Zärtlichkeit Book Summary - Zärtlichkeit Book explained in key points

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Zärtlichkeit summary

Name: Zärtlichkeit
Rating: 4 (169 reviews)
Author: Isabella Guanzini

Isabella Guanzini

Eine Philosophie der sanften Macht

4 (169 ratings)

18 mins

Brief summary

Zärtlichkeit ist ein Buch von Isabella Guanzini, das die komplexen Dynamiken von Liebe, Verletzlichkeit und menschlicher Beziehungen erkundet. Es erzählt mit Ehrlichkeit und Sensibilität von den Höhen und Tiefen des romantischen Lebens.

Topics

Western Philosophy Sex Culture Happiness

Table of Contents

Zärtlichkeit
Summary of 7 key ideas

Audio & text in the Blinkist app

Key idea 1 of 7

Was drin ist für dich: Die unterschätzte Kraft der Zärtlichkeit entdecken.

Mit Zärtlichkeit verbinden wir persönliche Momente, Liebe und Nähe. Wir erleben sie mit unserem Partner, unseren Kindern, der Schmusekatze ... ‒ oder lassen uns von ihr in Hollywood-Romanzen zu Tränen rühren. Auf jeden Fall ist sie etwas sehr Privates und Intimes. Sobald wir aber auf die Straße treten, werden wieder die Ellbogen ausgefahren. Konkurrenzkampf erlaubt keine Zärtlichkeit.

Doch Zärtlichkeit ist keine Schwäche. Sie ist die Kraft, die menschliches Miteinander erst möglich macht, ist nicht bloß Privatsache, sondern auch ein gesellschaftliches Anliegen und Teil unserer Wertegemeinschaft.

Zärtlichkeit entsteht in Zeiten der Ruhe, jenseits von Wettbewerb und Leistungsdruck. In diesen Blinks erfährst du, wie sie nicht nur in uns, sondern auch in der Gemeinschaft wächst und wirkt, und warum es sich lohnt, sie nicht zu belächeln, sondern als essenziellen Teil unseres Daseins zu begreifen.

Du findest außerdem heraus,

wieso Zärtlichkeit eine soziale und politische Kraft ist,
warum die Großstadt wenig Zärtlichkeit erlaubt, und
wie das Römische Reich aus einer zärtlichen Geste hervorging.

Zärtlichkeit gilt heute als peinlich und wird als gesellschaftliche Kraft unterschätzt.

Momente der Zärtlichkeit geben uns Kraft und Rückhalt. Ohne sie würden unsere Beziehungen zu bloßen Transaktionen verkümmern. Doch während es schon lange kein Tabu mehr ist, über Sexualität zu sprechen, bleibt die Zärtlichkeit auf das Private und Intime beschränkt: Man spricht nicht darüber, schon gar nicht öffentlich. Oder hast du schon einmal einen Politiker ein Plädoyer für mehr Zärtlichkeit halten hören?

Wenn uns Zärtlichkeit außerhalb des stillen Kämmerleins begegnet, dann vor allem in der Werbung oder in Filmen. Werbespots in Slow Motion und Melodramen mit reichlich Streichern im Hintergrund greifen jedoch meist auf ein so süßliches Bild der Zärtlichkeit zurück, dass ihr Pathos und inszenierter Charakter leicht zu durchschauen sind. Denken wir nur an Filme wie P.S. Ich liebe dich oder Wie ein einziger Tag.

Indem die Medien zum Kitsch-Image der Zärtlichkeit beitragen, verstellen sie uns den Blick auf die eigentlichen Stärken der Zärtlichkeit und verschleiern ihre gesellschaftliche Kraft.

Zudem trägt diese Darstellung der Zärtlichkeit dazu bei, dass ihr zunehmend eine gewisse Peinlichkeit anhaftet, weil sie fälschlicherweise mit Sentimentalität und Naivität verknüpft wird. Der französische Philosoph Roland Barthes geht sogar so weit, von einer historischen Umkehrung zu sprechen: In der modernen Welt ist nicht mehr die Sexualität mit Scham behaftet, wie in früheren Zeiten, sondern das Zärtliche, Empfindsame. Während wir uns an die Allgegenwart sexuell aufgeladener Bilder längst gewöhnt haben, sind bspw. herzliche Umarmungen zwischen Männern eher eine Seltenheit.

