Das digitale Zeitalter gefährdet schleichend und unbemerkt unsere demokratischen Strukturen und Werte. Es entsteht ein totalitäres System, in dem jeder sich selbst und seinen Nachbarn kontrolliert und die Macht in der Hand einer kleinen Elite konzentriert ist.
Harald Welzer setzt sich als Direktor der Futurzwei-Stiftung Zukunftsfähigkeit für eine lebenswertere und sozial gerechtere Zukunft ein. Außerdem lehrt er Transformationsdesign an der Universität Flensburg und der Universität St. Gallen. Zu seinen bisherigen Veröffentlichungen gehören Opa war kein Nazi und Täter: Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden.
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Start free trialDas digitale Zeitalter gefährdet schleichend und unbemerkt unsere demokratischen Strukturen und Werte. Es entsteht ein totalitäres System, in dem jeder sich selbst und seinen Nachbarn kontrolliert und die Macht in der Hand einer kleinen Elite konzentriert ist.
Google und Facebook wissen mittlerweile wahrscheinlich mehr über uns als unsere eigenen Eltern. Die Daten, die mittlerweile überall gesammelt werden, geben ein detailliertes Bild unseres Lebens wieder. Zusätzlich zu dieser Überwachung erleben wir momentan die Einengung staatlicher Strukturen und die wachsende Macht einzelner Unternehmen. Dieses System können wir als „Neo-Feudalismus“ bezeichnen: Die herrschende Klasse versucht mit Hilfe von Überwachung, den Status quo zu erhalten.
Die Skandale, die um Geheimdienste wie die NSA in den letzten Jahren enthüllt wurden, zeigen, wie sehr wir unter Beobachtung stehen. Die Anzahl der Daten steigt stetig. Alle bis 2013 verfügbaren Daten wurden zu 90% in den zwei vorherigen Jahren erzeugt. Diese Überwachung beschränkt sich nicht auf Terrorverdächtige, denn jegliche elektronische Kommunikation kann beobachtet werden. Obwohl die Datensammlung und Beobachtung offiziell der Prävention von Terroranschlägen dient, ist dies in der Praxis gar nicht möglich.
Mittlerweile vermischen sich sogar die Ebenen von Privatunternehmen und Staat, da eine Kooperation zwischen Firmen und Geheimdiensten entstanden ist. Dies hat auch wirtschaftliche Konsequenzen, weil die Unternehmen durch ihre Datendominanz ungeheuer an Macht gewonnen haben. Das fördert eine ökonomische Ungleichheit.
Die Macht eines Unternehmens übertrifft dabei oft die Macht eines Staats. 40% des gesamten globalen Unternehmenswertes wird von einer Gruppe von 147 multinationalen Firmen beherrscht. Staatliche Institutionen können dieses Netzwerk nicht kontrollieren. Das führt dazu, dass diese Gruppe ganze Staaten erpressen könnte.
Die finanzielle Macht liegt im Neo-Feudalismus also bei den mächtigsten Unternehmen. Entwicklungsländer hingegen häufen immer größere Schuldenberge an und werden dadurch auch immer handlungsunfähiger. Mittlerweile müssen sie oft mehr als 25% ihrer Einnahmen für Schuldentilgungen ausgeben.
Als Resultat sehen sich diese Staaten dazu gezwungen, unvorteilhafte Verträge mit ausländischen Investoren abzuschließen. Die finanziellen Nachteile wirken sich auf den Sozialstaat aus, was wiederum zu geschwächten Arbeitsrechten führt.
Die Kontrolle und Überwachung, die sich im Neo-Feudalismus entwickeln, führen zu negativen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und die globale Wirtschaft.