Die bezifferte Welt Book Summary - Die bezifferte Welt Book explained in key points

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Die bezifferte Welt summary

Name: Die bezifferte Welt
Rating: 4.1 (13 reviews)
Author: Colin Crouch

Colin Crouch

Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht

4.1 (13 ratings)

19 mins

Topics

International Economics

Table of Contents

Die bezifferte Welt
Summary of 9 key ideas

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Key idea 1 of 9

Was drin ist für dich: Wissen, warum du dank der Wirtschaft bald weniger wissen wirst.

Im Oktober 2014 kündigte der britische National Health Service (NHS) an, Hausärzten für jede Diagnose von Demenz eine Prämie von 55 Pfund zu zahlen. Diese Krankheit wird oft zu spät erkannt und der NHS wollte so einen Anreiz für mehr Untersuchungen zur Früherkennung schaffen. Die Folge war große Empörung: Man sah das Vertrauensverhältnis zwischen Ärzten und Patienten bedroht. Es wurde befürchtet, dass Ärzte Demenz diagnostizieren, wo überhaupt keine vorhanden ist, um die Prämie einzustreichen.

Wie konnte der Markt in so ein privates und vertrauensvolles Verhältnis wie das zwischen Arzt und Patient hineingeraten? Der Grund liegt in der umfassenden Privatisierung von Aufgaben, die traditionellerweise in die Verantwortlichkeit des Staates fallen. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, dass unsere Post von privaten Unternehmen ausgeliefert und die Bahn von einer Firma betrieben wird. Diese Entwicklung macht sich jedoch auch in sensibleren Bereichen bemerkbar: Immer mehr Schulen, Krankenhäuser, Bürgerämter und sogar die Polizei werden privatisiert.

Das hat negative Folgen – nicht nur für die angebotenen Dienstleistungen, sondern auch für unser Wissen. Allmählich werden wichtige Grundlagen unserer Demokratie von der neoliberalen Wirtschaftsordnung unterwandert. Die folgenden Blinks erklären wie.

Du wirst außerdem herausfinden,

wie die britische Polizei die Aufklärungsrate in die Höhe schießen ließ,
warum Waisenkinder sehr häufig umziehen und
warum die besten Schüler ihre Abschlussprüfungen dreimal schreiben müssen.

Neoliberalismus und Privatisierung verändern unsere Bewertungsmaßstäbe.

Die Finanzkrise hat gezeigt, dass die Wirtschaft außer Kontrolle ist. Nur wenige verstehen noch, was auf den Märkten eigentlich passiert. Das hat System. Dahinter steckt die neoliberale Ideologie, die unser Wissen langsam untergräbt.

Um zu verstehen, wie das vor sich geht, wenden wir uns kurz einigen Grundthesen des Neoliberalismus zu. Er basiert auf der Idee, dass alles einen Preis hat und zu Geld gemacht werden kann. Dieser Preis ist die einzige Kennzahl, nach der sich die Menschen richten müssen, denn sie umfasst alle anderen Informationen, zum Beispiel zu Qualität und Zuverlässigkeit. Das ist einerseits praktisch, weil es schnelle Entscheidungen ermöglicht. Andererseits werden dadurch Bereiche wie Emotionen, Ethik oder Umweltschutz aus dem Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit gedrängt.

Der Neoliberalismus behauptet außerdem, dass der Markt alles zum Besten verteilt. Daher werden unter seiner Ägide immer mehr Lebensbereiche vermarktet. Dazu gehört unter anderem der öffentliche Dienst, zu dem Schulen, Krankenhäuser oder die Polizei zählen.

Seit den Achtzigerjahren ist es gang und gäbe, die Leistungen von Schulen und Krankenhäusern in öffentlichen Rankings zu bewerten. Die Überlegungen dahinter erscheinen auf den ersten Blick sinnvoll: So können Bürger eine bessere Wahl treffen und es entsteht eine Konkurrenzsituation, in der einzelne Institutionen zu besseren Leistungen angespornt werden.

Leider geht das oft nach hinten los: Indikatoren sind immer vereinfachte Darstellungen, die nicht das gesamte Bild erfassen und Informationen verkürzen. Es besteht die große Gefahr, dass Institutionen alles tun, um bei bestimmten Indikatoren gut abzuschneiden, und andere Bereiche vernachlässigen. Wenn die Qualität eines Krankenhauses zum Beispiel nur an der Wartezeit in der Notaufnahme gemessen wird, kann es gut sein, dass zusätzliche Kräfte dorthin abbestellt – und Patienten dafür länger auf eine Folgebehandlung warten müssen.

