Neue Irre! Book Summary - Neue Irre! Book explained in key points

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Neue Irre! summary

Name: Neue Irre!
Rating: 4.2 (283 reviews)
Author: Manfred Lütz

Manfred Lütz

Wir behandeln die Falschen: Eine heitere Seelenkunde

4.2 (283 ratings)

22 mins

Brief summary

Neue Irre! ist ein Buch von Manfred Lütz, das die Hintergründe und Fehlentwicklungen in der Psychiatrie aufdeckt. Es stellt die Frage, ob wir wirklich fortschrittlicher geworden sind oder doch in einer zurückgebliebenen Zeit leben.

Topics

Mental Health Neuroscience Alternative Perspectives

Table of Contents

Neue Irre!
Summary of 9 key ideas

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Key idea 1 of 9

Was drin ist für dich: Eine freundliche Betrachtung psychisch Erkrankter und ihrer Behandlung.

„Du Psycho!“ „Du benimmst dich total schizophren!“ „Sei nicht so paranoid!“ – Dass viele Menschen psychologische Erkrankungen als Schimpfwörter verwenden, ist nicht nur respektlos und dumm, sondern zeigt auch, wie wenig wir über psychische Probleme wissen.

Um das zu ändern, hat Manfred Lütz das Buch Neue Irre geschrieben, eine aktualisierte und ergänzte Neuauflage seines Klassikers Irre aus dem Jahr 2009. Darin spannt er einen weiten inhaltlichen Bogen, ebenso wie wir in unseren Blinks dazu. Zunächst einmal sehen wir uns an, was überhaupt als „normal“ gilt – und warum gesunde Menschen häufig viel schlimmer sind als solche mit psychologischen Diagnosen. Anschließend beschäftigen wir uns mit der Frage, wer wie behandelt wird: Was sind Diagnosen? Welche Therapieformen gibt es? Den Abschluss der Blinks bildet dann ein Überblick über die häufigsten psychologischen Erkrankungen.

Wir hoffen, dass du durch diese Blinks erkennst, dass Menschen mit psychologischen Erkrankungen nicht vor allem krank sind, sondern vor allem Menschen – mit all ihren Stärken und Schwächen, Gefühlen und Ideen.

In diesen Blinks findest du heraus,

welcher christliche Heilige heute in psychiatrischer Behandlung wäre,
warum Diagnosen keine Wahrheiten sind und
welche drei „F“ Alkoholiker zum Nachdenken bringen.

Wir sind umgeben von normalen Wahnsinnigen und wahnsinnig Normalen.

Lass uns mit einem Quiz starten. Herr X hatte einen Streit mit seinem Onkel. Daraufhin war er so wütend, dass er besagten Onkel samt fünf von dessen Freunden in einen Käfig mit hundertzwanzig ausgehungerten Hunden sperrte, wo die Gefangenen bei lebendigem Leib aufgefressen wurden. Vor Gericht plädierte Herr X aufgrund einer psychologischen Erkrankung auf Schuldunfähigkeit. Um welche Erkrankung handelt es sich wohl? (A) Paranoia, (B) Schizophrenie oder (C) Drogenabhängigkeit?

Die Antwort lautet: keine davon. Herr X wurde nie angeklagt und ist auch nicht krank. Unser geheimnisvoller Patient heißt Kim Jong-un, seines Zeichens Staatsoberhaupt Nordkoreas, und er kann machen, was er will. Sein Verhalten mag uns zwar krank erscheinen, doch offiziell krank ist nur, wer auf der Suche nach Hilfe von einem Mediziner eine Diagnose erhält.

Auch US-Präsident Donald Trump ist verhaltensauffällig, zum Beispiel ist er ein notorischer Lügner. Doch auch er wird wohl nicht behandelt werden. Ergo gilt er nicht als krank, sondern einfach nur als ein unmoralischer Machtmensch.

In der Unterhaltungsindustrie wimmelt es ebenfalls von bemerkenswerten Gestalten: Wenn du zum Beispiel Heidi Klum, Dieter Bohlen oder Daniela Katzenberger mal ganz nüchtern betrachtest, zeigen sie allesamt Verhaltensweisen, die an Wahnsinn denken lassen.

Wenn wir Politiker und Promis aus dieser Perspektive ansehen, wird schnell klar, dass wir ein gesellschaftliches Problem haben: Viele Wahnsinnige bekommen bei uns keine Therapie, sondern ernten höchstens ein Kopfschütteln – und allzu oft sogar Applaus.

