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Kurz vor der Insolvenz: Wie diese App trotzdem erfolgreich wurde

Die Wissens-App Blinkist bringt über 3.000 Sachbuch-Bestseller schnell und einfach auf das Smartphone und hat über 11 Millionen Nutzer. Kaum zu glauben, dass das Start-up fast pleite ging.
von Charlotte Zink | 20.08.2019

Alle 14 Stunden wird in Berlin ein neues Start-up gegründet, darunter viele Apps. Das zeigt eine Studie. Die Realität zeigt: Zahlreiche mobile Applikationen. Ein Schicksal, das auch den Gründern der App Blinkist drohte – mit überraschendem Ausgang.

„Mit Blinkist erweitern Sie Ihr Allgemein- und Fachwissen in kürzester Zeit.“
– COMPUTERBILD

Die Gründer des Berliner Startups Blinkist: Holger Seim, Niklas Jansen und Tobi Balling (v. l.)

Heute können die Wahl-Berliner gelassen auf diese Zeiten zurückblicken, denn die App ist weltweit erfolgreich und hat über 11 Millionen User. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis von Blinkist?

Die Wissens-App bringt die Kernaussagen von über 3.000 Sachbüchern und Ratgebern auf das Smartphone. In nur 15 Minuten können die von Experten geschriebenen Texte gelesen oder angehört werden.

Heute können die Wahl-Berliner gelassen auf diese Zeiten zurückblicken, denn die App ist weltweit erfolgreich, hat über 11 Millionen User und wird in den Apple – und Google-App Stores regelmäßig zur App des Tages ernannt. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis der kostenlosen App?

Die Wissens-App bringt die Kernaussagen von über 3.000 Sachbüchern und Ratgebern auf das Smartphone. In nur 15 Minuten können die von Experten geschriebenen Texte auf iPhone, Android-Gerät oder Tablet gelesen oder angehört werden.

Kurz vor dem Ruin! Als das passierte erlebte die Blinkist-App ihre dunkelste Stunde

„Blinkist ist die perfekte Lösung für die Generation der gestressten Smartphone-Großstädter, die jeden Moment des Leerlaufs nutzen wollen, um sich um ein paar Minuten zu verbessern“, schwärmt „Zeit Online“. „In Nullkommanix vermittelt die App alles, was Sie über einen Sachtext wissen müssen”, befindet das Fachmagazin „Computerbild“.

Sachbücher auf die Kernthesen reduzieren und wissenshungrigen Smartphone-Usern zugänglich machen: Diese Idee kam den Gründern Holger Seim, Niklas Jansen und Tobias Balling bereits während ihres Studiums. 2012 war es dann endlich soweit und sie brachten die erste Version der App auf den Markt.

Doch der Start war alles andere als einfach: Finanzielle Schwierigkeiten, fehlende Investoren und niedrige Downloadzahlen stellten die drei Jung-Unternehmer vor eine große Herausforderung und trieben Blinkist fast in den finanziellen Ruin. Besonders finster sah es im September 2013 aus als die Uni-Freunde ihren Mitarbeitern kein Gehalt mehr zahlen konnten.

“Für uns war es eine enorme Belastung, den Kollegen sagen zu müssen, dass wir sie nicht bezahlen können”, erinnert sich Mit-Gründer Niklas Jansen. “Schließlich stehen bei so einem Thema potenziell Existenzen auf dem Spiel. In der Nacht vor diesem Meeting habe ich deswegen kaum geschlafen.”

Die Zielgruppe überrascht

Inzwischen müssen sich die Gründer über mangelnde Kunden keine Sorgen mehr machen. Die Sachbuch-Kurzfassungen sind vor allem bei einer Zielgruppe beliebt, der man eher selten den Wunsch nach einer Kurzfassung unterstellt. Die Nutzerstatistik zeigt: Mehr als 80 Prozent haben einen Hochschulabschluss, die meisten davon verfügen über den akademischen Grad Bachelor. Das deutsche Universitätsmagazin Audimax nennt die App sogar „die perfekte Lösung“ für alle Menschen mit vielen Interessen und wenig Zeit. Auch der beliebteste Ort für den Konsum der Kurzfassungen ist ungewöhnlich: Die meisten Titel werden auf dem Arbeitsweg angehört, vor allem im Auto.

