Durch die rasante Veränderung unserer Arbeitswelt verlieren herkömmliche Sicherungssysteme zunehmend ihre Wirksamkeit. In Sozialrevolution! (2017) werden zeitgemäße Ideen und neue Ansätze für eine soziale Absicherung aller Menschen vorgestellt.
Dreizehn hochkarätige Autoren haben ihre Gedanken zu diesem Sammelband beigesteuert, darunter der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis, Autor des Bestsellers Das Euro-Paradox (auch als Blinks verfügbar), Andrew L. Stern, der bekannteste Gewerkschafter der USA, und der prominente deutsche Hirnforscher Gerald Hüther.
Original: Sozialrevolution! © 2017 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main/New York
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Kostenlos testenDurch die rasante Veränderung unserer Arbeitswelt verlieren herkömmliche Sicherungssysteme zunehmend ihre Wirksamkeit. In Sozialrevolution! (2017) werden zeitgemäße Ideen und neue Ansätze für eine soziale Absicherung aller Menschen vorgestellt.
Schon immer sind Menschen krank geworden, doch eine Krankenversicherung in unserem Sinne gibt es erst seit gut hundert Jahren. Wie hat das früher funktioniert? Und wovon haben alte Menschen gelebt, als es noch keine staatliche Rente gab?
Die soziale Absicherung gab es zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Ausprägungen. Gemeinsam war allen Formen vor der Einführung des modernen Sozialstaats, dass sie auf eine vertraute Gemeinschaft bauten. Die Jäger und Sammler der Urzeit zogen in Clans umher. Jeder kannte jeden und alle kümmerten sich selbstverständlich um hilfsbedürftige Mitglieder des Clans.
In den antiken Städten der ersten Jahrhunderte v. Chr. entstanden dann erste Gemeinschaften zum Zweck der Geselligkeit, die sich nicht auf die Großfamilie gründeten. Die Mitglieder dieser Gemeinschaften legten bald auch Geld zusammen, um sich in sozialen Notfällen gegenseitig zu unterstützen.
Im Mittelalter gab es eine erneute Erweiterung: Auf dem Land übernahmen nun Dorfgemeinschaften die Fürsorge, in den Städten waren es Handwerkszünfte und Handelsgilden – die Vorläufer heutiger Berufsgenossenschaften. Auch im Mittelalter beruhte die soziale Sicherheit auf vertrauensvollen Beziehungen zu Menschen des direkten Umfelds. Das Motiv für die Unterstützung war oftmals persönliches Mitleid. Diese starken persönlichen Beziehungen hatten natürlich auch eine Kehrseite: ein heute unvorstellbares Maß an Kontrolle. Wer gegen die soziale Ordnung verstieß, wurde von der Gemeinschaft geächtet, im Extremfall sogar verstoßen, und fiel damit durch das soziale Sicherungsnetz.
Erst die sozialen Umwälzungen im Zuge der Industrialisierung führten schließlich zur Etablierung des modernen Wohlfahrtsstaats. Millionen Menschen zogen in die Städte, um in den entstehenden Fabriken zu arbeiten. In den anonymen Wohnsiedlungen der wachsenden Städte gab es nun keine Großfamilien mehr und auch keine mittelalterlichen Genossenschaften. Kranke, Alte und zunehmend auch Arbeitslose lebten plötzlich ohne jede Absicherung, was nicht selten ihre Existenz bedrohte.
Um die daraus resultierenden sozialen Unruhen zu befrieden, führte der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck in den 1890er-Jahren die wichtigsten Säulen des Sozialstaats ein, wie wir ihn heute noch kennen: eine staatliche Krankenversicherung, eine Unfallversicherung und Pensionskassen. Doch schon damals hatten all diese Einrichtungen auch Schattenseiten, die zum Teil bis heute fortbestehen.