Hure spielen (2014) handelt von den Mythen, die das Thema Sexarbeit umranken, und davon, wie die Realität in diesem Berufsfeld wirklich aussieht. Zu oft nämlich werden in der hitzigen öffentlichen Debatte über das Thema Prostitution die wesentlichen Fragen aus den Augen verloren: Was ist nötig, damit Prostituierte nicht länger in die kriminelle Ecke geschoben werden – und welche Maßnahmen könnten tatsächlich dabei helfen, die Arbeit von Prostituierten sicherer zu machen?
Melissa Gira Grant war selbst Sexarbeiterin und kennt sich daher gut mit den praktischen Aspekten des Themas aus. Heute arbeitet Grant als Journalistin und freie Autorin, die sich für Menschenrechte im Allgemeinen und für die Rechte von Sexarbeiterinnen im Speziellen einsetzt. Ihre Artikel erscheinen in der New York Times und in The Guardian.
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Start free trialHure spielen (2014) handelt von den Mythen, die das Thema Sexarbeit umranken, und davon, wie die Realität in diesem Berufsfeld wirklich aussieht. Zu oft nämlich werden in der hitzigen öffentlichen Debatte über das Thema Prostitution die wesentlichen Fragen aus den Augen verloren: Was ist nötig, damit Prostituierte nicht länger in die kriminelle Ecke geschoben werden – und welche Maßnahmen könnten tatsächlich dabei helfen, die Arbeit von Prostituierten sicherer zu machen?
Stell dir vor, du wirst Opfer eines gewalttätigen Übergriffs. Wie würdest du reagieren? Für die meisten von uns ist die Antwort offensichtlich: Wir würden natürlich die Polizei verständigen und die Straftat anzeigen. Schließlich ist es Aufgabe der Polizei, uns vor Verbrechern zu beschützen bzw. dafür zu sorgen, dass diese für ihre Tat bestraft werden. Für Prostituierte, die Opfer einer Straftat werden, sieht die Realität anders aus. Für sie gelten scheinbar andere Gesetze.
Anstatt Prostituierte vor Gewalttaten zu beschützen, tut die Polizei häufig das genaue Gegenteil. Diese Schlussfolgerung ergibt sich zumindest aus einer Studie des Sex Workers Project aus dem Jahr 2003. Die Organisation, die Sexarbeiterinnen in juristischen und sozialen Angelegenheiten berät, fand heraus, dass mehr als zwei Drittel der Prostituierten, die in New York City auf der Straße tätig sind, nahezu täglich von der Polizei belästigt werden. Und immerhin 30% der Befragten gaben an, dass ihnen von Seiten der Polizei schon mal körperliche Gewalt angedroht wurde.
Dieselbe Studie zeigte außerdem, dass Prostituierte ausgesprochen schlecht damit beraten sind, sich auf die Hilfe von der Polizei zu verlassen, wenn ein Freier gewalttätig wird. Eine Prostituierte berichtete beispielsweise, dass die Polizei sich schlichtweg weigerte, Ermittlungen einzuleiten, nachdem die Betroffene Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde. Anscheinend ist man bei der New Yorker Polizei der Auffassung, dass Prostituierte nicht beschützt werden müssen, weil sexuelle Gewalt Teil des Berufsrisikos von Sexarbeiterinnen ist. Als Konsequenz dieser Logik ist es üblich, Notrufe von Prostituierten von vornherein zu ignorieren.
Neben unterlassener Hilfeleistung kommt es außerdem regelmäßig zu Versuchen der sexuellen Nötigung durch Polizisten. Das bestätigt eine weitere Studie des Sex Workers Project aus dem Jahr 2005. Diesmal wurden Prostituierte befragt, die in Wohnungen arbeiten statt auf der Straße. Immerhin 16% der Befragten gaben an, dass Polizisten schon mal versucht hätten, Sex mit ihnen zu initiieren.
Dabei handelt es sich nicht nur um ein New Yorker Problem. Skandalöse Ergebnisse liefert z.B. eine Untersuchung, die im indischen Bundesstaat Westbengalen unter 21.000 Sexarbeiterinnen durchgeführt wurde: Es zeigte sich, dass nicht die Freier, sondern die Polizisten für die deutliche Mehrheit gewalttätiger Übergriffe an Prostituierten verantwortlich waren.
All das macht deutlich, dass für Prostituierte in der Praxis nicht dieselben Regeln zu gelten scheinen wie für Menschen mit anderen Berufen.