Selbst denken analysiert und kritisiert die moderne Konsumfixierung, die auf einer Kultur des „immer mehr, alles sofort“ gründet. Erhoben wird die Forderung, gemeinsam die Vorstellung einer wünschenswerten Zukunft zu entwickeln und auch persönlich im Kleinen Widerstand gegen den kapitalistischen Zeitgeist zu leisten.
Harald Welzer ist ehemaliger Professor für Soziologie und Sozialpsychologie und befasste sich in seiner Forschung hauptsächlich mit der Motivation von Tätern im Dritten Reich. Derzeit ist er Direktor der FUTURZWEI Stiftung, die alternative Lebensansätze sucht und fördert.
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Start free trialSelbst denken analysiert und kritisiert die moderne Konsumfixierung, die auf einer Kultur des „immer mehr, alles sofort“ gründet. Erhoben wird die Forderung, gemeinsam die Vorstellung einer wünschenswerten Zukunft zu entwickeln und auch persönlich im Kleinen Widerstand gegen den kapitalistischen Zeitgeist zu leisten.
Wenn heutzutage in den Nachrichten die Rede davon ist, ob es einem bestimmten Land gut oder schlecht geht, können wir sicher sein, dass dies in den meisten Fällen an der Rate des wirtschaftlichen Wachstums festgemacht wird. Wachstum gilt als Indikator für Wohlstand und dementsprechend auch als politisch erstrebenswert, weswegen es sich unsere Gesellschaft zum Ziel gesetzt hat, immer weiter zu wachsen.
Die Folge ist ein Streben nach mehr auf allen Ebenen und in allen Bereichen. Politik, Wirtschaft und technologischer Fortschritt zeigen dies besonders deutlich, aber auch wir als Einzelpersonen spiegeln dies in unserem eigenen Verhalten wider, da wir selbst ebenfalls immer mehr konsumieren wollen. In den USA verdoppelt sich etwa die Menge an jährlich gekauften Kleidungsstücken alle zehn Jahre und in Deutschland wächst die Zahl an gekauften Möbeln alle zehn Jahre um 150%.
Dieses Kulturmodell des „Immer mehr“ basiert auf dem Kapitalismus, der sich konkurrenzlos auf der ganzen Welt verbreitet. Mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks ist die einzig verbliebene Alternative zum Kapitalismus weggefallen. Auch sogenannte Entwicklungsländer nehmen sich v.a. vor, ihr wirtschaftliches Wachstum zu steigern.
Diese Zielsetzung in allen Teilen der Welt lehrt den Einzelnen, dass unser Lebenssinn im Konsum liegt. Unsere Umgebung trägt durch die Medien oder durch Interaktionen mit anderen dazu bei und gibt uns die Wohlstandsvermehrung als Modell eines glücklichen, sinnerfüllten Lebens vor: Nur wenn wir etwa dieses oder jenes Produkt kaufen, können wir so sorgenfrei lächeln wie die Menschen in der Werbung.
Mittlerweile sind die Menschen in westlichen kapitalistischen Ländern an einen stetig steigenden Lebensstandard gewöhnt und wollen deshalb immer mehr konsumieren. Das Kulturmodell des Kapitalismus brachte über die letzten 200 Jahre betrachtet mit Beginn der Industrialisierung in seiner weltweiten Expansion und seiner Wohlstandsmehrung für viele Menschen enorme Verbesserungen, doch mittlerweile bringt es auch erhebliche negative Konsequenzen mit sich.