Auf den ersten Blick scheint alles gut: Smartphones und moderne Technik machen das Leben einfacher und sicherer. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. In diesen Blinks zeigen wir dir, wie uns die Digitaltechnik in ein Datengefängnis führt – das wir uns zum Teil sogar selbst bauen.
Adrian Lobe studierte Politik- und Rechtswissenschaften und arbeitet als freier Journalist unter anderem für die Wochenzeitung Die Zeit oder die Süddeutsche Zeitung. Für seinen Essay Wir haben sehr wohl etwas zu verbergen! erhielt Lobe den ersten Journalistenpreis der Stiftung Datenschutz.
Original: Speichern und Strafen © 2019 C.H.Beck, München
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Start free trialAuf den ersten Blick scheint alles gut: Smartphones und moderne Technik machen das Leben einfacher und sicherer. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. In diesen Blinks zeigen wir dir, wie uns die Digitaltechnik in ein Datengefängnis führt – das wir uns zum Teil sogar selbst bauen.
Entsperrst du dein Handy mit deinem Fingerabdruck? Schaust du auf deinem Smartphone regelmäßig nach, wo du dich gerade befindest? Wir lieben es, uns selbst zu überwachen. Oft, weil es bequem und praktisch ist, aber auch, weil es Spaß macht. Und unsere Mobiltelefone liefern dafür alles Nötige. Sie sind vollgepackt mit Überwachungstechnologie: einer Kamera, Fingerabdruck- und Näherungssensoren oder auch einem integrierten Thermometer.
Ob wir unsere Schritte zählen, unseren Standort lokalisieren oder uns via Mikrofon überwachen lassen – wir sammeln all diese Daten weitestgehend freiwillig und geben sie weiter. Das Blöde daran: Solche Informationen können im Zweifelsfall auch gegen uns verwendet werden. Im Prinzip tun Alexa und Siri das, was auch ein Gefängniswärter tut. Sie kontrollieren unsere Anwesenheit, zeichnen unser Verhalten auf und hören uns ab. Jede biometrische Gesichtskontrolle entscheidet über mögliche Konsequenzen. Für eine juristische Sekunde hält man uns fest und steckt uns gewissermaßen in Untersuchungshaft. Wir empfinden diese permanenten Festnahmen nur deswegen als nicht so schlimm, weil dabei lediglich unser Datenkörper „abgetastet“ wird. Doch wenn sich die Gesichtserkennung im öffentlichen Raum weiter verbreitet, befinden wir uns sozusagen in Dauerhaft.
Die Datensammelwut führt unmittelbar in eine algorithmische Kontrollgesellschaft. Um uns herum entstehen Mauern – ohne dass wir es merken. Teil unserer Realität ist es zum Beispiel, dass Algorithmen uns anhand unserer Daten beurteilen und uns, teilweise vollkommen unbemerkt, wortwörtlich aus dem gesellschaftlichen Verkehr ziehen. So entscheiden bereits heute automatisierte Systeme darüber, wer ein Land betreten darf und wer nicht.
Wer Pech hat, landet auf einer sogenannten No-Fly-Liste. Beim Antrag eines Reisevisums in die USA werden unter anderem Fotos, Fingerabdrücke, Reisepläne, Adressbücher und Bankkarten geprüft. Außerdem durchsucht ein Algorithmus bei einigen Antragstellern sogar deren Facebook- oder Twitter-Accounts nach belastendem Material. Die gesammelten Daten gleicht er mit einer Terrordatenbank ab – gibt es zu viele Überschneidungen, schlägt er Alarm. Leider verdächtigt er oft die Falschen.
Eine Untersuchung der University of Western Ontario konnte zeigen, dass Kanada 100.000 unbescholtene Staatsbürger als potenzielle Terroristen führt. So landete auch ein Sechsjähriger allein aufgrund seines Namens und seiner Religionszugehörigkeit auf einer No-Fly-Liste.