Neben diesen normalen Wahnsinnigen gibt es außerdem viele wahnsinnig Normale. Dabei hängt das, was wir als normal empfinden, zu großen Teilen von unserem Milieu und unserer Sozialisation ab. Die einen fühlen sich wohl, wenn ein großes Hirschgeweih über dem Kamin prangt, die anderen stehen eher auf Pop-Art über dem Designer-Sofa. Nur in einem sind sich scheinbar alle einig: Auf die jeweils anderen schauen wir gerne herab. Wie jetzt, sich jedes Wochenende im Stadion betrinken und rumgrölen? Wie krank! Das ist doch nicht normal!

Für manche eben doch. Wie wär’s also mit etwas mehr Toleranz? Die vermeintlich Normalen machen uns heute viel mehr Probleme als die psychisch Kranken. Letztere sind nämlich meistens sehr nett und clever. Und überhaupt: Ob jemand als „krank“ wahrgenommen wird, hängt immer von seiner Umgebung ab.

Ob jemand als psychisch krank gilt, hängt von der Gesellschaft ab, in der er lebt.

Wenn du ein wenig über das Christentum weißt, kennst du vermutlich den heiligen Franz von Assisi. Seine Geschichte wird im Religionsunterricht gerne erzählt, weil dieser fromme und bescheidene Mann nämlich mit Vögeln sprach und ihnen von der Botschaft Gottes erzählte.

Heute würde er vermutlich in psychiatrischer Behandlung landen, denn alles deutet darauf hin, dass der gute Mann an einer handfesten Schizophrenie litt. Er hörte zum Beispiel Stimmen, die ihm Befehle erteilten: Angeblich sagte ihm Jesus, dass er eine bestimmte Kapelle wiederaufbauen sollte. Solche akustischen Halluzinationen imperativen Charakters treten bei einer Schizophrenie häufig auf. Und wie gesagt, er predigte zu Vögeln – auch dafür würde er heute im besten Fall schiefe Blicke ernten.

Diagnosen sind Erkenntnisse, aber keine Wahrheiten.

Wer krank ist, bestimmt also die Gesellschaft. Und was heißt das für die Gegenwart und unseren Kulturkreis? Offiziell krank sind alle, die eine ordentliche Diagnose von einem Mediziner bekommen haben, oder? Tja, ganz so einfach ist es auch wieder nicht.

Eine Diagnose ist nämlich keine absolute Wahrheit, sondern eine zielgerichtete Erkenntnis. Das bedeutet, die Diagnose bestimmt nicht, was genau der Betroffene hat oder wie er sich fühlt, sondern sie dient nur dazu, eine passende Therapie für sein Leiden zu finden. Und hier sind wir bei einem zentralen Stichwort gelandet: dem Leiden. Denn therapiert werden nur diejenigen, die unter ihrer Störung leiden.

Es gibt mitunter mehrere gleichermaßen gültige Erklärungen für psychologische Erkrankungen.

Eine Diagnose ist dann richtig, wenn sie hilfreich ist. Gleiches gilt für die Erklärungsversuche für psychische Krankheiten: Ob eine Perspektive richtig ist, hängt allein davon ab, ob sie zum Behandlungserfolg beiträgt.

Es gibt zum Beispiel die organische Perspektive. Ihre Verfechter gehen davon aus, dass unsere Psyche im Gehirn sitzt und dass jedes psychologische Problem sich auf ein organisches zurückführen lässt, zum Beispiel eine Verletzung oder ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn. Diese Sichtweise führt dann in der Regel dazu, dass die Betroffenen chirurgisch oder mit Medikamenten behandelt werden. Und meistens funktioniert das auch ganz gut. Manchmal, etwa im Fall eines Hirntumors oder einer Hirnblutung, ist die organische sogar die einzig hilfreiche Perspektive.

Welche Therapieform die beste ist, hängt vom Betroffenen und seiner Erkrankung ab.

Die dritte große Variable bei der Behandlung von psychologischen Erkrankungen ist die jeweilige Therapieform. Über Diagnose und Perspektive entscheidet die behandelnde Psychiaterin, doch bei der Wahl der Therapieform hat der Betroffene ein Wörtchen mitzureden. Denn je mehr er von der Wirksamkeit einer Therapieform überzeugt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Behandlung erfolgreich verläuft.

Depressionen können zum Beispiel gut mit einer Psychoanalyse behandelt werden. Es sei denn, die Betroffene hat eine starke Abneigung gegen diese Therapieform. Denn in diesem Fall könnte sie Jahre auf der Couch verbringen, ohne dass sich ihr Zustand wesentlich verbessert.

Bei einer Suchttherapie ist der Entzug nur der erste Schritt.

