Wie dieses Start-up den größten Tiefschlag seiner Geschichte überstand
Die App Blinkist gehört heute zu den beliebtesten Downloads in den Stores von Apple oder Google – dabei steckten die Gründer bis zum aktuellen Erfolg als Millionen-Unternehmen herbe Rückschläge ein. Das Konzept ihrer App: Zentrale Inhalte von Sachbüchern aus Kategorien wie Achtsamkeit, Geschichte oder Psychologie werden so verdichtet, dass man sie innerhalb von 15 Minuten bequem lesen oder anhören kann. Der Traum vom eigenen Unternehmen schien in dem Moment geplatzt, als Blinkist sich der größten finanziellen Herausforderung stellen musste.
„Die App Blinkist verdichtet Sachbücher auf wenige kurze Abschnitte. So dauert es nur noch 15 Minuten, sich echtes Expertenwissen anzulesen.”
— ZEIT
„Wir standen tatsächlich kurz vor der Insolvenz”, sagt Mitbegründer Holger Seim. Er erinnert sich deutlich daran, dass hinter dem Erfolg der App eine Geschichte mit Talfahrten steht. Ein Produkt mit knappen finanziellen Ressourcen aus dem Nichts stemmen, in einen neuen Markt einsteigen und auf externe Geldgeber setzen: für das anfangs kleine Team ein Wagnis.
Nach harter Arbeit dann der Schlag: Eine neu angedachte Finanzierungsrunde durch externe Investoren dauerte länger als erwartet. „Wir mussten unseren Mitarbeitern mitteilen, dass wir sie vorerst nicht mehr bezahlen können“, sagt Seim. „Es war, als würde ein Traum zerplatzen.”
Nach Beinahe-Pleite folgt für Berliner Start-up Investition in Millionenhöhe
Doch schlaflose Nächte und der Kampf um die Idee machten sich bezahlt. Zwei deutsche Investoren retteten die App Blinkist mit ihrem Kapitaleinsatz. 2018 überzeugte das ehrgeizige Start-up zusätzlich auch den Großinvestor Insight Venture Partners und landete einen Millionen-Deal. Insgesamt 35 Millionen US-Dollar investierten die Geldgeber somit in das Start-up. Obwohl finanzielle Förderer laut Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Frühphasen von Start-up-Gründungen vorsichtiger werden, Wagniskapital zu investieren, sicherte sich Blinkist seine Unterstützung. „Wenn man an die eigene Idee glaubt, geht es immer weiter“, sagt Seim. „Wir haben uns nicht unterkriegen lassen, aus Rückschlägen gelernt und es danach besser gemacht.”
Mit der Beinahe-Insolvenz befindet sich die App Blinkist übrigens in großer Gesellschaft: Auch Uber-Gründer Travis Kalanick konnte drei Jahre kein Gehalt auszahlen, vor dem Hollywood-Boom stand auch Walt Disney fast am Ende und der Kopf hinter Paypal, Max Levchin, scheiterte gleich an vier Unternehmen, ehe sich sein Online-Bezahlservice als Glücksgriff erwies.
Auf Krise folgt Hochkurs: Blinkist inspiriert jetzt Jungunternehmer
Die Berliner Gründer bewiesen, dass sie eine Marktlücke bedienen. Nach ihrem knappen Misserfolg finden die Jungunternehmer mit ihrer App heute bei ihresgleichen eine wichtige Zielgruppe. 25 Prozent der Nutzer sind unter 35 Jahren alt, und 18 Prozent der zwölf Millionen Kunden sind Selbstständige.
Wöchentlich landen in der Blinkist-Bibliothek neue Titel, darunter auch Bestseller wie Die 4 Stunden Woche von Tim Ferriss oder Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer von Stefan Merath aus den Genres Beruf & Karriere (in 2019 Platz 3 der beliebtesten Kategorien), Persönliche Weiterentwicklung und Motivation. Mit den kurzen Textpassagen zu Kernaussagen der Bücher, und konkreten Tipps am Ende erfahren User zum Beispiel, wie sie die Inhalte eines Titels direkt anwenden und umsetzen können. „Gerade empfehle ich sehr gerne What You Do is Who You Are und The Hard Thing About Hard Things von Ben Horowitz. Beide Bücher enthalten beispielsweise sehr viel hands-on advice zu vielen Herausforderungen, die man als Jungunternehmer bewältigen muss”, rät Seim.
„Blinkist ist ein Hidden Champion in der deutschen Start-up Szene“
– brand eins Wirtschaftsmagazin
Google Award geht an Blinkist: App bietet echten Nutzwert für User
2017 wurde die App Blinkist mit dem Google Material Design Award geehrt. Passend, denn hinter den verfügbaren Sachbüchern aus der App steht ein wissenschaftliches Qualitätsprinzip. Professionelle Redakteure, Autoren, Lektoren, Sprecher und sogar Psychologen arbeiten zusammen an einem Titel. Um dabei immer die neuesten Trends im Auge zu behalten und genau solche Bücher anbieten zu können, die sich faktisch und thematisch für Blinkist eignen, wertet die Redaktion Suchanfragen der User aus, analysiert den Buchmarkt und orientiert sich an Expertenempfehlungen aus der Branche. Dieses Vorgehen passt zum Großteil der User, denn 80 Prozent von ihnen sind Akademiker.
Blinkist ist beliebtester Start-up-Arbeitgeber 2019
Die Story der App Blinkist zeigt: Nach der Krise kann der Aufstieg folgen. Heute gehört Blinkist zu den besten Start-up Arbeitgebern in Deutschland, das besagt das Ranking der attraktivsten Arbeitgeber auf dem Bewerberportal Kununu. Das Ergebnis stimmt Holger Seim zufrieden: „Wir erhalten täglich tolles Feedback von Kunden, die mit Hilfe von Blinkist ein neues Buch entdeckten, eine Herausforderung gemeistert haben oder inspiriert wurden, etwas in ihrem Leben zu verändern – diese Geschichten und der greifbare Nutzen unserer App für unsere Kunden sind sehr motivierend.”
Auch aus dem Lob aus der Presse können die Jungunternehmer positive Bilanz ziehen: Blinkist mache Lust auf Lesen und Weiterbildung, auf Teilhabe an der Gegenwart, urteilt die Rheinische Post. „Und das ist ein großes Kompliment.“