Da ist es nachvollziehbar, dass sich die Zärtlichkeit ‒ in ihrer authentischen, ernst gemeinten Form ‒ ins Private zurückgezogen hat. In der Familie, Partnerschaft und unter engen Freunden hat sie noch ihren Platz. In diese Privatsphäre, die als abgekoppelt verstanden wird, flüchtet sich der moderne Mensch vor einer durchrationalisierten, auf Effizienz getrimmten Welt.

So geht die Zärtlichkeit als Kraft des öffentlichen Lebens und als Mittel der Verhandlung von gesellschaftlichen Verhältnissen verloren. Zur Lösung großer Probleme scheinen im Kapitalismus nur noch Zweckrationalität und Technologie in Frage zu kommen. Nach dieser Logik ist Zärtlichkeit eine Schwäche: „Ellenbogen raus und durchbeißen“ heißt die Devise für alle, die nach Anerkennung und sozialem Status streben.

Wie wir in einer solch unzärtlichen Gegenwart landen konnten, betrachten wir im nächsten Blink.

Das Leben in den Großstädten erstickt unsere zärtlichen Neigungen.

Immer mehr Menschen leben heute in Großstädten. Und damit sind auch immer mehr Menschen mit den zwei widersprüchlichen Facetten des Großstadtlebens konfrontiert: buntes Chaos und eine Fülle an Möglichkeiten einerseits, Anonymität und Überforderung andererseits.

Als Heimat von Millionen von Menschen ist die Großstadt identitätsstiftend und verunsichernd zugleich. Doch warum zieht es überhaupt so viele Menschen in Städte? Nun, das liegt v.a. daran, dass sie ein Maximum an Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Sowohl privat als auch beruflich eröffnen sich dem Einzelnen deutlich mehr Chancen in einer Metropole als bspw. in der Provinz.

Zärtlichkeit kann ein Gegenmittel zu Müdigkeit und Narzissmus sein.

Müdigkeit scheint allgegenwärtig geworden zu sein. Ob morgens im Büro oder nachmittags an der Supermarktkasse – in vielen Gesichtern zeugen Augenringe von einem Problem, das der Philosoph Byung-Chul Han in seinem gleichnamigen Buch treffend als „Müdigkeitsgesellschaft“ beschreibt.

Natürlich sind auch schlichter Schlaf- und Bewegungsmangel an Müdigkeit schuld. Doch das erklärt noch nicht ihre epidemischen Ausmaße. Einen zunehmend größeren Anteil daran scheint der Trend zur Selbstoptimierung zu haben. Unter seinem Diktat wurde der Müdigkeit überhaupt erst der Stempel des Negativen aufgedrückt, denn ein müder Mensch kann seiner Selbstverbesserungspflicht nicht angemessen nachkommen.

Arbeitsfreie Tage ermöglichen, dass Zärtlichkeit entsteht.

Ob Freitag, Samstag oder Sonntag: Zumindest alle abrahamitischen Religionen kennen einen wöchentlichen arbeitsfreien Ruhetag. Allerdings werden Wochenendarbeit und Shopping-Wochenenden leider immer üblicher. Dabei sollten wir den arbeitsfreien Tag schützen, da er mehr ist als nur eine Pause.

In seiner ursprünglichen Form, nämlich im Kontext der Religion, sollte der arbeitsfreie Tag für alle Menschen gleichermaßen gelten. Das Gebot und das Recht, einen Tag lang die Arbeit ruhen zu lassen, gilt also ausnahmslos für jeden. Damit ist der Ruhetag ein großer Gleichmacher, der die mit Machtverhältnissen einhergehende Distanz zwischen Individuen verringern oder gar aufheben kann: Statt als Träger gesellschaftlicher Funktionen mit unterschiedlichem sozialen Status können sich die Menschen als Menschen begegnen. Denn ob Chef oder Angestellter – der Ruhetag ist für alle da.

