Skandale und Krisen sind in der Finanzwelt längst keine Einzelfälle mehr, sondern Ausdruck struktureller Missstände. Die Blinks zu Die Bank gewinnt immer (2020) erläutern die größten Probleme des Finanzsystems – von Steuerbetrug über Kreditabzocke bis hin zu klimaschädlichen Investitionen. Du erfährst dabei, warum Reformen so dringend notwendig sind und wie diese gelingen können.
Gerhard Schick ist promovierter Volkswirt und saß dreizehn Jahre lang für Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. Er war einer der Mitinitiatoren des ersten Untersuchungsausschusses zum Cum-ex-Skandal. 2018 entschied er sich dafür, sein Mandat niederzulegen und für ein nachhaltiges Finanzsystem zu kämpfen. Seitdem engagiert er sich in der Bürgerbewegung Finanzwende.
Original: Die Bank gewinnt immer © 2020 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main/New York
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Start free trialSkandale und Krisen sind in der Finanzwelt längst keine Einzelfälle mehr, sondern Ausdruck struktureller Missstände. Die Blinks zu Die Bank gewinnt immer (2020) erläutern die größten Probleme des Finanzsystems – von Steuerbetrug über Kreditabzocke bis hin zu klimaschädlichen Investitionen. Du erfährst dabei, warum Reformen so dringend notwendig sind und wie diese gelingen können.
Der 16. Oktober ist ein sonniger Tag im Örtchen Bidnija auf der Insel Malta. Gegen 15 Uhr verlässt Daphne Caruana Galizia ihr Haus und steigt in ihren Peugeot. Was sie nicht ahnt: Auf einem nahe gelegenen Hügel raucht ein Mann und beobachtet das Grundstück. Als sie einsteigt, gibt er heimlich ein Signal. Das Auto explodiert, und Galizia ist tot. Was wie der Auftakt zum nächsten James-Bond-Film klingt, ist 2017 tatsächlich so passiert. Doch Galizia war keine Spionin, sondern lediglich eine engagierte Journalistin.
Eine Journalistin, die den Machenschaften von Maltas Politikern und Bankern zu nahe kam. Galizia recherchierte zu Finanzkriminalität und veröffentlichte ihre Ergebnisse auf einem Blog. Besonders die Pilatus Bank hatte sie im Blick. Diese soll der Familie des aserbaidschanischen Präsidenten Ilcham Alijew bei Geldwäsche geholfen haben, und zwar unter Beteiligung des damaligen maltesischen Premierministers Joseph Muscat. Wegen ihrer zahlreichen Enthüllungen erhielt Galizia Anzeigen und auch Morddrohungen. Den Auftrag zu ihrer Ermordung gaben nach heutigem Kenntnisstand der Stabschef des Premiers und ein reicher Unternehmer.
Wie der Fall von Galizia zeigt, ist die Finanzbranche gern bei kriminellen Geschäften behilflich. Geldwäsche gehört zu ihrem Standardrepertoire. Der Begriff bezeichnet das Einschleusen von illegalem Geld in den legalen Wirtschaftskreislauf. Drogenbosse, Menschenhändler oder Terroristen versuchen, ihr Geld mithilfe von komplexen Transaktionen so aussehen zu lassen, als ob es aus legalen Quellen stamme. Die Münchner Sicherheitskonferenz schätzt, dass 2018 weltweit Geldwäsche im Umfang von 4,2 Billionen Dollar betrieben wurde. Das entspricht in etwa dem Wert des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
All das wäre ohne die Hilfe der Finanzbranche nicht möglich. Laut Rob Wainwright, ehemals Leiter der EU-Polizeibehörde Europol, schleusen organisierte Kriminelle schmutziges Geld mit einer Erfolgsrate von nahezu 100 Prozent durch das Bankensystem. Obwohl Finanzinstitute verpflichtet sind, bei hohen Summen die Herkunft des Geldes nachzuvollziehen, drücken sie oft ein Auge zu. In der Vergangenheit sind viele Banken in Geldwäscheskandale verwickelt gewesen. Dazu gehören die Deutsche Bank, HSBC, Credit Suisse und die ING.
Einige Dienstleister haben die Zusammenarbeit mit Verbrechern zu ihrem Geschäftsmodell gemacht. Wirtschaftskanzleien, Vermögensverwalter und Hedgefonds profitieren davon, Geld in Steueroasen oder komplizierte Finanzprodukte zu schleusen und dadurch legal aussehen zu lassen. Das Problem ist, dass sie damit die Kriminalität anspornen. Denn krumme Geschäfte lohnen sich nur, wenn die Täter ihr erbeutetes Geld später ohne Probleme benutzen können.
Der Finanzsektor assistiert jedoch nicht nur der Kriminalität. Er macht sich auch selbst die Hände schmutzig.