Schnitt! Book Summary - Schnitt! Book explained in key points

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Schnitt! summary

Name: Schnitt!
Rating: 4.4 (41 reviews)
Author: Arnold van de Laar

Arnold van de Laar

Die ganze Geschichte der Chirurgie erzählt in 28 Operationen

4.4 (41 ratings)

29 mins

Table of Contents

Schnitt!
summarized in 9 key ideas

Audio & text in the Blinkist app

Key idea 1 of 9

Was drin ist für dich: Ein Parforceritt durch die faszinierende Geschichte der Chirurgie.

Chirurgen gehören heute zu den angesehensten Medizinern. Ihre Kunst den richtigen Schnitt zu machen, kann wahre Wunder vollbringen und entscheidet über Leben und Tod der Patienten. Dabei sind Chirurgen v.a. eines: Handwerker. Der Begriff „Chirurgie“ leitet sich von den griechischen Wörtern cheiros (Hand) und ergon (Werk) ab. Und dieses Handwerk machte im Laufe der Geschichte einen großen Wandel durch. Von den ersten Wundärzten der Antike bis zur heutigen High-Tech-Chirurgie war es ein langer und steiniger Weg.

Im Mittelalter etwa zählten Chirurgen zur selben Gilde wie Haarschneider, und ihr Handwerk war eine ziemlich blutige, unsaubere Angelegenheit, die eher auf dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ als auf medizinischem Wissen beruhte. Amputationen wurden ohne Betäubung und Desinfektion durchgeführt, und viele Patienten starben unter dem Messer oder infolge nicht sauber ausgeführter Operationen.

Auch in der frühen Neuzeit war die Chirurgie noch eine recht abenteuerliche Disziplin. Hier hatte neben den Basisbehandlungen des Chirurgen – wie die Versorgung von Wunden und Knochenbrüchen oder die Behandlung von eitrigen Geschwüren – eine fragwürdige Methode Hochkonjunktur: der Aderlass. Dieser basierte auf dem Aberglauben, dass ein Ungleichgewicht der körperlichen Säfte Grund für die Krankheit sei, weshalb einer der Säfte, nämlich das Blut, abgeführt werden müsse.

Im 19. Jahrhundert wurde die Chirurgie dann zunehmend humaner: Die Narkose wurde eingeführt und man erkannte, wie wichtig die Hygiene für einen gelungenen Eingriff und das Überleben des Patienten war. An die Stelle des Aderlasses traten moderne Methoden wie die Endoskopie, mit dem Chirurgen nun innere Organe untersuchen konnten, ohne den Patienten komplett aufzuschneiden. Damit gelang es ihnen zunehmend, mehr Menschenleben durch ihre Eingriffe zu retten.

In der folgenden Auswahl der wichtigsten Operationen, die Chirurg Arnold van de Laar zusammengetragen hat, verraten wir dir ein paar kuriose Details aus der Geschichte der Chirurgie. Wir klären u.a.,

wie die alten Römer auf dem OP-Tisch in stahlharte Soldaten verwandelt wurden,
warum Kaiserin Sissi nach einem tödlichen Attentat den Ernst der Lage nicht begriff, und
wer den Weltrekord im Beineamputieren hält.

Leistenbrüche und Beschneidungen führen die OP-Statistik an.

Schauen wir uns zunächst an, was am häufigsten auf den Tischen der Chirurgen landet. In westlichen Krankenhäusern ist der Leistenbruch heute der Operationsgrund Nummer eins. Wie kommt es dazu?

In unserem unteren Bauchraum befinden sich drei Muskelschichten, die quer übereinander liegen. Sie bilden einen kleinen Kanal, den Leistenkanal. Wenn die „Leiste bricht“, hält der Kanal dem Druck der Eingeweide aus dem Bauchraum nicht mehr stand. Salopp gesagt „flutscht“ dann einiges Gedärm einfach hindurch und landet direkt unter der Haut in einer Art Beutel. Zunächst ist das gar nicht besonders schmerzhaft, trotzdem sollte schnellstmöglich operiert werden. Denn wenn der Beutelinhalt abgeklemmt wird und abstirbt, wird es gefährlich. Bei Männern ist der Leistenkanal übrigens weiter und dadurch empfindlicher. Deshalb haben auch 25% aller Männer, aber nur 3% aller Frauen einmal in ihrem Leben einen Leistenbruch.

