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von Yuval Noah Harari
Spektrum, Ursachen, Diagnose, Therapie und Beratung
Die vielen Farben des Autismus von Thomas Girsberger ist ein Buch, das sich mit der Vielfalt des Autismus und den verschiedenen Erfahrungen von Autisten auseinandersetzt. Es bietet Einblicke und Erkenntnisse über diese besondere neurologische Unterschiedlichkeit.
Lautet die Diagnose „Autismus“, lohnt es sich mitunter, in der Familiengeschichte nachzuforschen. Häufig sind Betroffene nämlich nicht die Ersten in ihrem Verwandtenkreis, bei denen autistische Merkmale auftreten. In früheren Generationen blieb Autismus nur einfach oft unbemerkt.
Denn meistens ist Autismus erblich bedingt – und zwar in 90 Prozent der Fälle. Es gibt zwar kein bestimmtes „Autismus-Gen“, das automatisch eine Entwicklungsstörung auslöst. Allerdings ließen sich einige Erbfaktoren ausmachen, die das Auftreten von Autismus begünstigen.
Zudem bestimmen Gehirnschäden den Schweregrad des Autismus. Je früher und je stärker sich die autistischen Wesenszüge bei einem Kind zeigen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zusätzlich zu seiner genetischen Veranlagung bestimmte neurologische Schäden davongetragen hat. Solche Schäden entstehen vor oder während der Geburt: Sauerstoffmangel bei der Geburt und mütterlicher Alkoholmissbrauch während der Schwangerschaft sind unter anderem dafür verantwortlich.
Doch auch nach der Geburt des Kindes wirken sich gewisse Umstände negativ auf den Verlauf einer autistischen Entwicklungsstörung aus. Stellt man die Betroffenen beispielsweise unter Zeitdruck oder konfrontiert sie mit unangemessenen Erwartungen, erzeugt das Stress. Und dies kann dazu führen, dass auch einfache Aufgaben nicht mehr erfüllt werden und die Betroffenen entweder ausrasten oder einfrieren.
So eine einfache Aufgabe ist auch das Entschlüsseln von Emotionen beim Gegenüber. Viele Menschen glauben, Autisten könnten schlecht Gefühle erkennen. Das stimmt zwar, aber nur bedingt. Lässt man ihnen genug Zeit, haben viele nämlich gar kein Problem damit. Schwierig wird es für sie erst, wenn sie innerhalb kurzer Zeit, also intuitiv, Entscheidungen treffen müssen. In solchen Situationen kommt es mitunter zu Verhaltensauffälligkeiten.
Die Umgebung spielt also eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von autistischem Verhalten. Eine liebevolle Eltern-Kind-Beziehung etwa kann Autisten Halt geben und sie stabilisieren, sodass autistische Verhaltensweisen seltener auftreten. Das bedeutet aber keinesfalls, dass ein ablehnendes, weniger liebevolles Eltern-Verhalten den Autismus erst hervorruft.
Zu dieser problematischen Schlussfolgerung kamen Mitte des 20. Jahrhunderts US-amerikanische Psychoanalytiker wie Bruno Bettelheim. Dieser glaubte, den gefühlskalten „Kühlschrankmüttern“ die Hauptschuld am Autismus ihrer Kinder geben zu können.
Ob man Autist ist, entscheiden also vorrangig die Gene. Wie autistisch man sich verhält, hängt hingegen auch von äußeren Umständen ab. Doch was ist Autismus überhaupt?
Wunderkind oder Problemfall? Beim Stichwort „Autismus“ denken viele entweder an seltene Inselbegabte oder schrullige Eigenbrötler. Jedoch kann Autismus auch irgendwo dazwischenliegen und ist zudem weiter verbreitet, als die meisten denken. In den Blinks zu Die vielen Farben des Autismus (2014) wird das gesamte Spektrum des Autismus mit all seinen Farben und Schattierungen aufgefächert. Es wird erklärt, wie man Autismus definiert und diagnostiziert, wo die Ursachen liegen können und welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen.
Übrigens: Seit 1990 korrigierte man die Häufigkeit von Autismus um den Faktor 25 nach oben von 0,04 auf 1 Prozent der Bevölkerung.
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