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von Yuval Noah Harari
Wie die USA unsere Existenz gefährden
Erdöl ist allgegenwärtig und steckt in nahezu allen Produkten unseres Alltags. Kosmetik, Plastikverpackungen, Kleidung, Strom und Treibstoffe aller Art – die Liste ließe sich beliebig verlängern. Wer heute auf Ölprodukte verzichten will, hat es nicht leicht. Der Rohstoff ist so wichtig, dass Kriege darum geführt wurden. Doch wo nahm die Jagd nach dem schwarzen Gold eigentlich ihren Anfang?
Der Ort der ersten erfolgreichen Ölbohrung klingt nicht unbedingt nach Geldregen und Aufschwung: die Lüneburger Heide in Deutschland. Hier bohrte der Geologe Georg Hunaeus 1858 das erste Mal nach Öl. Die Gegend war für ihre Teerkuhlen bekannt, die Ölsand hervorbrachten. Aus diesem wurde bereits seit dem 17. Jahrhundert Schweröl gewonnen, das man als Wagenschmiermittel verkaufte und als Medizin gegen Hundebisse oder Warzen nutzte. Doch der Ölboom in Deutschland war nur von kurzer Dauer. Die Ölvorkommen waren einfach nicht ergiebig genug.
Für die USA dagegen läutete die Ölförderung eine neue Epoche ein. Der Salzminenbesitzer Samuel Kier entdeckte, dass sich das ölige Nebenprodukt seiner Salzquellen zum Leuchtmittel Petroleum verarbeiten ließ. Das weckte die Nachfrage nach Öl und bald wurde auch in den USA gebohrt. 1859 fand in Titusville in Pennsylvania die erste US-amerikanische Bohrung durch Edwin Drake statt. Mit der steigenden Nachfrage nach Petroleum und der Aussicht auf reiche Vorkommen löste Erdöl das Gold ab und das Zeitalter des Ölbooms begann.
Heute ist es vor allem ein Name, der mit den Anfängen des Ölrauschs in Amerika verbunden wird: John D. Rockefeller. Rockefeller besaß schon als Kind einen ausgeprägten Unternehmerinstinkt: Er kaufte pfundweise Süßigkeiten und verhökerte diese dann in kleinen Portionen teurer an seine Geschwister weiter. Als erwachsener Geschäftsmann wurde er dann Teilhaber einer Firma, die mit Petroleum handelte. So wurde er auf das wachsende Ölgeschäft aufmerksam und erkannte dessen enormes Potenzial. 1870 gründete Rockefeller die Standard Oil Company, mit der er massenweise Raffinerien und Pipelines aufkaufte. Aufgrund seiner Marktmacht konnte er anschließend den Eisenbahngesellschaften Sonderkonditionen für den Öltransport diktieren.
Um seine Ziele zu erreichen, schreckte Rockefeller auch nicht vor Einschüchterung und Bestechung zurück. Bald beherrschte er neunzig Prozent des US-amerikanischen Ölmarktes. Schon 1882 hatte Standard Oil über 100.000 Mitarbeiter und Rockefeller war der reichste Mann der Welt. Als der Oberste Gerichtshof der USA den Konzern 1911 zerschlug, war selbst das nicht das Ende von Rockefellers Imperium. Aus Standard Oil Kalifornien ging Chevron hervor und zwei andere Teilunternehmen wurden zu ExxonMobil, dem heute größten privaten Ölkonzern.
Rockefellers Ära war nur der Startschuss für die Jagd nach Öl. Von da an gewann es weltweit immer mehr an Bedeutung.
Die USA stecken mitten in einer Energiewende – allerdings in Richtung Vergangenheit. Dank Präsident Trump erleben nicht Wind- und Solarenergie, sondern Öl und Gas einen neuen Boom. Diese Blinks zu Ölbeben (2019) führen dich von den Anfängen des Ölgeschäfts in die aktuellen Umbrüche auf dem internationalen Energiemarkt und zeigen, welche Akteure noch ihre Finger im Spiel haben.
„Wenn die Ölkonzerne auf einen wirtschaftsfreundlichen Präsidenten gehofft hatten, dann hat Trump ihre Erwartungen noch übertroffen.
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