Im Jahr 1887 führte Doktor Thomas Morton erfolgreich die erste Leistenbruch-OP durch und nahm der Verletzung, die unbehandelt tödlich verläuft, auf diese Weise ihren Schrecken. Heute ist die OP selbstverständlich ein absoluter Routineeingriff. Im Prinzip wird nur der Bauchinhalt zurückgeschoben und der durchbrochene Kanal mit einem kleinen Netz, dem sogenannten Mesh, verstärkt. Im Normalfall geht die OP ambulant vonstatten und die Patienten können schon wenige Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen.

Neben dem Leistenbruch gehört die Beschneidung zu den häufigsten OPs. Dabei wird die Vorhaut des Penis entfernt. Die Beschneidung wurde vor langer Zeit im Mittleren Osten zum Standard – und zwar aus ganz praktischen Erwägungen. Die Wüstenbewohner trugen damals keine Unterwäsche unter ihren langen Gewändern und die Sandkörnchen konnten in den feinen Hautfalten des Genitalbereichs schnell zu einer Entzündung führen. Heute ist die Beschneidung jedoch v.a. eine religiöse Angelegenheit, die entsprechend kontrovers diskutiert wird. Denn aus medizinischer Sicht ist sie heute in der Regel unnötig. Selbst bei einer Vorhautverengung, der Phimose, reicht es zumeist, einen kleinen Schnitt zu machen. Auf diese Weise wird die Vorhaut erweitert und muss nicht vollständig entfernt werden. Dennoch läuft schätzungsweise jeder dritte Mann ohne Vorhaut über die Erdkugel. Würde man alle jährlich abgetrennten Vorhäute zusammenrechnen, würden immerhin mehrere Hunderttausende Kilo dabei zusammenkommen.

Die beiden häufigsten OPs werden also eindeutig häufiger an Männern durchgeführt – doch im nächsten Blink müssen auch die Frauen unters Messer…

Das Entfernen von Krampfadern und entzündeten Wurmfortsätzen des Blinddarms gehören heute zu den Standardeingriffen von Chirurgen.

Nach Möglichkeit gilt: Alles, was dem Körper Ärger macht, muss raus! Und besonders häufig trifft das zum einen auf den Blinddarm, zum anderen auf Krampfadern zu.

Mehr als 8% der Männer und fast 7% der Frauen haben in ihrem Leben eine Appendizitis, also eine Blinddarmentzündung. Wobei sich dabei streng genommen nicht der Blinddarm selbst entzündet, sondern der direkt daran anschließende Wurmfortsatz. Der ist immerhin einen Zentimeter dick und zehn Zentimeter lang und dient für den Darminhalt – der Name „Blinddarm“ deutet es bereits an – als eine Art Sackgasse. Besonders gefährlich kann es werden, wenn die relativ dünnen Wände des entzündeten Fortsatzes reißen und, wortwörtlich, durchbrechen.

Viele Patienten werden wegen Übergewicht und Schlaganfällen operiert.

Krankhaftes Übergewicht – auch Adipositas genannt – ist heute die Zivilisationskrankheit Nummer eins und sie steht mit anderen ernsten Erkrankungen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen in direktem Zusammenhang. Wenn der Adipositas nicht durch Ernährungs- oder Bewegungsmaßnahmen oder andere Therapieformen beizukommen ist, findet oft eine chirurgische Intervention statt.

Operationen gegen Übergewicht sind schon seit der Antike belegt. Schuld am Auftreten von Adipositas-Fällen war der dekadente Lebensstil der alten Römer mit ihren regelrechten Fressgelagen. So war es gar nicht ungewöhnlich, dass reiche Familien einen Sklaven hielten, der ihnen nach den Delphinfleisch-Frikadellen den Gaumen mit einer Feder kitzelte, damit auch die Pfauenzungenpastete noch in den Magen passte.

