Wut, Angst, Trauer – die Liste negativer menschlicher Emotionen ist lang. Immer häufiger sind Emotionen der wahre Grund für Arztbesuche in unserer chronisch gestressten Gesellschaft. Und immer häufiger gehen sowohl wir selbst als auch die Ärzte und Therapeuten falsch mit dieser Diagnose um. Diese Blinks sind ein einfühlsames Plädoyer dafür, dass wir unsere Gefühle nicht bekämpfen oder als Krankheitsursache begreifen sollten. Sie zeigen, warum wir sie annehmen und ihnen Raum geben müssen, um besser mit ihnen umzugehen.
Dr. med. Christian Peter Dogs ist Facharzt für Psychiatrie und Psychosomatik. Er hat bereits über 30.000 Patienten an diversen Kliniken behandelt. Seit 2017 ist er Leiter der Psychosomatischen Abteilung der Klinik Bühlerhöhe.
Nina Poelchau ist Journalistin. Sie arbeitet seit 2009 als Reporterin für den stern. Außerdem hat sie eine Ausbildung für Paartherapie und personenzentrierte Gesprächstherapie absolviert.
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Start free trialWut, Angst, Trauer – die Liste negativer menschlicher Emotionen ist lang. Immer häufiger sind Emotionen der wahre Grund für Arztbesuche in unserer chronisch gestressten Gesellschaft. Und immer häufiger gehen sowohl wir selbst als auch die Ärzte und Therapeuten falsch mit dieser Diagnose um. Diese Blinks sind ein einfühlsames Plädoyer dafür, dass wir unsere Gefühle nicht bekämpfen oder als Krankheitsursache begreifen sollten. Sie zeigen, warum wir sie annehmen und ihnen Raum geben müssen, um besser mit ihnen umzugehen.
Gefühle sind doch eine seltsame Sache. Wir alle verfügen grundlegend über das gleiche Set an Emotionen. Und doch geht jeder ganz unterschiedlich mit ihnen um.
Das hat im Wesentlichen mit der Einzigartigkeit unserer Gehirne zu tun. Gefühle mögen biochemisch nach demselben Prinzip funktionieren. Wie sie sich für einen Menschen anfühlen, hängt aber von der individuellen Beschaffenheit seines Gehirns ab.
Jedes Gehirn ist anders verschaltet. Die wichtigsten Verknüpfungen werden bereits in der Kindheit und Jugend gelegt und anschließend kaum noch verändert. Das gilt auch für das limbische System, das für die Verarbeitung von Gefühlen verantwortlich ist. Die prägenden Erfahrungen eines jungen Menschen führen zur individuellen neuronalen Struktur dieses „emotionalen Gehirns“. Sie entscheiden nahezu unumkehrbar über seine Emotionalität und sein Temperament. Sie bestimmen, ob er eher ängstlich oder optimistisch ist. Ob er sich lieber vorsichtig zurückhält oder kämpferisch vorprescht.
Eine weitere wichtige Rolle spielen die sogenannten Botenstoffe des Gehirns: die Neurotransmitter. Sie beeinflussen, wie wir Informationen aus unserem äußeren Umfeld aufnehmen – und v.a., wie Informationen von einer Hirnzelle zur anderen übertragen werden. Deine Gefühlslage hängt meist maßgeblich von zwei Dingen ab: von der Konzentration bestimmter Neurotransmitter an den Schaltstellen deiner Hirnzellen und der Empfindlichkeit der entsprechenden Rezeptoren.
Wer schon im Mutterleib viel Stress miterlebt, bildet mehr Rezeptoren für Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol. Daher reagiert er später als Erwachsener empfindlicher auf Stress als jemand, der im Babybauch mit Mozart oder Bach beschallt wurde. Wenn es zu wenig Botenstoffe oder zu viele Rezeptoren gibt, werden die Informationen wie beim „Stille-Post“-Spiel verzerrt oder fehlerhaft übertragen. So können dann je nach Angstauslöser aus knuffigen Kläffern böse Bestien werden, oder aus plätschernden Wellen eine bedrohliche Brandung. Und alles nur, weil die Botenstoffe die Botschaft nicht mehr klar und verständlich übermittelt bekommen.
Deine mentalen Schaltkreise und Botenstoffe spielen also eine große Rolle dabei, wie du deine eigenen Gefühle wahrnimmst. Doch das ist noch längst nicht alles: Auch die Welt um dich herum hat ihre Finger im Spiel.