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von Yuval Noah Harari
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur Gegenwart
Die Charité ist ein historischer Roman, der die faszinierende Geschichte der berühmten Berliner Klinik beleuchtet. Mit einer lebendigen Darstellung der Ärzte und Patienten erzählt das Buch von Liebe, Leidenschaft und medizinischen Durchbrüchen.
Im Herbst des Jahres 1709 steht der Schwarze Tod vor den Toren Berlins. Seit zwei Jahren schon wütet die Pest in Polen, und nun ist sie auch in das preußische Königreich eingefallen. Derweil herrscht überall in Europa Krieg. Die Felder veröden, und die Landbevölkerung verarmt. Was der preußische Staat noch an Steuern einnimmt, versickert im Hofstaat des Berliner Schlosses Charlottenburg, wo König Friedrich I. dem Prunk des Sonnenkönigs Ludwig XIV. nacheifert.
Um der Pest vorzubeugen, ruft Friedrich I. nun einen Stab aus Ärzten, Räten und Predigern zusammen. Am 14. November 1709 unterzeichnet der König ein Reglement, das den Bau eines Pesthauses im Nordosten Berlins am nördlichen Spreeufer vorsieht. Doch die Epidemie geht an Berlin vorbei. In dem stattlichen zweistöckigen Fachwerkbau mit Raum für 400 Menschen werden daher Bettler und obdachlose Prostituierte einquartiert. Diese verdienen ihren Lohn mit dem Spinnen, und so wird aus dem Pesthaus zunächst das „Spinnhaus vor dem Spandauer Thor“.
Unweit des Pesthauses, im anatomischen Theater, seziert Professor Christian Maximilian Spener Leichen. Er sammelt menschliche Skelette und stellt mit Spiritus konservierte Eingeweide in Flaschen aus. Dreimal wöchentlich lädt er darüber hinaus zu einem öffentlichen Demonstrationskurs. Die Berliner gruselt das. Doch was Dr. Spener hier tut, ist geradezu revolutionär: Denn überall sonst wird Anatomie nur an den Universitäten und in lateinischer Sprache gelehrt. Doch Berlin hat noch keine Universität. Die studierten Ärzte behandeln zudem mehr auf philosophischer als auf naturwissenschaftlicher Grundlage. Und die Chirurgen erlernen ihr Handwerk meist in den Barbierstuben, fern jeder anatomischen Kenntnis.
Das anatomische Theater ändert das. Und das spricht sich auch am königlichen Hof herum. Friedrich I. verstirbt im Jahr 1713. Doch sein junger Sohn Friedrich Wilhelm interessiert sich sehr für Anatomie und Medizin. Im Jahr 1723 beauftragt er die Gründung eines Collegium medico-chirurgicum, und bald darauf hat Berlin eine Medizinhochschule, die den angesehenen medizinischen Fakultäten in nichts nachsteht – und das 86 Jahre vor der Eröffnung der Berliner Universität.
Doch der Medizinhochschule fehlt noch eine Klinik. Auch diese bewilligt Friedrich Wilhelm. Im alten Pesthaus am Spandauer Tor soll ein neues, großes Krankenhaus entstehen. „Es soll das Hauß die Charité heißen“, schreibt der König im Jahr 1726. „Wohltätigkeit“ oder „Barmherzigkeit“ bedeutet dieses französische Wort auf Deutsch.
In Die Charité (2018) geht es um die wechselvolle Geschichte des Berliner Krankenhauses und Forschungszentrums. Unsere Blinks erzählen in spannenden Anekdoten, wie aus dem vom Preußenkönig Friedrich I. gegründeten Pesthaus ein weltberühmtes Universitätsklinikum wurde, das zahlreichen Nobelpreisträgern eine Wirkungsstätte bot. Du erfährst darin aber auch vom Niedergang der Charité während der Nazidiktatur. In der Nachkriegszeit fand sie langsam zu altem Glanz zurück.
Fakt: Rund 1500 Berliner erliegen 1831 der Cholera. Ihr letztes Opfer ist der Philosoph Georg Johann Friedrich Hegel.
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von Yuval Noah Harari