Dabei handelt es sich keineswegs um bedauerliche Einzelfälle. Die Lüge hat System, wie wir im nächsten Blink sehen werden.

Der Markt fördert nur bestimmte Arten von Information und Wissen.

Nach der neoliberalen Ideologie bringt der Markt alle Informationen hervor, die Kunden brauchen. Da er angeblich selbst keine eigenen Interessen verfolgt wie zum Beispiel Politiker oder Experten, sind seine Informationen glaubwürdig.

Die Neoliberalen gehen davon aus, dass der Markt alles zu unserem Besten regelt, indem er Angebot und Nachfrage ausbalanciert. Wenn es Patienten besonders wichtig ist, in der Notaufnahme schnell behandelt zu werden, gehen sie in ein Krankenhaus, das diesen Service bietet. Wenn sie mehr Wert auf gute Mahlzeiten und eine sichere Folgebehandlung legen, suchen sie ein anderes Krankenhaus auf.

Unternehmen berücksichtigen die Informationen, die für sie von Interesse sind.

Das Problem liegt jedoch nicht allein darin, dass auf dem Markt nur der Preis zählt und andere Informationen ausgeblendet werden. Unternehmen unterdrücken oder manipulieren Wissen systematisch und auf verschiedenem Wege.

Zum einen werden auf dem Markt finanzielle Informationen bevorzugt behandelt, während andere Informationen unter den Tisch gekehrt werden. Das beste Beispiel dafür ist Deepwater Horizon. Bei der Explosion auf der Ölplattform im Golf von Mexiko wurden elf Menschen getötet und große Teile des Golfs verschmutzt. Die Verantwortlichen waren im Vorfeld mehrfach von den zuständigen Ingenieuren vor einem solchen Vorfall gewarnt worden. Sie ignorierten die Warnungen und nahmen das Risiko aufgrund finanzieller Faktoren bewusst in Kauf: Vorsorge zu tragen oder das Projekt abzubrechen, wäre ihnen einfach zu teuer gewesen. Rentiert hat sich das nicht. Mindestens 43 Milliarden Dollar Strafzahlungen und ein nicht zu bemessener Schaden am Ruf des Unternehmens waren die Folge – ganz zu schweigen von den ökologischen Konsequenzen. An den entscheidenden Stellen wurde das Wissen der Ingenieure zurückgehalten, um dem Wissen aus der Finanzabteilung die Vorfahrt zu gewähren.

Unternehmen verbreiten Lügen, um ihren Profit zu steigern.

Bisher haben wir gesehen, dass Unternehmen ihren Kunden gewisse Informationen vorenthalten. Nicht selten bringen sie jedoch auch Lügen in Umlauf.

Die Werbung für Frühstücksflocken, die mehr Zucker als Getreide enthalten und trotzdem als „gesunder Start in den Tag“ angepriesen werden, gehört da noch zu den harmloseren Unwahrheiten. In Großbritannien verkauften Banken ihren Anlegern bei der Kreditvergabe jahrelang nutzlose Restschuldversicherungen. 40 Prozent der Anleger sagten später, sie hätten überhaupt nicht gewusst, dass sie einen solchen Vertrag abgeschlossen hätten.

Der Neoliberalismus beeinflusst die Forschung und den Schutz des geistigen Eigentums.

Neben den Medien wird auch die Forschung zunehmend in den Dienst der Wirtschaft gestellt. Immer mehr Universitäten werden von privaten Unternehmen bezuschusst. Daraus folgt, dass unerwünschte Ergebnisse verfälscht oder nicht veröffentlicht werden. Immer häufiger werden ganze Forschungsinstitute von Unternehmen finanziert und produzieren dann nur Ergebnisse, die den Unternehmen in die Tasche spielen.

Besonders deutlich wird das am Beispiel des Klimawandels. Die Öl- und Automobilindustrie haben ein Interesse daran, dass der Klimawandel von der Öffentlichkeit nicht als ernstzunehmende Gefahr gesehen wird. Sie verfügen über die finanziellen Mittel, um eigene Forschungseinrichtungen zu betreiben, die ihnen die gewünschten „wissenschaftlichen“ Beweise dafür liefern.

Indikatoren für den öffentlichen Dienst sollen die Effizienz steigern, richten aber großen Schaden an.

In der neoliberalen Ideologie gibt es keinen Platz für den öffentlichen Dienst. Der Neoliberalismus sieht im Sinne der Effizienzsteigerung die ausnahmslose Privatisierung von Schulen, Krankenhäusern, Verwaltungen und anderen öffentliche Einrichtungen vor. In Großbritannien hat sich mittlerweile das New Public Management durchgesetzt, das mit einer Teilprivatisierung öffentlicher Dienste einhergeht. Immer mehr öffentliche Dienste werden outgesourct und Abteilungen und Institutionen treten untereinander in Konkurrenz.