Vier Bücher in nur einer Stunde lesen: In dieser App steckt echte Handarbeit

Doch trotz fehlendem Gehalt: kein Mitarbeiter kündigte. Denn genau wie Seim, Jansen und Balling glaubte das Team an die Vision von clever komprimiertem Sachbuch-Wissen für unterwegs. „Das ging schon an die Substanz, vor allem wegen des Teams, aber wir haben nie aufgehört, an die Idee zu glauben “, sagt Jansen. „Um Miete zu sparen, haben wir damals sogar alle zusammen gewohnt. Als es hart auf hart kam haben wir 16 Stunden am Tag gearbeitet“, so der 26-Jährige.

Und das Durchhaltevermögen machte sich bezahlt. Heute arbeiten für Blinkist 140 Menschen. Darunter ein Experten-Team bestehend aus Wissenschaftlern, Psychologen und Journalisten. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Hirnforschung und Psychologie erstellen sie die sogenannten Blinks zu den weltweit beliebtesten Sachbüchern, populärwissenschaftlichen Bestsellern und Ratgebern.

Inspiriert von Studien-Notizen bestehen diese aus den wesentlichen Kerninhalten der Werke. Dank des Kurzformats können User Blinks in nur 15 Minuten lesen oder anhören und sich so überall und jederzeit weiterbilden. Jede Woche ergänzt das Blinkist-Team die Bibliothek um rund 40 neue Titel, darunter stets die aktuellsten Bestseller.

Twitter-Investor glaubt an die App und steckt Millionen in Start-up – obwohl das fast pleite ging

Der Lieblings-Sachbuch-Blink von Blinkist-Mit-Gründer Niklas Jansens ist Daniel Kahnemans Bestseller „Schnelles Denken, langsames Denken“. Weltweit gehört er zu den beliebtesten Blinks in der App überhaupt und wurde bereits über 500.000 Mal gelesen. Ebenfalls begehrt sind beispielsweise die Biografien von Karrieremachern wie Steve Jobs oder Michelle Obama.

Vor der Insolvenz rettete Blinkist 2013 schließlich eine Investition. Damals gestaltete es sich noch schwierig, Geldgeber zu überzeugen. Mittlerweile sind auch die großen Player im App-Markt auf Blinkist aufmerksam geworden und von der Idee überzeugt: Die Risikokapitalfirma Insight Venture Partners steckte schon bereits mehrfach Beträge in Millionenhöhe in das Start-up.

Ein Vertrauen, das Gewicht hat, denn in der Vergangenheit hat Insight Venture Partners bereits ein gutes Gespür für Trend-Apps bewiesen. Unter anderem investierte die Gesellschaft in Unternehmen wie Twitter, Tumblr und BlaBlaCar.

Uni-Freunde verblüffen Mega-Konzern Apple mit Trend-App

Auch in der Apple-Zentrale hat sich Blinkist einen Namen gemacht. Bereits 2017 wählte der Mega-Konzern die Erfolgsidee aus Berlin zu den weltweit besten Apps. Darüber hinaus wird Blinkist im App-Store regelmäßig zur App des Tages ernannt. Bei Android-Nutzern erfreut sich die Wissens-App ebenfalls großer Beliebtheit. Google verlieh dem Start-up deswegen jüngst den Android Excellence Award.

Über Insolvenz müssen sich die Jung-Unternehmer heute keine Sorgen mehr machen. Die Lektionen von damals haben sie sich aber zu Herzen genommen: Mit Geld wird bei dem Start-up noch immer bewusst umgegangen. Jedoch nicht auf Kosten der Mitarbeiter.

“Uns ist es extrem wichtig, dass alle Angestellten ihr Potential entfalten können und gerne bei uns arbeiten”, sagt Mit-Gründer Jansen. Und das ist der Fall: Jüngst wurde Blinkist deswegen sogar zum besten Start-up Arbeitgeber Deutschlands gewählt.

Trotz Erfolge wie diesem – auch die Gründer selbst arbeiten wie früher eng mit den Blinkist-Experten zusammen, um kein Trend-Sachbuch zu verpassen. Einen großen Unterschied gibt es dabei aber: Der Arbeitsplatz ist heute nicht mehr der WG-Küchentisch, sondern ein Büro in der Start-up-Metropole Berlin.

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