Die Wirtschaftstheorie stellt sich den modernen Menschen als super-rationalen Homo Oeconomicus vor, der plant, vorausschaut und immer versucht, seinen Nutzen zu maximieren. Bloß, wenn das so ist, warum gibt es dann Spekulationsblasen, Finanzkrisen und Altersarmut? Die Blinks zu Richard Thalers Misbehaving (2015) zeigen auf anschauliche Weise, warum wir denkbar weit vom Homo Oeconomicus entfernt sind.
Richard Thaler ist Wirtschaftswissenschaftler, Professor an der Booth School of Business der University of Chicago und einer der Begründer der Verhaltensökonomik. Er war 2015 Präsident der American Economic Association und wurde mit zahlreichen renommierten Preisen für seine Forschung zum irrationalen menschlichen Verhalten in wirtschaftlichen Kontexten ausgezeichnet – u.a. mit dem Global Economy Prize 2014 und dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften 2017.
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Start free trialDie Wirtschaftstheorie stellt sich den modernen Menschen als super-rationalen Homo Oeconomicus vor, der plant, vorausschaut und immer versucht, seinen Nutzen zu maximieren. Bloß, wenn das so ist, warum gibt es dann Spekulationsblasen, Finanzkrisen und Altersarmut? Die Blinks zu Richard Thalers Misbehaving (2015) zeigen auf anschauliche Weise, warum wir denkbar weit vom Homo Oeconomicus entfernt sind.
Stell dir vor, der Vulkanier Spock aus dem Star-Trek-Universum würde hier auf der Erde einkaufen. Ausnehmend rational wie er ist, würde er mit Sicherheit die perfekte Kombination aus leckeren und trotzdem gesunden Lebensmitteln auswählen. Er würde den Nutzen seines Einkaufs maximieren.
So oder so ähnlich stellt sich die neoklassische Wirtschaftswissenschaft auch den modernen Menschen vor – als Homo Oeconomicus. Demnach sind wir Menschen „rationale Agenten“, ständige Optimierer und Nutzenmaximierer. Nach dieser Theorie optimiert ein Kioskbesitzer seine Investitionen, indem er seinen Kunden die Kombination aus Zeitschriften, Tabak und Kaltgetränken anbietet, die sich am besten verkauft. Und wir als Kunden setzen unser Budget stets optimal ein, indem wir genau wie unser hypothetischer Spock die perfekte Kombination aus leckeren und nahrhaften Lebensmitteln kaufen.
Die gängige Wirtschaftstheorie geht auch davon aus, dass sich Angebot und Nachfrage auf dem freien Markt ausgleichen. Stell dir vor, dein Unternehmen stellt Ventilatoren her. Je teurer du deine Produkte verkaufst, desto mehr kannst du produzieren. Dasselbe gilt für deine Wettbewerber. Die hohen Preise steigern die Gesamtproduktion an Ventilatoren und das Angebot auf dem Markt.
Doch je höher die Preise klettern, desto weniger Menschen kaufen Ventilatoren. Die Nachfrage sinkt. Bald ist das Angebot zu groß für die schrumpfende Nachfrage und die Ventilatoren stapeln sich in deinem Lager. Also senkst du die Preise, bis die Leute wieder kaufen. In dieser Zeit produzierst du weniger, bis sich die Nachfrage erholt und das Spiel von vorn beginnt.
So weit die Theorie. Ihr zufolge pendeln sich Angebot und Nachfrage irgendwann auf einem Gleichgewicht ein: dem Marktpreis. Wenn das wirklich so wäre, würden wir für jedes Produkt früher oder später den angebrachten Preis kennen. Unsere Nachfrage würde nicht durch Trends oder Moden verfälscht. Die freie Wirtschaft wäre das Zusammenspiel vollkommen rationaler, ökonomisch denkender Wesen.
Fakt ist aber: Wir sind keine Vulkanier wie Mr. Spock. Der Mensch mag so modern sein, wie er will, aber ein Homo Oeconomicus ist er nicht. Sehen wir uns in den folgenden Blinks die Diskrepanzen zwischen Theorie und Realität einmal Stück für Stück an.