Die Mitleidsindustrie (2009) offenbart kritisch das Wirken und die Konsequenzen von internationalen Hilfseinsätzen in Kriegs- und Krisengebieten. Wie kommen Hilfsorganisationen an Spendengelder und was passiert mit ihnen? Die Blinks zeigen Hilfsorganisationen als wirtschaftliche Unternehmen im Wettbewerb und als Teil einer Mitleidsindustrie, von der nicht nur hilfsbedürftige Menschen profitieren.
Linda Polman ist eine niederländische Journalistin und Autorin. Hauptsächlich schreibt sie über Einsätze von Hilfsorganisationen in Krisengebieten weltweit. Als Korrespondentin der UN-Friedensmission war sie bei zahlreichen Hilfsprojekten direkt vor Ort. Sie hat in den Niederlanden bereits mehrere erfolgreiche Bücher über ihre Erfahrungen veröffentlicht.
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Start free trialDie Mitleidsindustrie (2009) offenbart kritisch das Wirken und die Konsequenzen von internationalen Hilfseinsätzen in Kriegs- und Krisengebieten. Wie kommen Hilfsorganisationen an Spendengelder und was passiert mit ihnen? Die Blinks zeigen Hilfsorganisationen als wirtschaftliche Unternehmen im Wettbewerb und als Teil einer Mitleidsindustrie, von der nicht nur hilfsbedürftige Menschen profitieren.
Das Konzept der humanitären Hilfe geht auf den Schweizer Henri Dunant zurück. Dieser stellte angesichts der Schlacht von Solferino 1859 einen Trupp von Freiwilligen zusammen, um das Leid der Tausenden verwundeten Soldaten auf dem Schlachtfeld zu lindern.
Dunant gründete später das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und damit eines der ersten westlichen humanitären Hilfsprogramme. Dabei entwickelte er einen ethischen Kodex, dem auch heute noch alle Hilfsorganisationen verpflichtet sind. Demnach muss Notleidenden geholfen werden, egal um wen es sich handelt und unabhängig von den Konsequenzen der Hilfeleistung. Außerdem soll die Hilfe für Menschen in Krisensituationen unparteilich sein und uneigennützig stattfinden.
Aber Kriegsführung und Krisengebiete haben sich seitdem ebenso stark verändert wie der Alltag moderner Hilfsorganisationen. Bereits für Dunants Hilfstruppen ergab sich ein moralisches Dilemma, wenn sie nach den eigenen ethischen Prinzipien handelten. Heute ist das alles noch viel komplizierter. Das Spekulieren mit dem Mitleid von Spendern ist zu einer lukrativen Branche geworden. Ein selbstständiger Wirtschaftszweig hat sich hier entwickelt: die Mitleidsindustrie.
Mittlerweile gibt es 37.000 größere und kleinere Organisationen, die auf dem Markt der internationalen Hilfe miteinander konkurrieren und durch Hilfsprojekte Geld verdienen. Und was ist unabdingbar für das Bestehen der humanitären Organisationen? Neue Spendenprojekte, also Erfolg im Kampf um die begehrten Vertragsabschlüsse mit den Geberländern. Sie investieren daher einen Großteil ihrer Budgets in PR-Kampagnen.
Die Unternehmen der Mitleidsindustrie lassen sich außerdem bei der Auswahl der bedürftigen Regionen zunehmend davon leiten, welche Krise einen höheren Spektakel-Charakter besitzt und sich dadurch besser vermarkten lässt.