Bei einer Visite fragte ein Chefarzt einen Patienten, ob dieser denn wisse, wo er sich befindet. Der Patient sah sich unsicher um und meinte fragend: „In einer Bäckerei?“ Der Chefarzt wunderte sich und meinte: „Ach so, und wer bin ich dann?“ Der Patient freute sich, dass er ihm helfen konnte, und erwiderte strahlend: „Na, der Bäcker natürlich!“

Was schätzt du, welche Krankheit hatte dieser Patient? Darauf kommt sicher nicht jeder: Er war alkoholabhängig. Der Patient machte gerade einen Entzug und befand sich im Delirium. Das äußert sich manchmal darin, dass die Patienten die berühmten „weißen Mäuse“ sehen, oder aber auch in einer vollkommen grotesken Fehleinschätzung der Situation.

Schizophrenie kann häufig mit einer Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten geheilt werden.

Stell dir vor, du lässt morgens beim Zähneputzen deine Zahnbürste ins Waschbecken fallen – an drei Tagen hintereinander. Wenn du gesund bist, wirst du dir vielleicht denken: „Oha, vielleicht mal früher ins Bett gehen.“ Oder du lässt dich vom Arzt durchchecken, ob alles in Ordnung ist.

Bei manchen Menschen verlaufen die Gedankengänge allerdings vollkommen anders. Sie denken dann zum Beispiel: „Das kann doch kein Zufall sein, dass mir das dreimal hintereinander passiert. Jemand versucht, mir ein Zeichen zu schicken! Vielleicht wird nachts mein Körper bestrahlt, sodass meine Hände morgens keine Kraft haben? Aber wer steckt dahinter, und warum zeigen sie sich nicht?“

Eine Depression ist kein bloßes Stimmungstief.

Vermutlich kennst du selbst jemanden, der schon einmal an einer Depression litt oder gerade leidet. Schließlich erwischt diese Krankheit zwischen drei und vier Prozent der Deutschen wenigstens einmal in ihrem Leben. Und wir müssen es ganz deutlich sagen: Mit vorübergehender, normaler Traurigkeit hat eine Depression wenig gemein.

Ein Problem bei der Depression ist, dass sie häufig den Betroffenen selbst angekreidet wird: „Ach, stell dich doch nicht so an. Selbst schuld, dass es dir schlecht geht, wenn du dich immer nur zu Hause verkriechst.“ Solche Argumente sind mehr als unfair, denn niemand ist selbst schuld an seiner Depression. Es gibt zahlreiche Faktoren, die eine Rolle dabei spielen, ob jemand eine Depression entwickelt: Chemische Prozesse im Gehirn, traumatische Erlebnisse, teilweise sind Depressionen auch vererbbar.

Zusammenfassung

Die Kernaussage dieser Blinks ist:

Was als psychische Erkrankung gilt und was nicht, hängt immer auch von der Gesellschaft ab, in der die Betroffenen leben. Zudem haben Menschen mit psychischen Auffälligkeiten häufig auch besonders hervorstechende positive Eigenschaften: Manche sind zum Beispiel außergewöhnlich sympathisch, andere sehr intelligent oder kreativ. Allein schon aus diesen Gründen sollten wir solchen Menschen nicht stigmatisieren – sondern ihnen mit Respekt begegnen.

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What is Neue Irre! about?

Menschen, bei denen eine psychologische Erkrankung diagnostiziert wurde, werden häufig bemitleidet und schief angesehen. Dabei sind die Betreffenden oft menschlicher, sympathischer und klüger als die meisten vermeintlich Gesunden. In unseren Blinks zu Die neuen Irren (2020) erklären wir, warum wir nicht auf psychisch Erkrankte herabschauen sollten und wie Psychotherapie funktioniert. Außerdem geben wir einen Überblick über die häufigsten psychologischen Diagnosen. All das serviert mit einer Prise Humor. Dabei lachen wir aber nicht über die Betroffenen, sondern mit ihnen.

Best quote from Neue Irre!

„Patienten sind in aller Regel vernünftige Menschen.

—Manfred Lütz

Who should read Neue Irre!?

Alle, die psychologische Erkrankungen gruselig finden
Angehende Mediziner, Psychologinnen und Pflegende
Menschen, die jemanden mit einer psychologischen Erkrankung kennen oder selbst daran leiden

About the Author

Manfred Lütz ist ein vielschichtiger Mann: Unter anderem ist er Psychotherapeut, Psychiater, Theologe und Kabarettist. Er hat aber auch Philosophie studiert, war über zwanzig Jahre lang Chefarzt des Kölner Alexianer-Krankenhauses und ist außerdem Berater des Vatikans. Vor allem anderen ist er ein Mensch, der anderen viel Verständnis und Respekt entgegenbringt.

Categories with Neue Irre!

Health & Nutrition Psychology

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