschen gleich sein. Allerdings ist das allein nicht ausreichend, wie man anhand des Beispiels Schmerz genauer sehen kann. Es gibt Menschen, die ihr Schmerzempfinden durch mentales Training kontrollieren können. Genauso gibt es Phantomschmerzen, die keine reale Ursache zu haben scheinen.
Gefühle hängen also mit Sinneseindrücken zusammen, aber sie können darüber hinaus in unserem Denken unterschiedlich verarbeitet werden. Sie bewegen sich in einem Spielfeld aus Körper und Nicht-Körper. Wie und wo genau, das kann sich im historischen Ablauf verändern. Denn Gefühle werden auch von der Gesellschaft geprägt. So haben wir alle einmal gelernt, welche Namen es für unsere Gefühle gibt, welche davon wünschenswert und welche zu unterdrücken sind und wie wir mit ihnen umgehen sollen. Das alles hängt von den vorherrschenden sozialen Normen ab.
Neben der individuellen Komponente haben Gefühle also stets auch eine gesellschaftliche und eine historische Seite. So sah etwa die Angst vor dem Krebs vor einhundert Jahren völlig anders aus als heute. Sie wurde durch damalige Behandlungsmethoden, den gesellschaftlichen Umgang mit Krebskranken und durch das Verständnis von Angst selbst beeinflusst. Auch die Bedeutung von Emotionen für die Entstehung und den Verlauf von Krebserkrankungen war immer wieder Gegenstand von Diskussionen.
Die Emotionsgeschichte des Krebses widmet sich also der Relevanz von Gefühlen im Umgang mit der Krankheit. In den folgenden Blinks beleuchten wir diese Aspekte anhand von vier Dimensionen: Krebs erforschen, Krebs erkennen, Krebs besprechen und Krebs erfahren. Beginnen wir mit der Krebsforschung.