Der allgemeine Zwang, sich stets möglichst fröhlich und glücklich zu geben, kann mitunter ziemlich anstrengend sein. Andrea Gerk sieht das genauso und beschreibt in Lob der schlechten Laune (2017) einige Vorteile der Miesepetrigkeit und gute Gründe, sie nicht zu verstecken, sondern richtig schön auszuleben.
Andrea Gerk ist studierte Theaterwissenschaftlerin. Sie ist Autorin und arbeitet als Radiomoderatorin für den öffentlichen Rundfunk. 2015 veröffentlichte sie das Buch Lesen als Medizin. Auf Anraten eines Freundes folgte 2017 das Plädoyer für die schlechte Laune.
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Start free trialDer allgemeine Zwang, sich stets möglichst fröhlich und glücklich zu geben, kann mitunter ziemlich anstrengend sein. Andrea Gerk sieht das genauso und beschreibt in Lob der schlechten Laune (2017) einige Vorteile der Miesepetrigkeit und gute Gründe, sie nicht zu verstecken, sondern richtig schön auszuleben.
„Alles gut?“ – „Klar, alles bestens!“ Derartige Floskeln sind inzwischen zur verbreiteten Standardbegrüßung geworden. Ich bin glücklich und zufrieden und du bist es hoffentlich auch. Und wenn nicht? Dann hast du wohl etwas falsch gemacht! Hier genau liegt das Problem: Der allgemeine Hang zum Glücklichsein wird leicht zum Zwang.
Dabei scheint es doch eigentlich eine gute Sache zu sein, wenn Arbeitgeber gute Laune verbreiten und bspw. Yogakurse zur gemeinsamen Erholung organisieren. Aber was ist mit denen, die diesem Idealzustand von stetem Optimismus und unverrückbarer Entspanntheit nicht entsprechen? Sie haben mitunter ziemlich schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt, denn ihnen wird unterschwellig mangelnde Motivation vorgeworfen. Carl Cederström und André Spicer diskutieren z.B. in ihrem Buch Das Wellness-Syndrom, dass es dem Arbeitgeber gegenüber schon fast zur Pflicht wird, gesund und glücklich zu sein – um produktiver arbeiten zu können.
Unzufriedenheit und schlechte Laune werden nicht gern gesehen – man muss schon einen triftigen Grund haben. Doch auch dann heißt es oft, die negative Einstellung stehe einer Besserung im Wege. Selbst Krebskranke hören mitunter, dass positives Denken Wunder wirken könne und sie die Erkrankung als Chance zur persönlichen Entwicklung sehen sollten.
Das neue Menschenbild des positiven Denkens predigt permanente Heiterkeit – Sorgen, Schmerz und andere negative Emotionen sind möglichst zu verstecken. In den USA ist das Streben nach Glück – pursuit of happiness – sogar in der Verfassung festgeschrieben. Doch warum spricht niemand von einem Menschenrecht auf schlechte Laune?
Die verordnete Positivität hat nämlich durchaus ihre Schattenseiten. Sie kann zur Belastung ausarten und sogar krank machen. Am Arbeitsplatz immer gut drauf zu sein erfordert schließlich eine nicht unbeträchtliche Gefühlsarbeit, und die wird mitunter teuer bezahlt – mit Ermüdung, Stress und Burn-out.
So fand der Wirtschaftspsychologe Christian Dormann heraus, dass Angestellte von Callcentern, die angehalten waren, ständig positive Gefühle vorzutäuschen, häufiger an Burn-out erkrankten als solche, die sich normal geben durften. Auch Krebspatienten ist nicht unbedingt mit dem Rat geholfen, eine fröhliche Miene aufzusetzen, denn das kostet sie unter Umständen zusätzliche Kraft, die sie im Kampf gegen die Krankheit besser gebrauchen können.
Es gibt noch viel mehr Gründe, schlechte Laune mal so richtig rauszulassen, wie die folgenden Blinks zeigen.