Lehrerdämmerung Book Summary - Lehrerdämmerung Book explained in key points

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Lehrerdämmerung summary

Name: Lehrerdämmerung
Rating: 3.2 (59 reviews)
Author: Christoph Türcke

Christoph Türcke

Was die neue Lernkultur in den Schulen anrichtet

3.2 (59 ratings)

21 mins

Topics

Learning Schools

Table of Contents

Lehrerdämmerung
Summary of 8 key ideas

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Key idea 1 of 8

Was drin ist für dich: Verstehen, was die „neue Lernkultur“ wirklich bedeutet.

Heute läuft in der Schule so einiges anders als noch vor zwanzig Jahren. In vielen Klassen ist der Frontalunterricht ganz verschwunden, stattdessen sitzen die Kinder allein oder in Gruppen und arbeiten an Projekten oder Arbeitsblättern. Wenn sie Fragen haben, werden sie vom Lehrer unterstützt. So können unterschiedliche Leistungsniveaus in einer Klasse vereint werden und die Kinder lernen gleichzeitig, mit dieser Vielfalt umzugehen.

Klingt genau nach der Schule, auf die du damals gerne gegangen wärst? Auf den ersten Blick vielleicht ja, doch auf den zweiten Blick hat diese neue Lernkultur einige Nachteile, wie du in den folgenden Blinks sehen wirst.

Der Philosoph Christoph Türcke nimmt die neue Lernkultur in Lehrerdämmerung komplett auseinander. Er beschimpft sie als Auswuchs des Neoliberalismus, mit dem unsere Kinder gequält werden, und lässt kein gutes Haar an ihren beiden Grundsätzen „Kompetenzen“ und „Inklusion“. Laut Türcke führt die neue, „freiere“ Lernkultur dazu, dass am Ende des Tages alle weniger lernen und dafür bessere Noten bekommen – und das kann kaum das Ziel unseres Bildungssystems sein. Stattdessen fordert der Autor eine Rückbesinnung auf klare Strukturen und starke Lehrer im Klassenzimmer.

Damit stellt sich Türcke gegen den momentanen Konsens und sichert sich den Zorn von begeisterten Waldorf- oder Montessori-Eltern. In der Vergangenheit provozierte Türcke bereits mit seinen radikalen und kontroversen Thesen. 1993 löste er z.B. eine Debatte um den Rassismusbegriff aus, als er in einem Vortrag das Temperament von Menschen mit Unterschieden in ihrer Hautfarbe und damit zusammenhängenden Stoffwechselprozessen in Verbindung brachte.

Ob seine Kritik an der neuen Lernkultur berechtigt ist, ist ebenso umstritten. Mach dir mit den folgenden Blinks also am besten dein eigenes Bild!

In diesen Blinks wirst du herausfinden,

warum du schon im Alter von neun Monaten eine Revolution erlebt hast,
warum Freiheit nicht immer etwas Gutes ist, und
was ein Homo competens ist.

Alles ganz anders: Die „neue Lernkultur“ ist kein Patentrezept für besseren Unterricht.

Montessori- und Waldorfschulen, Privatschulen, neue Unterrichtsformen: Es tut sich was im deutschen Bildungssystem. Alle sind sich einig, dass der strenge Lehrer mit dem Rohrstock längst ausgedient hat. Auch die langatmigen Vorträge, bei denen alle stillsitzen mussten und die wir selbst noch aus unserer Kindheit kennen, sind nicht mehr das, was wir uns für unsere Kinder wünschen.

In den letzten Jahren hat sich in den deutschen Schulen eine neue Lernkultur entwickelt. Sie ist frei, kreativ und soll die individuellen Fähigkeiten der Kinder besser fördern. Dabei verändert sich sowohl die Zeitplanung des Unterrichts als auch die Rolle der Lehrenden.

Heute können sich Kinder ihre Zeit oft selbst einteilen. Es gibt Stunden zur Freiarbeit und die Grenzen zwischen den Fächern verschwimmen. Viele Schüler arbeiten eigenständig und in ihrem eigenen Tempo an Arbeitsblättern oder Laptops. Dadurch wird der Lehrer immer mehr zu einer Art Talentcoach.

Viele Eltern sind begeistert davon, klingt das doch ziemlich genau nach der Schule, auf die sie als Kinder selbst gerne gegangen wären. Doch es gibt auch Kritiker an diesem neuen System.

