In Gewalt (2011) geht es um die finstere Seite des Menschen: die Lust am Rauben, das Verlangen nach Rache, das Bedürfnis, andere zu unterwerfen und sich an ihrem Leid zu erfreuen. Diese Blinks erklären dir, dass die zerstörerischen Impulse in uns ein Erbe der Evolution sind. Und du erfährst auch von den Gegenkräften, die in uns wirken und ein Zusammenleben möglich machen – trotz aller beunruhigenden Nachrichten war unsere Welt noch nie so friedlich wie heute.
Steven Pinker ist ein US-amerikanischer Psychologe, Linguist und Kognitionswissenschaftler. Er unterrichtet Psychologie in Harvard und hat bereits mehrere erfolgreiche Bücher über dieses Fach veröffentlicht. Pinker schreibt außerdem regelmäßig für renommierte Zeitungen und Zeitschriften, etwa für die New York Times oder das Forbes Magazine.
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Start free trialIn Gewalt (2011) geht es um die finstere Seite des Menschen: die Lust am Rauben, das Verlangen nach Rache, das Bedürfnis, andere zu unterwerfen und sich an ihrem Leid zu erfreuen. Diese Blinks erklären dir, dass die zerstörerischen Impulse in uns ein Erbe der Evolution sind. Und du erfährst auch von den Gegenkräften, die in uns wirken und ein Zusammenleben möglich machen – trotz aller beunruhigenden Nachrichten war unsere Welt noch nie so friedlich wie heute.
Bevor wir uns ansehen, wie sich Gewalt im Verlauf der Geschichte entwickelt hat, müssen wir uns mit ihrer Natur beschäftigen. Gewalt ist in allen Menschen fest verankert und hat mehrere Gesichter. Es gibt fünf „innere Dämonen“, die in uns hausen – sie können jeden dazu bringen, gewalttätig zu werden. Der erste Dämon, der uns heimsucht, ist der Raub.
Gewalt ist oft ein einfacher Weg, sich einen evolutionären Vorteil zu verschaffen. Die Evolution beruht auf dem Mechanismus der natürlichen Auslese, und die wiederum ist eng mit dem Recht des Stärkeren verbunden. Alle Organismen kämpfen um die Chance, ihre Gene weiterzugeben.
In diesem Kampf war für unsere Vorfahren Gewalt oft die einzige Lösung. Wenn es nur wenig Nahrung oder potenzielle Sexualpartner gab, nahm sich der Stärkere einfach das, was er brauchte. Und wenn er es nicht freiwillig bekam, wandte er eben Gewalt an. Es galt oft genug: Wer raubt, der überlebt.
Daher ist es kein Wunder, dass der Gebrauch von Gewalt tief in unsere Gene eingeschrieben ist. Und das gilt nicht nur für besonders gewalttätige Menschen, sondern für uns alle. Einige Studien zeigen sogar, dass gerade Kleinkinder zu aggressivem Verhalten neigen, auch wenn das auf uns kaum bedrohlich wirkt. Die lieben Kleinen beißen, treten und schlagen sich viel öfter als erwachsene Menschen.
Mit dem Erwachsenwerden bildet sich ein Unterschied zwischen Männern und Frauen heraus. So gaben in einer Umfrage siebzig bis neunzig Prozent der Männer an, sich innerhalb des vergangenen Jahres vorgestellt zu haben, jemanden zu töten. Bei den Frauen waren es nur fünfzig bis achtzig Prozent. Für diese Gewaltfantasien war sogar eine neurologische Basis nachzuweisen. Ein „Racheschaltkreis“, der in Experimenten an Katzen und Menschen künstlich stimuliert wurde, erzeugt Aggression.
Gewalt ist aber evolutionär betrachtet nicht immer die beste Lösung. Wenn wir zum Beispiel Mitglieder unserer eigenen Familie verletzen, mindern wir unsere Chancen, unsere Gene weiterzugeben. Außerdem bringt Gewalt immer ein Risiko mit sich: Selbst wenn wir einen Kampf gewinnen, werden wir dabei möglicherweise lebensgefährlich verletzt.