ALDI eine deutsche Geschichte
Schampus für alle ist ein Buch von Guido Knopp, das die Geschichte des Champagners erzählt und dabei die Bedeutung und den Einfluss des edlen Getränks auf Gesellschaft und Kultur beleuchtet. Eine faszinierende Lektüre über den Aufstieg und Fall des Champagners.
Mitte der 30er-Jahre schraubten die Brüder Karl und Theo, beide Teenager, im Hinterhof ein Tandem der Marke Eigenbau zusammen. Auf diesem Gefährt machten sie sich auf in den Urlaub und fuhren von Essen die 800 Kilometer bis nach Berchtesgaden. Alle Ausgaben notierten sie sorgfältig, am Ende hatte sie der Urlaub knapp zwanzig Reichsmark gekostet.
Diese kleine Anekdote aus der Jugend der beiden Aldi-Gründer zeigt vor allem zwei Dinge. Erstens gingen sie schon im Jugendalter sparsam und bewusst mit ihrem Geld um. Und zweitens ging es ihrer Familie finanziell nicht schlecht, denn zu dieser Zeit konnten sich beileibe nicht alle Teenager einen Urlaub leisten.
Ihr Vater Karl Albrecht betrieb schon seit 1913 ein Brotgeschäft im Arbeiterviertel Essen-Schonnebeck. Als er 1914 in den Krieg ziehen musste, übernahm seine Frau Anna das Geschäft. Die Familie hatte Glück: Karl Senior kehrte unversehrt aus dem Krieg zurück. Der Inhaber des größeren Tante-Emma-Ladens direkt neben Karls Brotgeschäft hingegen fiel dem Krieg zum Opfer. Karl Albrecht nutzte die Chance und erwarb den Laden.
Mit heutigen Supermärkten hatte der wenig gemein, denn zu dieser Zeit besaß kaum jemand einen Kühlschrank. Deswegen gingen die Frauen jeden Tag einkaufen und machten ihre Tour zum Bäcker, zum Fleischer, zum Obst- und Gemüsehändler und eben in den Lebensmittelladen, wie Karl Albrecht nun einen führte.
Karl Albrecht Junior wurde 1920 geboren, sein Bruder Theodor zwei Jahre später. Die Albrecht-Brüder wuchsen in kleinbürgerlichem Wohlstand auf. Sie mussten beide schon früh im elterlichen Laden mithelfen und machten nach ihrer zehnjährigen Schullaufbahn eine Ausbildung im Einzelhandel: Karl wurde in einen schicken Feinkostladen in der Essener Innenstadt geschickt, Theo blieb bei seinen Eltern im Geschäft.
Auch im Zweiten Weltkrieg hatte die Familie Albrecht Glück im Unglück: Zwar starb Karl Senior 1943 an einer Krankheit, doch beide Söhne kehrten heil von der Front zurück. Der Krieg wirkte sich unterschiedlich auf die Brüder aus. Karl, der in Russland stationiert war, war bei seiner Rückkehr noch gottesfürchtiger als vorher – es erschien ihm wie ein Wunder, dass er dieser Hölle entkommen war. Und Theo war in einer Nachschubeinheit tätig gewesen, weshalb er lernte, mit Material zu kalkulieren und mit unsicheren Lieferketten umzugehen.
Wir können also festhalten, dass die Aldi-Brüder aus einer Händlerfamilie stammen, die während der beiden Weltkriege viel Glück gehabt hat.
Du fragst dich, wie die Albrechts zu Hitler und dem Nationalsozialismus standen? Dazu haben sie sich nie geäußert.
Ihre Mitglieder gehören zu den reichsten Deutschen, aber in der Öffentlichkeit ist kaum etwas über sie bekannt. Die Familie Albrecht, der die Aldi-Discounter gehören, hat schon immer größten Wert auf Geheimhaltung gelegt. Das hat den erfahrenen Historiker Guido Knopp jedoch nicht davon abgehalten, in seinem Buch Schampus für alle (2021) eine spannende deutsche Geschichte zu beleuchten.
Gut zu wissen: Die türkischen Gastarbeiterinnen waren von Aldi so begeistert, dass in der Gebärdensprache noch heute die Geste des Kopftuchumlegens Aldi bedeutet.
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