Jenseits von Kohle und Stahl Book Summary - Jenseits von Kohle und Stahl Book explained in key points

Jenseits von Kohle und Stahl summary

Lutz Raphael

Eine Gesellschaftsgeschichte Westeuropas nach dem Boom

Listen to the first key idea

Key idea 1 of 9
00:00
4.4 (23 ratings)
27 mins
9 key ideas
Audio & text

What is Jenseits von Kohle und Stahl about?

Wir leben in einem postindustriellen Zeitalter. Ehemals wichtige Industrien wie Stahlbau, Kohleabbau oder Textilindustrie spielen in den westlichen Nationen kaum mehr eine Rolle, und falls es noch so etwas wie eine Arbeiterklasse gibt, ist sie in der Öffentlichkeit und Politik kaum mehr präsent. Wann, wie und warum das angefangen hat, erfährst du in den Blinks zu Jenseits von Kohle und Stahl (2019). Am Beispiel der ehemaligen Industrienationen Frankreich, Großbritannien und Westdeutschland wird hier die Geschichte der Deindustrialisierung in den Jahren 1970 bis 2000 nachgezeichnet.

About the Author

Lutz Raphael wurde in Essen geboren – einem Zentrum der westdeutschen Bergbauindustrie. Seit 1996 ist er Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Trier und war unter anderem in Oxford und Paris als Gastdozent. Er ist Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur sowie der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 2013 wurde er mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.

Table of Contents
    Key idea 1 of 9

    Die Globalisierung führte zum Niedergang der alten Industrien in Westeuropa.

    Die ersten Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg waren für die westlichen Industrienationen die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Auf die desaströse Bilanz des Krieges folgte das Wirtschaftswunder und der gesamtgesellschaftliche Wohlstand nahm wieder zu. Doch der Aufschwung hielt nicht allzu lange an: Bereits ab Mitte der Siebzigerjahre setzten tief greifende Veränderungen ein, die das rasante Wachstum bremsten.

    Zwischen 1970 und 2000 schrumpfte die Industrie Frankreichs, Großbritanniens und Westdeutschlands gewaltig. Die alten Industriesektoren – Stahlwerke, Kohlezechen, Schiffswerften und Textilfabriken – verschwanden nach und nach. Und mit ihnen Millionen Arbeitsplätze. In Deutschland ging etwa ein Viertel aller Jobs im industriellen Bereich verloren, in Frankreich und Großbritannien war es sogar die Hälfte. Wie konnte es dazu kommen?

    Ein Auslöser dieser Entwicklung war die fortschreitende Internationalisierung der Märkte. Durch die weitgehende Öffnung der europäischen Wirtschaft intensivierte sich der Konkurrenzdruck auf die nationalen Industrieunternehmen, was zu Rationalisierung und dem Abbau von Arbeitsplätzen führte. Vor allem in Ostasien war die industrielle Produktion wesentlich günstiger, weshalb technologisch einfache, aber arbeitsintensive Prozesse in diese Länder ausgelagert wurden. Die Deindustrialisierung Westeuropas war somit die Kehrseite des Aufstiegs neuer industrieller Standorte wie China, Südkorea und Indonesien. 

    Westeuropa übernahm zwei Funktionen in der neuen Wirtschaftswelt: Zum einen verblieben dort die Forschungs-, Entwicklungs- und Planungszentren, wo die massentauglichen Produkte entwickelt wurden, die dann zur Herstellung nach Asien gingen. Und zum anderen wurde es zum Spezialisten für Technologien, die ein hohes Maß an technischem Know-how erforderten, zum Beispiel für die Produktion von Industrierobotern.

    Zu diesen wirtschaftlichen Veränderungen kamen technische Innovationen aus den Bereichen IT und Robotik hinzu, die die Arbeitswelt nachhaltig veränderten: Industrieroboter ersetzten nach und nach die Schweißer, Lackierer, Montagearbeiter und Packer in den Fertigungshallen, deren Arbeitskraft somit nicht mehr gebraucht wurde. 

    Diese Entwicklungen führten jedoch nicht nur zum Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch zu wirtschaftspolitischen Veränderungen: Insbesondere in Frankreich und Großbritannien zog sich der Staat immer weiter aus der Industrie zurück. Bedeutsame öffentliche Unternehmen wurden privatisiert und die Regierungen gaben die Idee des Sozialstaates zugunsten eines neoliberalen Wirtschaftsmodells auf. 

    Die sozialen Konsequenzen waren schwerwiegend. Besonders hart getroffen wurden ungelernte Arbeiter und Angestellte sowie Ältere, Jugendliche und Frauen. Männliche Industriearbeiter über fünfzig waren mehr oder minder gezwungen, vorzeitig aus dem Berufsleben auszuscheiden, viele Jugendliche fanden überhaupt keine Arbeit und weibliche Arbeiterinnen aus der Textil-, Möbel- und Nahrungsmittelindustrie verloren ihre Jobs. 

    So entstand aus der ehemaligen Arbeiterschicht eine neue Schicht der Armen, Arbeitslosen und sozial Abgehängten, deren Sorge um Arbeit und soziale Grundsicherung wieder zum Lebensmittelpunkt wurde.

    Want to see all full key ideas from Jenseits von Kohle und Stahl?

    Key ideas in Jenseits von Kohle und Stahl

    More knowledge in less time
    Read or listen
    Read or listen
    Get the key ideas from nonfiction bestsellers in minutes, not hours.
    Find your next read
    Find your next read
    Get book lists curated by experts and personalized recommendations.
    Shortcasts
    Shortcasts New
    We’ve teamed up with podcast creators to bring you key insights from podcasts.

    Who should read Jenseits von Kohle und Stahl

    • Historiker, Studierende und Geschichtsinteressierte
    • Alle, die die Ursachen des Niedergangs der Volksparteien nachvollziehen wollen
    • Alle, die den Wandel westeuropäischer Industrienationen verstehen möchten

    Categories with Jenseits von Kohle und Stahl

    Books like Jenseits von Kohle und Stahl

    What our members say

    Sven O.

    It's highly addictive to get core insights on personally relevant topics without repetition or triviality. Added to that the apps ability to suggest kindred interests opens up a foundation of knowledge.

    Thi Viet Quynh N.

    Great app. Good selection of book summaries you can read or listen to while commuting. Instead of scrolling through your social media news feed, this is a much better way to spend your spare time in my opinion.

    Jonathan A.

    Life changing. The concept of being able to grasp a book's main point in such a short time truly opens multiple opportunities to grow every area of your life at a faster rate.

    Renee D.

    Great app. Addicting. Perfect for wait times, morning coffee, evening before bed. Extremely well written, thorough, easy to use.

    Start growing with Blinkist now
    25 Million
    Downloads on all platforms
    4.7 Stars
    Average ratings on iOS and Google Play
    91%
    Of Blinkist members create a better reading habit*
    *Based on survey data from Blinkist customers
    Powerful ideas from top nonfiction

    Try Blinkist to get the key ideas from 5,500+ bestselling nonfiction titles and podcasts. Listen or read in just 15 minutes.

    Start your free trial