Der Journalist Stephan Orth war drei Monate lang in China unterwegs, und zwar nicht als typischer Tourist, der in komfortablen Hotels nächtigt und tagsüber die Sehenswürdigkeiten knipst, sondern als Couchsurfer. Dabei hat er mit ganz unterschiedlichen Menschen gesprochen und das Land in all seiner Widersprüchlichkeit kennengelernt – zwischen Turbo-Fortschritt und bravem Gehorsam, unermesslichem Reichtum und bitterer Armut. In Couchsurfing in China (2019) liefert er uns einen lebendigen Eindruck vom bevölkerungsreichsten Land der Erde.
Stephan Orth ist Journalist und Buchautor. Nach einem Volontariat bei Spiegel Online schrieb er für dessen Reise-Ressort und veröffentlichte seitdem zahlreiche Bücher rund ums Thema Reisen, darunter auch den Bestseller Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt (2010). Seine Abenteuer beim Couchsurfing im Iran (2015) stehen ebenfalls als Blinks zur Verfügung.
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Kostenlos testenDer Journalist Stephan Orth war drei Monate lang in China unterwegs, und zwar nicht als typischer Tourist, der in komfortablen Hotels nächtigt und tagsüber die Sehenswürdigkeiten knipst, sondern als Couchsurfer. Dabei hat er mit ganz unterschiedlichen Menschen gesprochen und das Land in all seiner Widersprüchlichkeit kennengelernt – zwischen Turbo-Fortschritt und bravem Gehorsam, unermesslichem Reichtum und bitterer Armut. In Couchsurfing in China (2019) liefert er uns einen lebendigen Eindruck vom bevölkerungsreichsten Land der Erde.
Couchsurfen in China, bei diesen Reiseplänen staunen viele deutsche Durchschnittsurlauber nicht schlecht. Da Individualtourismus in China kaum verbreitet ist, sorgte der Autor Stephan Orth auch dort für Aufsehen. Obwohl Couchsurfing in China nicht verboten ist, wird es von der Regierung und den Behörden nicht gern gesehen.
Die chinesische Regierung wünscht sich nämlich Touristen, die in Gruppen brav die Sehenswürdigkeiten abklappern, ein paar Selfies schießen und dann weiterziehen. Wer auf eigene Faust unterwegs ist, könnte dagegen auch die weniger hochglanzpolierten Seiten des Landes wie Armut und Rückständigkeit entdecken und davon in seinem Heimatland berichten. Um die Kontrolle zu haben, verlangt die Regierung deshalb, dass Touristen bei ihrem Visumsantrag genau angeben, wohin sie reisen und wie lange sie dort zu bleiben gedenken. Vor Ort müssen sie sich außerdem bei der Polizei anmelden.
Unter diesen Umständen ist es verständlich, dass die chinesischen Behörden von einem Couchsurfer, der darüber auch noch ein Buch schreiben will, alles andere als begeistert gewesen wären. Um trotzdem ein Visum zu bekommen, verschwieg Orth daher sein Buchprojekt und gab außerdem an, nur zwei große Städte zu besuchen. Tatsächlich aber wollte er es dem Zufall überlassen, wohin es ihn in dem Riesenland verschlägt, und hatte deshalb auch vorab keine Route festgelegt. Der Preis dafür ist, dass es wohl Orths letzte Reise nach China war – denn die Veröffentlichung des Buches werden die chinesischen Behörden auf jeden Fall registrieren.
Erst einmal unterwegs, bemerkte Stephan Orth schnell, dass er ziemlich viel Aufmerksamkeit erregte, zumindest abseits der großen Metropolen und Touristenattraktionen, wo man an Menschen aus dem Westen gewöhnt ist. Doch sobald er die ausgetretenen Pfade verließ, wurde er als Nicht-Asiate zur kleinen Sensation. Als Orth z.B. eine Schule in einer Kleinstadt besuchte, wurde eine richtige Fotosession mit ihm veranstaltet. Im Anschluss erklärte ihm sein Gastgeber, dass die Schule die Fotos wahrscheinlich für ihre Werbeprospekte verwenden würde, um den Eindruck zu erwecken, einen europäischen Lehrer zu haben – dann könnte sie höhere Schulgebühren verlangen.
Auch westliche Männer, die in China leben, erfahren diese besondere Form der Aufmerksamkeit. Da sie einzig aufgrund ihrer Herkunft als besonders attraktiv und erfolgreich gelten, ist es für sie leicht, einen Job oder eine Freundin zu finden.
Wer sich also als Nicht-Asiate entscheidet, China auf eigene Faust zu erkunden, sollte damit rechnen, sich öfter wie ein exotisches Zootier zu fühlen, das staunende Menschentrauben anzieht und unbedingt mit der Smartphone-Kamera festgehalten werden muss.