Jahrhundertelang schien es in Stein gemeißelt: Der Mensch ist von Natur aus schlecht. Nur eine dünne zivilisatorische Schicht hält uns davon ab, einander zu terrorisieren und zu ermorden. In diesen Blinks wollen wir mit diesem Vorurteil aufräumen. Denn von der Archäologie bis zur Kriminologie entdecken viele Wissenschaften gerade, dass der Mensch eigentlich viel besser ist, als wir denken.
Dass man als Historiker auch Bestsellerautor sein kann, zeigt der 1988 in den Niederlanden geborene Autor Rutger Bregman. 2017 erschien sein Buch Utopien für Realisten, in dem er unter anderem beschreibt, wieso wir ein bedingungsloses Grundeinkommen brauchen. Ansonsten setzt sich der Autor und Aktivist auch dafür ein, dass Unternehmen ihre Steuern zahlen. Für Furore sorgte er mit dieser eigentlich gar nicht so absurden Forderung auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos.
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Start free trialJahrhundertelang schien es in Stein gemeißelt: Der Mensch ist von Natur aus schlecht. Nur eine dünne zivilisatorische Schicht hält uns davon ab, einander zu terrorisieren und zu ermorden. In diesen Blinks wollen wir mit diesem Vorurteil aufräumen. Denn von der Archäologie bis zur Kriminologie entdecken viele Wissenschaften gerade, dass der Mensch eigentlich viel besser ist, als wir denken.
Weißt du, was Adolf Hitler, Josef Stalin, Benito Mussolini, Winston Churchill und der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt gemeinsam haben? All diese Protagonisten des Zweiten Weltkriegs hatten ein und dasselbe Buch gelesen: Psychologie des foules – Die Psychologie der Massen des französischen Autors Gustave Le Bon.
In besagtem Buch beschreibt Le Bon, dass Massen in Ausnahmesituationen, wie zum Beispiel einem Krieg, in Panik geraten und sich in diesem Fall zivilisatorisch schrittweise zurückentwickeln. Sprich: Wenn Menschen um ihr Leben fürchten, werden sie zu Barbaren und kümmern sich nur noch um ihr eigenes Wohl.
Als Hitler im September 1940 den Blitzkrieg einleitete und 348 Bomber der Luftwaffe nach London schickte, tat er dies nicht allein, um die Stadt zu zerstören, er hatte dabei auch Le Bons Ideen im Kopf. Er dachte, dass er den Widerstand der Menschen in Großbritannien im Angesicht der Vernichtung leichter brechen könnte.
Die Briten verhielten sich jedoch völlig anders als von Le Bon, Hitler, aber auch von Winston Churchill antizipiert. Im Jahr vor dem „Blitz“ der deutschen Luftwaffe, der allein in London mehr als 40.000 Menschen das Leben kostete und ganze Stadtteile zerstörte, hatten die Briten in einem Akt der Verzweiflung psychiatrische Notfallkliniken errichtet.
Besagte Einrichtungen blieben jedoch leer. Unzählige Beobachter beschrieben, wie die Briten ihrem Alltag mehr oder weniger normal nachgingen, obwohl die Luftangriffe schon längst im Gange waren. Sich zu ängstigen nütze nichts, bekam eine amerikanische Journalistin von einem britischen Ehepaar zu hören, das während der Interviews weiter seelenruhig Tee trank, obwohl die Fenster mehrfach von in der Nähe detonierenden Bomben schepperten.
Eine Überzeugung, die viele Londoner teilten. Nicht nur blieben sie ungeahnt ruhig, es ging ihnen psychisch und mental sogar besser als je zuvor. So nahm der Alkoholmissbrauch während des Zweiten Weltkriegs ab und weniger Menschen begingen Selbstmord. Als alles vorbei war, sehnten sich viele Londoner gar in die Kriegszeit zurück.
Denn die Ausnahmesituation kehrte keineswegs das Schlechteste, sondern viel mehr das Beste in den Menschen hervor. Man war füreinander da, jeder half jedem, ohne zu fragen, welchen Beruf, wie viel Geld oder welche politische Gesinnung der andere hatte. Ganz entgegen der Thesen von Le Bon stärkte die Ausnahmesituation des Luftkriegs die britische Gesellschaft in vielen Belangen sogar. Hitler hatte das genaue Gegenteil seines eigentlichen Ziels erreicht.