Bisher endete unsere Kenntnis der Vergangenheit mit dem Wissen der Archäologen und Historikerinnen. Doch in den letzten Jahren lieferten moderne genetische Analysen erstaunlich detaillierte Einblicke in die Geschichte unserer Spezies. Diese Blinks zu Adam Rutherfords Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat (2016) beschreiben das faszinierende Forschungsfeld der Genomik und einige ihrer spektakulärsten Entdeckungen.
Adam Rutherford ist ein promovierter Genetiker, Wissenschaftsautor und Radiomoderator. Seine auf BBC ausgestrahlten Sendungen Inside Science, The Cell und Playing God wurden allesamt mit Preisen ausgezeichnet.
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Start free trialBisher endete unsere Kenntnis der Vergangenheit mit dem Wissen der Archäologen und Historikerinnen. Doch in den letzten Jahren lieferten moderne genetische Analysen erstaunlich detaillierte Einblicke in die Geschichte unserer Spezies. Diese Blinks zu Adam Rutherfords Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat (2016) beschreiben das faszinierende Forschungsfeld der Genomik und einige ihrer spektakulärsten Entdeckungen.
Geschichtsbücher vermitteln den Eindruck, wir wüssten über die Vergangenheit Bescheid – als wäre alles in Stein gemeißelt. Doch erstens ist die Historie niemals vollständig, sondern durch die Perspektive ihrer Forscher und Verfasser begrenzt. Und zweitens reicht sie nur ein paar Tausend Jahre in die Vergangenheit zurück.
Schriftstücke und andere Dokumente liefern uns heute wertvolle Einblicke in das Leben der antiken Griechen oder Römer. Aber kurz darauf – oder besser davor – beginnt die Vorgeschichte. Ab da verschwimmt das überlieferte Weltwissen, sodass wir meist nur spekulieren können.
Die gute Nachricht ist, dass die Disziplin der Genomik neuerdings tiefe Einblicke in die bislang undurchdringbare Vorgeschichte ermöglicht. Sie erforscht den Aufbau des Genoms, also des materiellen Trägers aller vererbbaren Informationen. Und ihre modernen Technologien basieren auf den Entdeckungen großer Forscher wie Gregor Mendel, Francis Crick und James Watson, die im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts sukzessive die Rätsel des menschlichen Erbguts lösten.
Auf der Grundlage ihrer Vorarbeit gelang es dem Team des weltweiten Humangenomprojekts im Jahr 2000, das vollständige Genom des Menschen zu entschlüsseln. Dank dieses historischen Erfolgs sind Forscher heute in der Lage, die DNA einzelner Menschen zu analysieren. Doch damit nicht genug: Sie können auch das Erbgut aus archäologischen Proben wie Knochen auswerten, um die Gene unserer biologischen Vorfahren zu untersuchen. Dieser Teilbereich wird als Paläogenetik bezeichnet und liefert faszinierende Einblicke in die Vergangenheit unserer Spezies.
So gingen unserer Entwicklung zum Homo sapiens diverse andere Spezies in der Gattung Homo voraus: darunter Homo neanderthalensis, Homo habilis, Homo ergaster, Homo heidelbergensis und Homo erectus.
Der Homo erectus war einer der ersten, aufrecht gehenden Menschenaffen. Die Spezies entstand vor etwa 1,9 Millionen Jahren auf dem afrikanischen Kontinent und verteilte sich von dort aus rund um den Globus. Unsere Spezies Homo sapiens entwickelte sich vor etwa 200.000 Jahren ebenfalls in Afrika, und zwar im Osten des Kontinents. Von dort aus drangen unsere Vorfahren nach Eurasien vor, wo sie mit anderen menschlichen Spezies wie den Neandertalern in Kontakt kamen.
Die Genomik zeigt, dass diese Begegnung im wahrsten Sinne fruchtbar war. Die Genetiker würden sagen: Es kam zu mehrfachem Genfluss zwischen beiden Arten. Oder einfach ausgedrückt: Die Mitglieder beider Spezies hatten Sex. Und zwar jede Menge. Heute wissen wir, dass die durchschnittliche Europäerin 2,7 Prozent ihres Erbguts mit den Neandertalern teilt. Somit ist letztere Spezies zwar technisch gesehen ausgestorben, aber ein Teil von ihr lebt weiter in uns anatomisch modernen Menschen fort.