Präsident John F. Kennedy und Papst Johannes Paul II. wurden nach Schussverletzungen notoperiert.

Wie du dir bestimmt lebhaft vorstellen kannst, mangelt es in einer Notaufnahme nicht an Dramatik und großen Gefühlen. Auch für Chirurgen ist es natürlich sehr belastend, unter größtem Druck um das Leben eines schwer erkrankten oder verletzten Patienten zu kämpfen. Oft genug gewinnen die Ärzte diesen Kampf, aber leider eben nicht immer.

Präsident John F. Kennedy z.B. überlebte das Attentat auf ihn trotz einer unverzüglichen Notoperation nicht. Als er am 22. November 1963 in Dallas, Texas, angeschossen wurde, verlor er sofort das Bewusstsein. Trotzdem war Kennedy noch am Leben, als er rund acht Minuten später in die Notaufnahme eingeliefert wurde. Aus einer kleinen Wunde am Hals sickerte Blut, zudem hatte er offenbar Schwierigkeiten zu atmen und auch sein Puls war schon sehr niedrig. Die Ärzte schlossen ihn so schnell wie möglich über einen Schlauch an ein Beatmungsgerät an. Da die Beatmung aber aufgrund der Wunde unter seinem Adamsapfel nicht funktionierte, machte der Chirurg genau an der Einschussstelle zusätzlich einen Luftröhrenschnitt.

Kaiserin Sissi und der Entfesselungskünstler Harry Houdini gingen zu spät zum Arzt.

Ob aus Unwissenheit oder aufgrund falscher Prioritäten – immer wieder gehen Menschen auch dann nicht zum Arzt, wenn sie es eigentlich dringend tun sollten. In diesem Blink stellen wir dir zwei prominente Fälle vor.

Da wäre zunächst die traurige Geschichte von Sissi, der Kaiserin von Österreich-Ungarn, die scheinbar wie aus heiterem Himmel auf einem Ausflugsdampfer starb. Aber der Reihe nach. Am 10. September 1898 wurde Sissi in Genf von einem jungen Mann auf offener Straße angegriffen. Täter und Opfer gingen zu Boden, dann rannte der Mann plötzlich weg. Auch Sissi stand wieder auf, klopfte sich den Staub von den Kleidern und trieb nur ihre Hofdame zur Eile an, um das Schiff zu erreichen. Niemand hatte mitbekommen, dass der Mann ihr eine Feile zwischen die Rippen in den Herzbeutel gerammt hatte und die Kaiserin unter ihrem Korsett innerlich langsam verblutete.

Bob Marley und Albert Einstein entschieden sich bewusst gegen eine lebensrettende OP.

Bob Marley und Albert Einstein – der eine berühmt für seine Songs über Freiheit, Frieden und Liebe, der andere eher für seine Relativitätstheorie – erlagen jeweils Krankheiten, die man durchaus behandeln und auch hätte heilen können. Dennoch verzichteten beide auf eine OP.

Bei Marley war es die Religion. Der König des Reggae hatte einen bösartigen Tumor unter seinem Zehennagel, der frühzeitig entdeckt wurde. Eine Entfernung des Zehs hätte seine Chancen deutlich erhöht, den Krebs zu überleben. Doch Marleys Glaube, der Rastafarismus, verbot ihm eine Amputation. Stattdessen entschied er sich für eine Kur, die zum größten Teil aus Fasten, Marihuanakonsum und Kräutersalben bestand.

Im Zoo von Amsterdam wurde ein Zitteraal mit einem Tumor operiert.

Es gibt OPs, die jeder Chirurg schon x-fach durchgeführt hat und fast wie im Schlaf beherrscht. Und natürlich gibt es auch Operationen, die weniger häufig vorkommen. Doch einen Tumor an einem Zitteraal haben wohl die allerwenigsten jemals operiert. Im Zoo von Amsterdam ist aber genau diese spektakuläre Operation von dem Chirurgen Marno Wolters im Jahr 2013 durchgeführt worden, und zwar an einem stattlichen Exemplar von 1,5m Länge.