Ein großes Problem bei der Teilprivatisierung sind die Kennziffern, die den Wettbewerb fördern sollen. Sie verengen das Bild zwangsläufig und führen zu fehlgeleiteten Maßnahmen. Wenn Ärzte 55 Pfund für eine Demenzdiagnose erhalten, werden sie irgendwann sogar bei Babys Demenz diagnostizieren.

Die Privatisierung des öffentlichen Dienstes hat schlechtere Leistungen und eine Verschiebung von Kompetenzen zur Folge.

Der Neoliberalismus geht davon aus, dass Dienstleistungen nur dann effizient erbracht werden, wenn sie privatwirtschaftlich organisiert sind. Doch in Wirklichkeit verschlechtert sich die Qualität der Dienstleistungen.

Ein Beispiel ist die Schulinspektion in Großbritannien, die den Unterricht qualitativ überwachen soll. 1992 wurde das System reformiert. Von nun an sollten mehr Inspektionen durchgeführt werden, um stets aktuelle Daten zu erheben und den Wettbewerb zu fördern. Dazu mussten viele neue Inspektoren eingestellt werden, die bei Weitem nicht so kompetent waren wie die erfahrenen Beamten. Um den Prozess zu vereinfachen, wurde ein Notensystem von 1 bis 4 eingeführt, was der Komplexität der Sache keinesfalls gerecht wurde.

Die Nutzer des öffentlichen Dienstes werden von Bürgern zu Kunden degradiert.

Auch die Rolle der Nutzer des öffentlichen Dienstes wird durch Neoliberalismus und Privatisierung auf drei Arten beeinflusst: Behörden können Menschen als Bürger, Kunden oder Objekte betrachten. Je nach Sichtweise ändert sich das Verhältnis von Wissen und Marktwirtschaft sowie die Information, die an die Nutzer weitergetragen wird. Bürger haben das Recht auf eine respektvolle und qualitativ hochwertige Behandlung. Kunden werden Dienstleistungen verkauft – wenn nötig, durch respektvolle Behandlung. Objekte sind anspruchslose Empfänger einer Dienstleistung.

Der Neoliberalismus sieht ausschließlich Vorteile darin, die Nutzer des öffentlichen Dienstes als Kunden zu behandeln. Seine Vertreter werfen dem öffentlichen Dienst gerne vor, er habe seine Nutzer nicht als Menschen, sondern als Objekte betrachtet. Durch die Privatisierung werden Objekte zu Kunden – und die sind ja bekanntlich König.

Zusammenfassung

Die Kernaussage dieser Blinks ist:

Die Ideologie des Neoliberalismus, die sich immer weiter ausbreitet, führt dazu, dass Wissen unterdrückt oder verfälscht wird. Durch verschiedene Mechanismen sorgt der Kapitalismus der Konzerne dafür, dass nur noch bestimmte Informationen die Bürger erreichen. Auch im Bereich des öffentlichen Dienstes bewirkt er durch zunehmende Privatisierung einen Abbau von Kompetenzen und Fachwissen zugunsten finanzieller Überlegungen.

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What is Die bezifferte Welt about?

Die Blinks zu Die bezifferte Welt (2015) zeigen auf, wie sich die Ideologie des Neoliberalismus in immer mehr staatliche Bereiche des Lebens ausdehnt und dazu führt, dass das verfügbare Wissen eingeschränkt und manipuliert wird. Am Beispiel der zunehmenden Privatisierung in Großbritannien wird erklärt, welche Bereiche von dieser Entwicklung besonders betroffen sind.

Best quote from Die bezifferte Welt

„Um wirklich uneingeschränkt effizient am Markt agieren zu können, müssen wir uns in egozentrische und amoralische Rechenmaschinen verwandeln.

—Colin Crouch

Who should read Die bezifferte Welt?

Alle, die sich dafür interessieren, wie das Wirtschaftssystem unser Wissen beeinflusst
Studierende der Politikwissenschaft und Soziologie
Alle, die mehr über die Auswirkungen der Privatisierung erfahren möchten

About the Author

Der britische Politikwissenschaftler und Soziologe Colin Crouch wurde vor allem durch sein Buch Postdemokratie bekannt. Nach vielen Jahren als Professor für Soziologie an der Universität Oxford unterrichtet er mittlerweile an der Universität Warwick.

Categories with Die bezifferte Welt

Economics

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