Der Mensch und seine Symbole (1964) war das letzte Werk des bedeutenden Psychologen Carl Gustav Jung – und unter seinen Büchern das einzige, das sich an ein breiteres Publikum wandte. Diese Blinks erklären seine teils komplexen Gedanken zum menschlichen Unbewussten und der psychologischen Bedeutung kollektiver Symbole und Erzählungen.
Der Schweizer Carl Gustav Jung, oft kurz C.G. Jung, gilt als einer der Wegbereiter der modernen Psychologie und Psychoanalyse. Er begründete die Disziplin der Analytischen Psychologie und prägte mit seinen Theorien Bereiche wie die moderne Literatur, Spiritualität, die Persönlichkeitsforschung und die Kunst. Weitere bedeutende Werke von ihm sind Seelenprobleme der Gegenwart, Die Archetypen und das kollektive Unbewusste und Psychologische Typen.
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Start free trialDer Mensch und seine Symbole (1964) war das letzte Werk des bedeutenden Psychologen Carl Gustav Jung – und unter seinen Büchern das einzige, das sich an ein breiteres Publikum wandte. Diese Blinks erklären seine teils komplexen Gedanken zum menschlichen Unbewussten und der psychologischen Bedeutung kollektiver Symbole und Erzählungen.
Stell dir vor, du besichtigst eine christliche Kathedrale. Auf den prächtigen Buntglasfenstern und Fresken sind Tiere dargestellt – vor allem Adler, Löwen und Stiere. Ohne Vorkenntnisse über christliche Mythologie könntest du dich fragen: „Warum gerade diese Tiere?“ Du könntest sogar annehmen, die Christen würden diese Tiere verehren.
Doch in Wirklichkeit stellen die Tiere Symbole dar. Sie tragen eine versteckte Botschaft, die du als Betrachter entschlüsseln musst. Die Konstellation „Löwe-Stier-Adler“ geht zurück auf eine Vision des Schriftpropheten Ezechiel und repräsentiert drei der vier Evangelisten – der Verfasser der vier biblischen Evangelien.
Aber warum verschlüsseln wir Bedeutung durch Symbole? Ursprünglich ging es darum, Ideen oder Konzepte darzustellen, die wir nicht vollständig begreifen oder erklären können. In solchen Fällen benutzen wir Symbole bewusst. Es gibt aber auch einen Bereich unseres Denkens, in dem wir sie unbewusst verwenden: unsere Träume.
Die menschliche Psyche ist unvorstellbar komplex und wird oft fälschlicherweise mit dem bewussten, wachen Verstand gleichgesetzt. Aber diese Definition ignoriert einen weiteren essenziellen Teil der Psyche: den unbewussten Verstand oder kurz das Unbewusste. Dein Unbewusstes enthält all die geistigen Informationen, auf die du zu einem gegebenen Zeitpunkt nicht aktiv zugreifst.
Im bewussten Wachzustand nehmen wir die Umweltinformationen über unsere fünf Sinne auf. Über diese Kanäle werden die Reize dann an den Verstand übertragen. So weit, so bewusst. Wir können aber nicht kontrollieren, wie unser Verstand diese Empfindungen interpretiert. Und das macht unsere Wahrnehmung zu einem unbewussten Prozess.
Außerdem gibt es unzählige Ereignisse, Gedanken und Gefühle, die wir zwar erfahren, aber nicht mit vollem Bewusstsein erfassen. Dazu kommen all die Erinnerungen an Dinge, die wir einst bewusst erlebt haben, im Alltag aber nicht ständig abrufen. All diese Informationen schlummern in unserem Unbewussten, bis wir sie plötzlich durch irgendeinen Reiz erinnern – oder unverhofft in unseren Träumen sehen.
Unser bewusster Verstand verwendet Sprache, um Gedanken auszudrücken. Dagegen arbeitet der unbewusste Verstand mit Bildern und Symbolen. Und diese Symbole sind nicht universell wie die Sprache, sondern so individuell wie unsere Psyche.
Nehmen wir an, ein Mann träumt davon, einen Schlüssel in ein Schlüsselloch zu stecken. Wir könnten dieses Bild als ein Symbol für penetrativen Geschlechtsverkehr deuten. Aber warum wählt das Unbewusste des Mannes gerade dieses spezifische Symbol?
Womöglich könnte uns das Schlüsselsymbol etwas über die Psyche des Mannes und sein individuelles Verhältnis zu Sex verraten. Vielleicht hat es aber auch gar nichts damit zu tun. Denn eines steht fest: Symbole sind nie unmittelbar und eindeutig. Sie sind stets eng mit dem individuellen Unbewussten eines jeden Einzelnen verbunden.
Wir halten zunächst fest: Dein Verstand nutzt Symbole, um unbewusste Gedanken in deinen Träumen darzustellen.
Das führt natürlich zur spannenden Frage: Wie können wir die Symbole des Unbewussten deuten?