Name: Rendezvous mit einem Oktopus
Rating: 4.3 (97 reviews)
Author: Sy Montgomery

Was drin ist für dich: In die faszinierende Welt der Tintenfische eintauchen.

Wohnst du in einer WG mit einem Hund oder einer Katze oder versorgst du ein Pferd? Ob mit oder ohne Haustier – du weißt vermutlich, dass Menschen sich manchen Tierarten näher fühlen als anderen, sich mit ihnen anfreunden und sogar mit ihnen identifizieren können.

Sie sind niedlich, zum Kuscheln geeignet, haben warmes, weiches Fell und ähneln uns Menschen so sehr in ihrem Verhalten, dass es uns leicht fällt, sie toll zu finden.

Aber wie sieht es mit deinen Gefühlen für Oktopusse aus? Du empfindest sie wahrscheinlich eher als fremdartige Tiere: Oktopusse sind glibberig, haben nicht mal eine Wirbelsäule, ihr Maul aber dafür in der Achselhöhle. Im Gegensatz zu Katzen und Hunden begegnest du ihnen außerdem eher selten bis nie. Das schürt bei vielen Menschen Angst. Wie tief diese Angst in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, siehst du in vielen kulturellen Zeugnissen. Die altisländische Örvar-Odds-Sage berichtet bspw. von einem gigantischen Tentakelmonster, das „Menschen, Schiffe und Wale gleichermaßen verschluckt“. Aber auch in der Popkultur von amerikanischen Horrorfilmen bis hin zur fiesen Krake Ursula aus Disneys Arielle die Meerjungfrau: Fast überall gelten Oktopusse oder oktopusähnliche Wesen als tödliche Monster aus der Tiefe des Ozeans.

Die Chancen sind also hoch, dass du in der Welt der Oktopusse ein komplett Fremder bist und keine Ahnung hast, mit welch schillernden, interessanten Kreaturen du es zu tun hast, wenn du so einem Achtfüßer im Aquarium begegnest. In den Blinks wirst du einen Einblick in verschiedene Oktopuspersönlichkeiten bekommen und erfahren, wie diese klugen Tiere die Welt wahrnehmen und was sie mit uns Menschen gemeinsam haben.

Du lernst außerdem,

warum du dir ab jetzt wünschen wirst, ein Oktopus zu sein,
welche Ähnlichkeiten es zwischen Kraken und Stimmungsringen gibt, und
woran du einen senilen Oktopus erkennst.

Kluge Kraken: Oktopusse sind intelligent und wissbegierig.

Krake, Tintenfisch, Kopffüßer: Bei keiner dieser Bezeichnungen schüttet dein Körper vermutlich Kuschelhormone aus. Das Ansehen des Oktopus ist mit schweren Vorurteilen belastet und Menschen, vor allem der westlichen Hemisphäre, haben oft Angst vor ihm.

Seine Saugnäpfe und Tentakel wirken bedrohlich, die Tiere scheinen schleimig, bizarr und irgendwie unheimlich und man weiß einfach zu wenig über sie. Schade, dass diese tollen Lebewesen oft so misstrauisch und ängstlich beäugt werden. Denn wenn man etwas genauer hinschaut, wird deutlich, dass sie unheimlich kluge, fantastische Kreaturen sind.

Oktopusse sind die Superhirne unter den wirbellosen Tieren. Das mag zunächst nicht besonders beeindruckend klingen, wenn man bedenkt, dass zu dieser Tiergruppe auch Schnecken zählen, denen man nicht unbedingt Einsteinqualitäten zuschreibt, oder Muscheln, die nicht mal ein Gehirn haben. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass das Gehirn von Oktopussen nur die Größe einer Walnuss hat, können sie enorme Leistungen damit erbringen.

Der amerikanische Biologe Roland Anderson brachte in einem Experiment Oktopusse mehrfach mit zwei verschiedenen Personen in Kontakt. Die eine fütterte die Tiere, die andere ärgerte sie mit einem Stock. Nach nur einer Woche konnten die Oktopusse die beiden Menschen allein anhand ihres äußeren Erscheinungsbilds auseinanderhalten. Sie näherten sich dem Fütterer und ließen den Störenfried links liegen.