Gerade, was die Rolle der Lehrenden betrifft, bringt diese neue Kultur nämlich einige Probleme mit sich. Ihre Aufgaben sind z.B. viel weniger klar definiert. Wo es früher genaue und standardisierte Lehrpläne gab, stehen viele Lehrer heute recht hilflos da, wenn von ihnen gefordert wird, eine Stunde zum Thema „Mensch und Natur“ abzuhalten. Lehrer haben heute oft zu viel Gestaltungsfreiraum. Das erhöht den Druck auf sie und macht es schwer, Standards einzuhalten.

In den folgenden Blinks betrachten wir die problematischen Aspekte der neuen Lernkultur durch die Augen eines Philosophen. Dabei werden wir sehen, dass ein sinnvolles Schulsystem womöglich anders aussieht als das, was heute von den Anhängern der neuen Lernkultur gefordert und praktiziert wird.

Freier Wettbewerb im Klassenzimmer: Die neue Lernkultur ist ein ideologisches Kind des Neoliberalismus.

Um zu verstehen, was die neue Lernkultur wirklich ausmacht, müssen wir zunächst in ein Themengebiet eintauchen, das viele an dieser Stelle vermutlich nicht erwarten. Es geht um einen bestimmten Bereich der Wirtschaft, genauer gesagt um den Neoliberalismus. Wir wissen alle, dass unsere Wirtschaft immer weiter dereguliert wird und der Staat sich zusehends aus dem Marktgeschehen zurückzieht. Aber was hat das mit unseren Schulen zu tun?

Eine ganze Menge! Denn der Neoliberalismus ist nicht nur eine Wirtschaftsform, sondern hinter ihm steckt eine ganze Bandbreite an Theorien. Die neoliberale Ideologie greift seit den 80er-Jahren immer weiter um sich. Und dabei beschränkt sie sich keineswegs nur auf Handel und Produktion, sondern dringt nach und nach in immer mehr Lebensbereiche vor.

Kompetent verkompliziert: Die neue Lernkultur basiert auf Kompetenzen anstatt auf Wissen.

Eine der Säulen der neuen Lernkultur sind Kompetenzen. Es geht plötzlich nicht mehr darum, dass die Kinder Wissen vermittelt bekommen. Stattdessen sollen sie ihre persönlichen Kompetenzen weiterentwickeln. Welche Folgen hat das für unsere Kinder?

Leider nicht nur gute, denn Kompetenzen werden völlig überbewertet. Wir könnten sagen, dass der gute alte Homo sapiens mittlerweile zum Homo competens umdefiniert wurde. Um zu verstehen, was das bedeutet, müssen wir uns kurz die Geschichte des Kompetenzbegriffs ansehen.

Beweis mir das mal: Die Orientierung an Kompetenzen führt dazu, dass die Qualität unseres Bildungswesens sinkt.

Es gibt noch ein weiteres Problem mit der Allgegenwart von Kompetenzen in unserem Schulsystem. Sie führt dazu, dass nach und nach die Standards, und damit auch die Qualität des Unterrichts, sinken. Denn die Lehrer stecken in einem Dilemma. Wenn Kompetenzen genau messbar sind, sollen möglichst viele Schüler hohe Standards in diesen Kompetenzen erreichen. Aber das geht nicht: Kinder sind unterschiedlich begabt und ein so ungenaues Messinstrument, wie die beschriebenen Kompetenzen, kann das nicht ändern.

Und das Messinstrument wird immer ungenauer, je mehr wir den Fokus von hard skills auf soft skills verschieben. Hard skills, wie Rechnen oder Rechtschreibung, treten heute immer mehr in den Hintergrund – schließlich kann jeder schnell googeln, ob man nämlich jetzt mit „h“ schreibt oder nicht.

Zu schön, um wahr zu sein: Das Konzept der Inklusion kann nicht funktionieren.

Die Orientierung an Kompetenzen verschlechtert also die Qualität unseres Bildungssystems. Noch weiter nach unten wird diese Qualität durch die zweite Säule der neuen Lernkultur gedrückt, die Inklusion. Jeder, der heute ein Kind in der Schule hat, kennt den Trend, Kinder mit unterschiedlichsten Fähigkeiten und Entwicklungsstufen in eine Klasse zu stecken, denn Inklusion ist das neue Zauberwort.