Ein Zitteraal auf dem OP-Tisch klingt nicht nur kurios, sondern verlangte dem Chirurgen und seinen Assistenten tatsächlich einiges ab. Denn Fische leben im Wasser und sind aufgrund ihrer schlüpfrig-feuchten Körper nicht so einfach zu handhaben. Für die OP bedeutete das ganz besondere Vorkehrungen. Der Aal wurde daher an einem Tisch mit eingebautem Wasserbecken operiert, wo er dem Chirurgen nicht aus den Fingern gleiten konnte. Ein Gemisch aus Luft, Wasser und Betäubungsmitteln wurde dem Tier in den Mund geleitet, um es am Leben, aber entsprechend ruhig zu halten.

Mittelalterliche Beinamputationen und eigenhändig durchgeführte Blasensteinentfernungen gehören zu den unangenehmsten überlieferten OPs.

Der Schauplatz einer Operation im 17. Jahrhundert glich mitnichten dem sterilen weißgekachelten OP-Saal, wie wir ihn heute kennen: Es wird geschrien, es stinkt, überall liegt Dreck und Erbrochenes herum. Kein Wunder also, dass die Chirurgen lange Zeit lieber mit einem schwarzen Kittel operierten als mit einem weißen. Und die meisten durchgeführten OPs waren sowohl für Patienten als auch die Operierenden ein buchstäblich einschneidendes Erlebnis und nichts für schwache Nerven. V.a., wenn beide ein und dieselbe Person waren.

Der holländische Schmied Jan de Doot etwa führte im Jahr 1651 an sich selbst eine Lithotomie durch – also eine Blasensteinentfernung. Blasen- oder Harnsteine sind Rückstände in der Blase, die, haben sie erst die richtige Größe erlangt, äußerst schmerzhaft sind. Im Amsterdam des 17. Jahrhunderts war es kalt, die hygienischen Bedingungen waren katastrophal und viele Menschen litten unter Blasensteinen. Sie zu entfernen, war damals eine ziemlich schmerzhafte Prozedur: Der Patient legte sich ohne Betäubung auf den Rücken und ein Chirurg machte einen tiefen Schnitt vom Anus bis zu den Hoden, woraufhin der Patient den Stein dann herauspressen musste.

Zusammenfassung

Die Kernaussage dieses Buches ist:

Die Geschichte der Chirurgie ist voll von Menschen, die durch ein paar Handgriffe von lebensgefährlichen Verletzungen geheilt werden konnten, aber auch von solchen, die zu spät auf dem Chirurgentisch landeten, oder bei denen der Eingriff misslang. Während die Chirurgie früher ein recht drastisches und gesundheitlich höchst riskantes Handwerk darstellte, operieren die Ärzte heutzutage mit großer Routine und modernster Technik. Dank der Entwicklung der Medizin sind viele chirurgische Eingriffe, an denen Menschen früher starben, heute nur noch ein kurzer schmerzloser Schnitt, den die Patienten kaum noch spüren.

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What is Schnitt! about?

Die Chirurgie hat sich seit ihren Anfängen von einem blutigen Handwerk hin zu einer präzisen Wissenschaft entwickelt – und mit ihnen die abwechslungsreichen und teilweise waghalsigen Operationen, die Chirurgen durchführen. In Schnitt! (2015) beschreibt Arnold van de Laar 28 übliche und weniger übliche Operationen aus der Geschichte und Gegenwart der Chirurgie. Für dich haben wir die gängigsten, die prominentesten und die außergewöhnlichsten OPs in acht Blinks verpackt.

Who should read Schnitt!?

Alle, die sich für Medizingeschichte interessieren
Alle, die mehr über die Chirurgie erfahren möchten
Menschen, deren Magen deftige medizinische Details vertragen kann

About the Author

Arnold van der Laar studierte Medizin in Löwen und Heidelberg. Er arbeitete zunächst als Chirurg auf der Karibikinsel Sint Maarten und ist seit 2003 als chirurgischer Chefarzt in Amsterdam beschäftigt. Schnitt! ist seine erste Buchveröffentlichung.

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