Warum wird unser derzeitiges Wirtschaftssystem als alternativlos dargestellt, obwohl wir gefühlt schon jetzt auf die nächste katastrophale Krise zuschlittern? Diese Blinks zerren unsere Marktwirtschaft unter das Röntgengerät, um ihre Krankheiten und Schwachstellen gnadenlos auszuleuchten. Die ernüchternde Diagnose lautet: Im modernen Kapitalismus werden rücksichtslose Partikularinteressen bedient, der Wohlstand ungerecht verteilt und kriminellen Machenschaften und Finanzblasen Vorschub geleistet. Das einzige Gegenmittel sind grundlegende Reformen und strengere Kontrollen.
Die Journalisten Matthias Weik und Marc Friedrich sind bereits seit dem Kindergarten befreundet und haben sich später beide mit internationaler Betriebswirtschaft auseinandergesetzt. Sie machen auch heute noch gerne gemeinsame Sache und haben mehrere Bestseller zu wirtschaftlichen Themen verfasst, darunter Der Crash ist die Lösung und Der größte Raubzug der Geschichte.
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Wirtschaftskrisen sind heutzutage aus nachvollziehbaren Gründen ein allgegenwärtiges Thema. Um die Ursachen wirklich zu verstehen, müssen wir vorher einen Blick darauf werfen, wie und warum unser Wirtschaftssystem grundlegend funktioniert.
Statistiken zeigen, dass kurzfristige Schieflagen zwischen Angebot und Nachfrage durchschnittlich alle sechs bis zehn Jahre zu kleinen Einbrüchen der wirtschaftlichen Entwicklung führen. Konjunkturdellen sind also ganz normal und sozusagen der Schnupfen des Kapitalismus. Beispiel Gartenzwerg: Nehmen wir an, der Absatz steigt, bis in jedem zweiten Vorgarten ein knatschbunter Keramikwicht steht und die Nachfrage jäh gesättigt ist. Diese Nachricht kommt zwangsweise zeitversetzt bei den Produzenten in Asien, den Maschinenherstellern und Investoren an. Die vorübergehende Überproduktion führt entlang der Wertschöpfungskette branchenübergreifend zur Konjunkturdelle.
Besagte Dellen werden gewissermaßen von längeren Wellen überschattet: Das sind die zyklischen Krisen, quasi die ernsthaften Lungenentzündungen des Kapitalismus. Ökonomen haben sich historische Daten zur Entwicklung von Löhnen, Preisen, Exporten und Aktienkursen angesehen und festgestellt, dass es alle 40 bis 60 Jahre zur Krise kam, also zum Ende eines Zyklus und dem Beginn eines neuen. Anfangs fortschrittliche Güter wurden irgendwann zu Massenprodukten, warfen immer weniger Gewinn ab und führten zur Rezession. Erst die Erfindung einer neuen, innovativen Basistechnologie leitete den Boom eines neuen wirtschaftlichen Aufschwungs ein.
Seit der industriellen Revolution haben wir fünf solcher langfristigen Zyklen durchlaufen. Der Blick auf die Geschichte zeigt, dass die Entwicklung der jeweils neuen Technologie immer dann erfolgte, wenn zuvor ein entscheidender Produktionsfaktor knapp geworden war. Die Dampfmaschine leitete die maschinelle Produktion ein und löste die Probleme der begrenzt vorhandenen Manpower. Eisenbahnnetz und Stahl waren die Reaktion auf die Engpässe des Warentransports, Elektrizität und chemische Plastikherstellung überwanden die Materialknappheit und die Digitalisierung machte kurzen Prozess mit der Informationsknappheit.
Es gibt also Krisen, die in ganz „natürlichen“ Zyklen wiederkehren. Dieses Wissen gibt uns theoretisch die Macht, sie z.B. durch staatliche Regulierung zu beeinflussen. Diese Macht wird nur leider nicht immer im richtigen Maße genutzt.