Zärtlichkeit kann politisch subversiv wirken.

Geht es nach dem frühneuzeitlichen, englischen Philosophen Thomas Hobbes, so ist der Urzustand des Menschen der Krieg aller gegen alle und unser Leben darin ist „einsam, armselig, scheußlich, tierisch und kurz“. So zumindest drückt er es in seiner Schrift Leviathan aus dem Jahr 1651 aus. Der einzige Schutz vor diesem Schicksal ist Hobbes zufolge die Ordnung einer politischen Macht.

In ihrer Anlage sind politische Institutionen auf die Einhaltung der Ordnung, auf Stabilität und auf Sicherheit ausgerichtet. Während in früheren Zeiten ein rigides Regime mittels Androhung von Strafen für die Einhaltung dieser Werte sorgte, sind es heute eher ökonomische Zwänge, fehlende soziale Absicherung und der Kampf auf dem freien Markt, die die Menschen auf Reihe halten. Das Gefühl, nicht zu genügen, erzeugt systemisch depressive Zustände, die sich als probates Herrschaftsmittel der Gegenwart herausgestellt haben: Wer depressiv durch die Welt läuft, bringt kaum die Energie auf, das herrschende System zu hinterfragen oder an Alternativen zu arbeiten.

In der Literatur der Antike finden wir in der Figur des Aeneas einen Helden der Zärtlichkeit.

Das antike Epos Aeneis des römischen Dichters Vergil beginnt mit dem Krieg um Troja, das mithilfe des berühmten Pferdes von seinen Feinden zu Fall gebracht und in Schutt und Asche gelegt wird. Der Held Aeneas verliert dabei alles: seine Heimat, seinen Besitz und große Teile seines Volkes – und damit auch das Fundament seiner Identität, die mit dem Ruhm der glorreichen Stadt Troja verknüpft war.

Geschichten in der Literatur zeugen davon, dass die Zärtlichkeit seit Menschengedenken als soziale und politische Kraft begriffen wurde. Denn im weiteren Verlauf des Epos, das fortan den Gründungsmythos des Römischen Reiches erzählt, ist eine zärtliche Geste von zentraler Bedeutung.

Zusammenfassung

Die Kernaussage dieser Blinks ist:

Zärtlichkeit ist keine Schwäche, und auch mehr als bloße Zartheit. Vielmehr ist sie eine nicht zu unterschätzende Kraft, die positiv auf unser Leben als Einzelwesen und in der Gemeinschaft wirken kann. Mit ihrer Hilfe können wir vielen der destruktiven Tendenzen unserer modernen Gesellschaft trotzen. Konsequent umgesetzt kann Zärtlichkeit sogar als ernstzunehmende politische Kraft in Erscheinung treten.

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What is Zärtlichkeit about?

Die Blinks zu Isabella Guanzinis Zärtlichkeit (2019) gehen der Frage nach, warum die Zärtlichkeit in unserer Gesellschaft so wenig wertgeschätzt und sogar versteckt wird. Sie zeigen außerdem, warum Zärtlichkeit nicht nur für das Individuum heilsam sein, sondern auch unser Zusammenleben und selbst die Politik zum Besseren wenden kann.

Best quote from Zärtlichkeit

„Zärtlichkeit bedeutet also Widerstand gegen alles [...] mit einer glatten Oberfläche, die keine Veränderung und Vermischung mit dem Menschlichen zulässt.

—Isabella Guanzini

Who should read Zärtlichkeit?

Jeder, der Zärtlichkeit für ein Zeichen von Schwäche hält
Philosophie- und Politikinteressierte
Alle, die die ständige Selbstoptimierung müde macht

About the Author

Isabella Guanzini lehrt als Professorin für Theologie in Graz und hat sich bereits in vielen Veröffentlichungen mit der Zärtlichkeit in philosophischer Hinsicht auseinandergesetzt.

Categories with Zärtlichkeit

Philosophy Sex & Relationships

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