Aber Oktopusse reagieren nicht nur auf Anreize, sie lechzen förmlich selbst nach intellektueller Stimulation. Wenn sie gelangweilt sind, werden sie kreativ. Ein kleiner Oktopus in einem Aquarium in Santa Monica brachte etwa den benachbarten Sektor zum Überfluten, weil er aus Langeweile mit einem Ventil in seinem Tank spielte.

Andere Exemplare begeben sich aktiv auf die Suche nach unterhaltsameren Orten und verlassen eigenmächtig ihr Territorium, um Neues zu entdecken. Ein Mitarbeiter in der meeresbiologischen Station in Plymouth in Großbritannien etwa stolperte eines Tages auf seinem Heimweg über ein Tier auf der Treppe. Dem Oktopus war in seinem Wassertank langweilig geworden und er war gerade auf dem Weg nach unten ins Freie.

Oktopusse sind also viel mehr als öde, glibberige Wesen mit langen Fangarmen. Sie haben nicht nur eine verhältnismäßig große Gehirnleistung, sondern auch andere erstaunliche Eigenschaften.

Multitalente: Oktopusse können ihre Farbe ändern und mit ihren Saugorganen schmecken.

Hast du dir schon mal gewünscht, ein Chamäleon zu sein und deine Farbe der jeweiligen Umgebung anzupassen? Genauso gut könntest du dir aber auch wünschen, eine Krake zu sein. Die können das nämlich ganz besonders gut.

Einige Oktopusse verändern ihre Farbe, um als Beute weniger attraktiv zu sein oder gefährlicher auszusehen, wenn sie sich in Gefahr befinden. Sie bedienen sich dabei der gesamten Farbpalette und werden durch Anpassung an die Farbumgebung schier „unsichtbar“.

Kleine Persönlichkeiten: Oktopusse haben mit Menschen viele Verhaltensweisen gemein.

Kein Mensch gleicht dem anderen. Jeder verhält sich ein bisschen anders und alle Menschen haben unterschiedliche Charaktere. Bei Tieren denkt man trotzdem oft, sie seien alle gleich, vor allem wenn sie so unnahbar erscheinen wie Oktopusse.

Aber auch sie haben, genau wie Menschen, verschiedene Persönlichkeiten. Es gibt z.B. introvertierte und extrovertierte Tiere.

Same but different: Augen und Sehkraft von Tintenfischen sind den von Menschen gleichermaßen ähnlich und unähnlich.

Wenn du in die Situation kommst, einem Jäger bei der Arbeit zuzusehen, wirst du bemerken, dass diese meistens mit demselben Auge zielen – denn ebenso wie wir eine starke und schwächere Hand haben, steht es auch mit unseren Augen.

Auch Oktopusse haben wie Menschen ein dominantes Auge. Wenn sie jemanden oder etwas besonders scharf und klar sehen wollen, fokussieren sie es mit dem starken Auge. Überhaupt ist ein Tintenfischauge so ähnlich strukturiert wie ein menschliches. Beide Augenarten haben eine Linse zum Fokussieren, eine Iris, die das einströmende Licht reguliert, und eine Retina am Ende des Auges. Die Retina des Oktopus – und des Menschen – ist das Gewebe, das Licht in Impulse verwandelt, die dann ins Hirn weitergeleitet werden.

Kernaussagen in Rendezvous mit einem Oktopus

Worum geht es in Rendezvous mit einem Oktopus?

Rendevous mit einem Oktopus (2017) ist eine Liebeserklärung der Autorin an den Oktopus. Das Buch nimmt dich mit auf eine Reise in die Unterwasserwelt amerikanischer Aquarien, in denen einige faszinierende und erstaunlich unterschiedliche Exemplare leben. Es beschreibt, wie einzigartig, intelligent und spannend diese Tiere sind, die uns so fremdartig erscheinen. Es war für den National Book Award nominiert und auf diversen Bestsellerlisten zu finden.