Inklusion ist allerdings, genauso wie die Kompetenzen, ein zweischneidiges Schwert. Auch hier lohnt sich ein kleiner Ausflug in die Geschichte des Begriffes. Das Gegenteil von Inklusion ist Ausgrenzung. Die Idee der Ausgrenzung entstand in der Soziologie mit der zunehmenden Industrialisierung. Ausgrenzung bezeichnet dabei die Erfahrung persönlicher Nutzlosigkeit: Du kannst nicht an einem Fließband arbeiten? Dann brauchen wir dich hier nicht, schau zu, wo du bleibst. Später wurde dieser Begriff auf andere Bereiche ausgedehnt: Auf das Geschlecht oder den sozialen Status zum Beispiel. Inklusion sollte dann diesen Entwicklungen entgegenwirken.

Von Natur aus neugierig? Für eine gelungene Lernkultur müssen wir verstehen, wie Lernen funktioniert.

Wir haben gesehen, dass die neue Lernkultur nicht immer funktioniert. Wie sollte also ein besseres Schulsystem aussehen, das echte Qualität bietet? Dazu sehen wir uns erst einmal kurz an, was Lernen eigentlich ist und wie es funktioniert. Denn auch hier geht die neue Lernkultur von einigen falschen Prämissen aus.

Menschen lernen zunächst einmal, genauso wie Tiere, durch Nachahmung. Im Unterschied zu Tieren beginnt der Mensch aber irgendwann, sein Tun zu reflektieren und den Willen anderer in seinem Denken zu berücksichtigen. Im Alter von neun Monaten erlebt jedes Baby eine kleine Revolution. Dann stellt es nämlich fest, dass andere Menschen ein Eigenleben führen. Damit verändert sich das Verhältnis zur Mutter und das Kind beginnt, Hinweisen zu folgen, z.B. wenn die Mutter auf etwas zeigt. So beginnt das eigentliche Lernen.

Das Heft in die Hand nehmen: Um erfolgreich zu lernen, brauchen wir vor allem starke Lehrer.

Tatsächlich sollten wir einige der Dinge, die wir im Eifer der neuen Lernkultur gerade abschaffen, dringend bewahren, damit unsere Kinder möglichst effektiv und gut lernen können.

Dazu gehört z.B. die genaue Zeitplanung der Schulstunden und Pausen. Lehrer und Schüler brauchen ein Plenum, einen genauen Anfangs- und Endpunkt jeder Stunde und festgesetzte Pausen. Das ist nicht nur für die Struktur, sondern auch für das Verständnis wichtig. Wir verknüpfen Dinge erst mit Bedeutung, wenn sie in einer gemeinsamen Jetztzeit, in der Raum und Fokus geteilt werden, hervorgehoben werden. Das Lernen in einem Klassenverband schafft diesen förderlichen Rahmen.

Zusammenfassung

Die Kernaussage dieser Blinks ist:

In deutschen Schulen hält eine neue Lernkultur Einzug, die sich auf Individualität, Freiheit, Kompetenzen und Inklusion stützt. Doch diese Lernkultur ist nur eine Weiterführung des Neoliberalismus in unseren Schulen und sorgt dafür, dass die Qualität des Unterrichts sinkt. Um guten Unterricht zu leisten, brauchen wir klare Strukturen und starke Lehrer.

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What is Lehrerdämmerung about?

Schule soll heute individuelle Fähigkeiten fördern, inklusiv sein und sich nicht mehr auf Wissen, sondern auf Kompetenzen konzentrieren. Dadurch ändert sich auch die Rolle des Lehrers: Er wird zu einer Art Lernbegleiter. Dieser Weg ist grundsätzlich falsch und beruht auf der neoliberalen Ideologie. Warum das so ist und welchen Weg wir im Bildungssystem stattdessen gehen sollten, erklärt Christoph Türcke in Lehrerdämmerung (2016).

Best quote from Lehrerdämmerung

„Wenn aber alle Abitur machen, macht niemand mehr Abitur.

—Christoph Türcke

Who should read Lehrerdämmerung?

Eltern von Schulkindern
Lehrer, die möglichst guten Unterricht machen möchten
Jeder, der sich mit Lernpsychologie oder unserem Bildungssystem beschäftigt

About the Author

Christoph Türcke war Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo er sich vor allem mit den Themen Ethik und Gesellschaft befasst hat. Er ist außerdem Autor mehrerer Bestseller und schreibt unter anderem auch Artikel für Die Zeit.

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