Klimakrise, Rechtsruck, Künstliche Intelligenz: Uns ereilt gerade ein kollektiver Realitätsschock nach dem anderen. In den Blinks zu Realitätsschock (2019) spüren wir diesen und anderen Schock-Ereignissen nach und erklären, wieso die Welt scheinbar mehr und mehr aus den Fugen gerät.
Sascha Lobo ist Deutschlands bekanntester Internet-Experte. Er arbeitet als freiberuflicher Strategieberater und ist Kolumnist bei Spiegel Online. Darüber hinaus verfasste er diverse Sachbuch-Bestseller – unter anderem gemeinsam mit Kathrin Passig Dinge geregelt kriegen (2008).
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Start free trialKlimakrise, Rechtsruck, Künstliche Intelligenz: Uns ereilt gerade ein kollektiver Realitätsschock nach dem anderen. In den Blinks zu Realitätsschock (2019) spüren wir diesen und anderen Schock-Ereignissen nach und erklären, wieso die Welt scheinbar mehr und mehr aus den Fugen gerät.
Manchmal muss man uns schon ein Brett vor den Kopf hauen, damit wir zuhören und begreifen. Oder eben unser Haus anzünden, um uns zu zeigen, dass wir es nicht gut genug gegen einen Brand gesichert haben.
Der Realitätsschock der Klimaerwärmung ist mittlerweile in den Köpfen der meisten Menschen angekommen. Auf der ganzen Welt begreifen sie, dass eine stark konsumistische Lebensweise nicht ohne Folgen bleibt. Wenn wir aber nur einmal daran denken, wie wenig verbreitet dieses Bewusstsein selbst noch Ende der Nullerjahre war – trotz eindeutiger Faktenlage und obwohl bereits viele Wissenschaftler warnten –, dann verrät uns das sehr viel über die Beschaffenheit des Realitätsschocks an sich.
Um eine Sache zu begreifen, müssen wir sie oft am eigenen Leib erfahren. So bereiteten erst jüngste Extremwetterereignisse wie der Dürresommer 2018 dem Realitätsschock den Weg. Als wir mit unseren eigenen Augen sahen, dass die Sommer immer heißer wurden, begriffen wir, dass unser Verhalten Konsequenzen hat.
Der Realität ins Auge zu sehen ist hart und kann uns an den Rand der Verzweiflung bringen. Doch ein Realitätsschock hat auch positive Seiten: Er zwingt uns zum Handeln. So bewirkte der Realitätsschock der Klimaerwärmung in vielen Ländern beispielsweise eine schnelle Einführung einer CO2-Steuer.
Realitätsschocks öffnen Tür und Tor für gesellschaftliches Umdenken. Seitdem die Bäume in den Städten und Wäldern vertrocknen und die Ernten auf den Feldern verdorren, ist der Klimawandel ein Dauerbrenner unter den Gesprächsthemen. Wir diskutieren über mögliche SUV-Verbote und fragen uns, wie vertretbar es ist, mehrmals im Jahr durch die halbe Welt zu jetten. Allein durch ein solches Umdenken wird in Zukunft die Einführung weiterer Gesetze zum Klimaschutz überhaupt erst möglich. Die CO2-Bepreisung hätte es beispielsweise ohne ein breites gesellschaftliches Einverständnis nicht gegeben.
Es gibt noch einen weiteren Grund zur Hoffnung. So zeigte eine 2019 an der Universität von North Carolina durchgeführte Studie, dass erwachsene Menschen in Sachen Klimawandel größtenteils von einer Personengruppe beeinflusst werden: von ihren eigenen Kindern. Wenn das stimmt, dann könnte die gesellschaftliche Wirkmacht der von Schülerinnen und Schülern initiierten Fridays-for-Future-Bewegung genau jenes gesellschaftliche Umdenken befördern, das wir brauchen, um die Klimakatastrophe zu verhindern.