Ungleich vereint Buchzusammenfassung - das Wichtigste aus Ungleich vereint
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Zusammenfassung von Ungleich vereint

Steffen Mau

Warum der Osten anders bleibt

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22 Min.
Inhaltsübersicht

    Ungleich vereint
    in 5 Kernaussagen verstehen

    Audio & Text in der Blinkist App
    Kernaussage 1 von 5

    Ostdeutsche Eigenheiten

    Die Debatte um die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bleibt auch über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung hochaktuell. So heißt es in der Präambel des letzten Berichts zum Stand der deutschen Einheit: Trotz teilweisem Abbau struktureller Unterschiede bewerten Ost- und Westdeutsche die Lage der Bundesrepublik immer noch unterschiedlich. Die Folgen der Wiedervereinigung sind also auch heute noch präsent.

    Das widerspricht der in den Neunzigerjahren verbreiteten Modernisierungstheorie, die  davon ausging, dass sich Ostdeutschland mittelfristig dem Westen angleichen würde – und zwar auf wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Ebene. 

    Schaut man sich bestimmte Kennzahlen an, scheinen sich beide Landesteile tatsächlich anzugleichen. So haben sich die Arbeitslosenquote und Lebenszufriedenheit seit der Wende angenähert und beide Bevölkerungsteile wurden durch innerdeutsche Mobilität durchmischt, wodurch Ost und West in den letzten Jahrzehnten sozial tatsächlich näher zusammengewachsen sind. 

    Doch obwohl es in einigen Bereichen Verbesserungen gab, bestehen nach wie vor gravierende Unterschiede. Diese Differenzen scheinen sich sogar eher zu verhärten und zu reproduzieren. Das betrifft beispielsweise die Lebenserwartung von Männern, Kaufkraft, Größe des Niedriglohnsektors, Vereinsdichte, Kirchenbindung, Patentanmeldungen oder die Hauptsitze großer Unternehmen. 

    Es ist daher angemessener, von einer Verstetigung ostdeutscher Eigenheiten auszugehen und keine vollständige Konvergenz zu erwarten. Ostdeutschland war und bleibt anders. Und das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes. In Bereichen wie der Gender-Pay-Gap, Kita-Abdeckung oder Mieten, wo der Osten besser abschneidet, macht es keinen Sinn, den Westen als Maßstab zu nehmen. Einige regionale Unterschiede sind außerdem zu erwarten – schließlich fordert auch niemand, dass Bayern sich dem westdeutschen Durchschnitt anpassen muss. 

    Dass die Angleichungserwartung nicht länger realistisch ist, lässt sich besonders gut an drei Bereichen veranschaulichen: Sozialstruktur, Demografie und Kultur.

    Hinsichtlich der Sozialstruktur gibt es teils erhebliche Unterschiede. Während Westdeutschland stärker von einer Mittelschicht geprägt ist, besteht Ostdeutschland aus einer Arbeitnehmergesellschaft; es ist ein Land der kleinen Leute. Das Haushaltsvermögen im Westen ist fast doppelt so hoch und nur zwei Prozent der gezahlten Erbschaftssteuer stammt aus Ostdeutschland. Die negativen Transformationsfolgen – wie Massenarbeitslosigkeit, Deindustrialisierung und berufliche Deklassierung – haben sich auch auf die Sozialstruktur Ostdeutschlands ausgewirkt. Bis heute ist der Osten stärker auf manuelle Produktions- und Dienstleistungssektoren als auf Innovation und Forschung fokussiert. Viele Entscheidungspositionen sind von Westdeutschen besetzt, die oft selbst nur in den Osten pendeln, was zu einer ausgeprägten Elitenschwäche führt.

    Demografisch trennen Ost- und Westdeutschland ebenfalls Welten – und das nicht erst seit der Wende. Während der Westen heute etwa sechzig Prozent mehr Einwohner hat als vor dem Zweiten Weltkrieg, sind es im Osten fünfzehn Prozent weniger. Im ländlichen ostdeutschen Raum ist bis 2040 ein weiterer Rückgang von bis zu fünfundzwanzig Prozent zu erwarten. Zudem gibt es eine Ost-West-Abwanderung von Frauen, was zu einem großen Männerüberschuss führt. Diese demografische Maskulinisierung hat Auswirkungen auf Partnerschaften und Männlichkeitsnormen. Der Zuspruch für die AfD ist in diesen vermännlichten Räumen tendenziell höher, was die Gemeinden noch weniger attraktiv für Zuwanderer macht.

    Drittens hat sich Ostdeutschland als eigenständiger Kultur- und Deutungsraum etabliert. Deutungskulturen beschreiben nach dem Politikwissenschaftler Karl Rohe Grundannahmen über die politische Welt – Beispiele sind etwa die Sicht auf die DDR und den Sozialismus, die im Osten milder bewertet werden, sowie das Umbruchsgedächtnis zur Transformation. Westdeutsche sehen die Wiedervereinigung tendenziell als abgeschlossenen Prozess, während Ostdeutsche dies nicht so empfinden. Ein unterschwelliges Gefühl der Verletzung und des Zu-kurz-Kommens führt zu Ressentiments und Skepsis gegenüber Institutionen.

    Die ostdeutsche Sozialstruktur und Mentalitäten wurden also maßgeblich durch die DDR, die Transformationserfahrung und ihren damit einhergehenden eigenen Entwicklungspfad gekennzeichnet. Das betrifft auch das heutige Demokratieverständnis.

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    Worum geht es in Ungleich vereint?

    Ungleich vereint (2024) analysiert die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, die auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung bestehen. Steffen Mau skizziert, wie sich diese Unterschiede in Bereichen wie Wirtschaft, Sozialstruktur und politischer Kultur manifestieren. Seine Analyse bietet einen Einblick in die Erfahrungen, die Ostdeutsche seit der Wende durchlaufen haben, und thematisiert die daraus resultierenden Spannungen.

    Wer Ungleich vereint lesen sollte

    • Ost- und Westdeutsche
    • Alle, die die politische Kultur des Ostens besser verstehen wollen
    • Menschen mit Interesse an Soziologie und deutscher Geschichte

    Über den Autor

    Steffen Mau ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und forscht zu Wohlfahrtsstaat, Ungleichheit und Migration. Zu seinen Büchern zählen Lütten Klein (2019) und Triggerpunkte (2023), das du ebenfalls in unserer Bibliothek findest. Mau erhielt 2021 den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und berät als Mitglied des Sachverständigenrates Integration und Migration die Bundesregierung.

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