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Blink 3 of 8 - The 5 AM Club
by Robin Sharma
Wie ich als Erwachsene herausfand, dass ich AD(H)S habe
Beginnen wir mit einer kleinen Zeitreise: Stell dir vor, du lebst in der Steinzeit und ziehst gemeinsam mit deiner Gruppe Tag für Tag auf der Suche nach Nahrung durch die Wildnis. Das ist ein gefährliches Unterfangen, denn als Jäger musst du stets auf der Hut vor Raubtieren sein. Also scannst du deine Umgebung permanent auf jede Regung. Ist das Rascheln im Gebüsch etwa eine Raubkatze? Dann nichts wie weg! Oder doch ein saftiges Wildschwein? Dann rasch hinterher, damit was Leckeres auf den Tisch kommt. Aber halt! Sind das da oben in der Baumkrone etwa reife Früchte? Also hoch da, bevor sie sich ein anderer schnappt.
So ungefähr sah der Alltag unserer Vorfahren aus, bevor der Mensch sesshaft wurde. Die Gehirne dieser Jäger und Sammler waren in ständiger Alarmbereitschaft, denn in freier Wildbahn überlebte nur, wer blitzschnell und impulsiv handeln konnte. Mit der Einführung von Viehzucht und Ackerbau waren dann andere Qualitäten gefragt: säen, ernten, füttern, melken, scheren – all das verlangte von unseren Vorfahren, nicht mehr wie ein geölter Blitz zwischen verschiedenen Aufgaben hin- und herzuspringen, sondern auch mal drögen Routineaufgaben nachzugehen. In der neuen bäuerlichen Gesellschaft wurden besonnenes Planen und überlegtes Handeln zur wünschenswerten Norm. Nach und nach vertrieben die gelassenen Bauerngehirne ihre hibbeligen Vorgänger.
Rund 10.000 Jahre später leben aber immer noch Menschen mit diesen temperamentvollen Jäger-und-Sammler-Gehirnen. Das, wofür es lange keinen Namen gab, heißt heute AD(H)S. Nach dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, einem offiziellen Klassifikationssystem für psychische Erkrankungen, spricht man von AD(H)S, wenn folgende Symptome besonders stark ausgeprägt sind: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.
Die Buchstaben AD(H)S stehen für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung: Je nach Ausprägung oder Lebensphase steht entweder das Aufmerksamkeitsdefizit oder die Hyperaktivität im Vordergrund. Auch die Kombinationen aus beidem gibt es natürlich. Menschen ohne hyperaktives Verhalten wurden lange Zeit nur auf das Aufmerksamkeitsdefizit – kurz: ADS – diagnostiziert. Weil die Hyperaktivität aber in späteren Lebensphasen durchaus noch auftreten kann oder bei einigen Menschen, speziell bei Frauen, lediglich unterdrückt wird, gilt die Bezeichnung ADS inzwischen als veraltet, wird aber vereinzelt noch immer verwendet. Angelina Boerger benutzt deshalb die Schreibweise AD(H)S mit dem Buchstaben H in Klammern, damit sich auch wirklich alle darin wiederfinden.
Lange vor der modernen Diagnostik lieferte der deutsche Arzt Heinrich Hoffmann mit seinem berühmten Bilderbuch Struwwelpeter Musterbeispiele für unaufmerksame AD(H)Sler. In der Geschichte vom Zappel-Philipp kippelt der kleine Philipp so lange auf seinem Stuhl, bis er den Tisch mitsamt Abendessen zu Boden reißt. In einer anderen Erzählung des Kinderbuchklassikers fällt der tagträumende Hanns Guck-in-die Luft auf dem Schulweg versehentlich ins Wasser.
Heute würde man solche notorisch unruhigen oder geistig abwesenden Kinder als potenzielle AD(H)Sler klassifizieren. Bei vielen dieser Kinder kommt noch eine große Klappe hinzu: Sie reden ohne Punkt und Komma und ecken in der Schule an, weil sie nicht abwarten können, bis sie an der Reihe sind. Überhaupt fällt es ihnen schwer, geduldig zu sein und nicht sofort in Wut zu geraten, wenn ihnen etwas nicht in den Kram passt. Das ist die AD(H)S-typische Impulsivität.
Warum ticken diese Kinder anders als viele ihrer Altersgenossen? Die Wissenschaft hat den AD(H)S-Code zwar noch lange nicht geknackt, doch man vermutet, dass er mit einem geringen Dopaminlevel im Gehirn zusammenhängt. Der Botenstoff Dopamin beschert uns angenehme Emotionen wie Glück, Lust und Vorfreude. Dopamin ist ein Triebmotor, der für Motivation und Konzentration sorgt. Hat unser Gehirn nur wenig davon, ist es antriebslos, unausgeglichen und unkonzentriert. Um diesen unangenehmen Mangel auszugleichen, sucht es automatisch nach externer Stimulation. So kann es schon mal passieren, dass ein Kind, anstatt brav in seinem Malbuch zu arbeiten, mit Feuereifer den ganzen Tisch bekritzelt. Es tut das nicht aus Trotz, sondern weil sein Gehirn nur durch diese Extrastimulation zur Ruhe kommt.
Einige dieser Kinder lernen im Laufe des Erwachsenwerdens irgendwie, sich den gesellschaftlichen Regeln anzupassen oder zumindest weniger aufzufallen. Doch der Preis, den sie später dafür zahlen, ist hoch. Wie sich AD(H)S im Erwachsenenalter äußert – darum geht es im nächsten Abschnitt.
Menschen mit AD(H)S müssen sich oft ziemlich verbiegen, um sich den gesellschaftlichen Erwartungen anzupassen. Welche fatalen Folgen das für ihre psychische Gesundheit haben kann – darum geht es in Kirmes im Kopf (2023). Erfahre hier, was hinter dem sogenannten Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom steckt und was es bedeutet, damit zu leben.
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