Kein Chef: So erschafft dieses Start-up die Trend-App 2019

„Hallo, ich bin Holger. Ich unterstütze das Marketingteam“, stellt sich Holger Seim der neuen Mitarbeiterin Tracy vor. Holger ist eigentlich CEO und Mitbegründer des Berliner Start-ups Blinkist, einer App die Sachbuch-Kernaussagen auf das Smartphone bringt. Dass Holger das Unternehmen von 128 Mitarbeitern leitet, erwähnt er nicht. Holgers Titel ist nebensächlich, denn das internationale Unternehmen wird ohne klassische Vorgesetzte geführt. In der Berliner Digitalszene aber auch bei etablierten Großkonzernen gilt das Start-up damit als Vorbild für betriebliche Selbstorganisation.
– COMPUTERBILD
Mit innovativer Unternehmenskultur zur Erfolgs-App
Die Blinkist-App konzentriert mehr als 3.000 Sachbücher zu Produktivität, Wissenschaft, Psychologie und vielem mehr auf die wichtigsten Kernaussagen und bringt sie in 15-minütiger Kurzform als Text oder Audio auf das Smartphone. Die App bietet eine unverbindliche Gratisversion, mit der man täglich einen Titel aus insgesamt 27 Kategorien lesen oder anhören kann. Wer das auch nur eine Woche durchhält, hat danach bereits mehr Sachbuchwissen, als der Durchschnittsdeutsche: Dieser liest im Jahr nur rund vier Sachbücher, wie eine repräsentative Umfrage des Unternehmens ergab. Die informativen Kurztitel lassen sich dank integrierter Audiofunktion einfach auf dem Weg zur Arbeit oder beim Sport anhören.
Im Januar diesen Jahres verzeichnete das Unternehmen bereits 9 Millionen Nutzer weltweit.
Konflikte und Diskussionen führen zu rasanter Produktentwicklung
Bei Blinkist entscheidet der Experte, und das ist meistens nicht der Chef: Alle Mitarbeiter erhalten von Beginn an eine Führungsposition für ihren Aufgabenbereich, inklusive Budgetverantwortung und Entscheidungshoheit. Man ist sich durchaus bewusst, dass diese Art der Eigenverantwortung ein hohes Potential für Konflikte und Diskussionen mit sich bringt. Doch die Vorteile überwiegen: “Das kann anstrengend sein, führt aber dazu, dass Entscheidungen schneller getroffen werden, da wir mit der Lösung nicht auf einen allmächtigen Chef warten müssen”, erklärt Anna-Lisa.
– Anna-Lisa, Mitarbeiterin der Personalabteilung bei Blinkist
Dadurch entsteht eine agile Arbeitsweise, die es den Blinkist-Mitarbeitern ermöglicht, Features in einer Geschwindigkeit vollständig zu entwickelt, in der andere Unternehmen gerade die Planungsphase abgeschlossen haben. Die Audiofunktion etwa, eine umfassende Produkterweiterung von App und Contentangebot, entstand bei Blinkist in nur 2 Monaten, weil Mitarbeiter das Projekt eigenständig vorantrieben. Heute gilt die App als Wegbereiter für hochwertige Audioinhalte, die Nutzern eine praktische Alternative zu langen Hörbüchern bietet und sich an unterschiedliche Lerntypen anpasst. Blinkist-Nutzer hören die Kernaussagen in Hörbuchqualität besonders gerne im Auto.
Verkehrte Welt: Bei Blinkist gibt es Geld für Fehler
Auch in Sachen Fehlerkultur herrscht in dem Unternehmen verkehrte Welt, denn Blinkist investiert jährlich ein hohes fünfstelliges Budget in Fehler und Experimente. Mitarbeiter wie Marketing Managerin Sandra Wu sind angehalten, riskante Kampagnen zu wagen, ohne Angst vor einem wütenden Chef oder gar Konsequenzen für die eigene Karriere zu erwarten. Der Grund ist das Ausschlussprinzip: “Nur wenn wir über ein paar gescheiterte Tests Stück für Stück zum Ziel kommen, wissen wir garantiert, was funktioniert und was wir in Zukunft besser lassen.”
– Sandra Wu, Marketing Managerin bei Blinkist
Die Auszeichnungen der letzten Jahre deuten darauf hin, dass sich diese Art der Unternehmensführung bewährt. Für den innovativen Zugang zu Bildung erhielt die App den World Summit Award von den Vereinten Nationen in der Kategorie “Lernen & Bildung”. Android wie Apple wählten Blinkist zu den beliebtesten Apps in ihren Stores und laut einer LinkedIn-Umfrage, zählt Blinkist zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern Deutschlands. Gemessen an Bewerberzahlen und vergebenen Posten ist eine Stelle im Unternehmen sogar begehrter als an der Eliteuni Harvard.
Als Trend-App zum Vorbild für Großkonzerne
Dass die agile Arbeitsstruktur nicht nur für Start-ups spannend ist, beweist das Interesse von Großkonzernen an dem Arbeitsmodell von Blinkist. Sogar internationale Flughäfen besuchen das Start-up, um sich in Sachen Mitarbeiterzufriedenheit, Fehlerkultur, effektive Aufgabenverteilung und Produktivität beraten zu lassen. Denn der Erfolg des Unternehmens spricht für sich: In nur fünf Jahren wuchs das Start-up von vier Gründern auf 128 Mitarbeiter, hat Investitionen in Höhe von 35 Millionen Euro an Land gezogen und zählt zu den erfolgreichsten Start-ups Europas.
Blinkist ist eine App, die Sachbücher in 15-minütiger Kurzform als Text und Audio auf das Smartphone bringt, verfügbar zum kostenlosen Download für alle iPhone-& Android-Geräte.