Etliche Ratgeber, Politiker und selbsterklärte Supereltern behaupten, der schwierige Spagat zwischen Karriere und Familie sei lediglich eine Frage der richtigen Lebenseinstellung. Aber was, wenn der perfekte Balanceakt nur eine Wunschvorstellung und in der Realität überhaupt nicht erreichbar ist? Diese Blinks sind der Erfahrungsbericht zweier erfolgreicher Journalistinnen, deren Privatleben auf lange Sicht zu kurz kam. Sie erklären, warum Eltern nach wie vor einen schweren Stand in der Arbeitswelt haben — und wie wir das ändern könnten.
Susanne Garsoffky und Britta Sembach, beide Jahrgang 1968, begannen nach ihrem Studium erfolgreiche Karrieren als Journalistinnen. Beide heirateten und bekamen jeweils zwei Kinder. Die Alles ist möglich-Lüge (2014) beschreibt, wie die beiden Mütter sich aller Anstrengungen zum Trotz vor die Entscheidung gestellt fühlten: entweder eine aufsteigende Karriere oder ein erfülltes Familienleben.
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Start free trialEtliche Ratgeber, Politiker und selbsterklärte Supereltern behaupten, der schwierige Spagat zwischen Karriere und Familie sei lediglich eine Frage der richtigen Lebenseinstellung. Aber was, wenn der perfekte Balanceakt nur eine Wunschvorstellung und in der Realität überhaupt nicht erreichbar ist? Diese Blinks sind der Erfahrungsbericht zweier erfolgreicher Journalistinnen, deren Privatleben auf lange Sicht zu kurz kam. Sie erklären, warum Eltern nach wie vor einen schweren Stand in der Arbeitswelt haben — und wie wir das ändern könnten.
Unsere Gesellschaft sieht im Normalfall beide Eltern am Arbeitsplatz. Für die Fürsorge kranker (Groß-)Eltern und kleiner Kinder ist da wenig Raum. Woran liegt das?
Das eigentliche Problem ist der enorme Leistungsdruck und Egoismus unserer westlichen Arbeitswelt. Der Andrang der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er hat zu einer hohen Konkurrenz auf dem Stellenmarkt geführt. Viele in dieser Zeit geborene Kinder wurden mit einem Leistungsdenken erzogen, das sie Selbstverwirklichung und Anerkennung vor allem im Beruf suchen lässt. Die neoliberale Wende der 1980er hat eine selbstbezogene Mentalität gefördert, in der man sich erst um sich selbst und frühestens danach um andere kümmert.
Die Politik lieferte das entsprechende Vorbild nach dem Prinzip „privat vor Staat“: Zwischen 1969 und 1980 bestach der Flick-Konzern Politiker der Parteien CDU/CSU, SPD und FDP mit insgesamt 25 Millionen Euro. Die Gelder flossen direkt in die Taschen zahlreicher Volksvertreter, inklusive des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl und des CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß. Die Politik trägt also schwere Verantwortung daran, dass der Solidaritätsgedanke derart ausgehöhlt wurde.
Die jüngeren Generationen bekamen vorgelebt: Familie ist zwar wichtig, aber der Broterwerb geht vor. Fürsorge und Hausarbeit nehmen bis heute als unentgeltliche Aufgaben in der gesamten Gesellschaft eine zweitrangige Stellung ein. Und da beginnt der Teufelskreis für die, die für andere sorgen. Fürsorge braucht viel Zeit, die wir aber größtenteils auf unsere Berufe verwenden. Also delegieren viele die Fürsorge — oder Care-Arbeit — an Pflegekräfte, Tagesmütter und Erzieher, die selbst immer mehr für immer weniger Geld leisten sollen.
Wer sich dennoch zeitweise gegen den eigentlichen Beruf und für die Pflege von Angehörigen entscheidet, begibt sich in die finanzielle Abhängigkeit eines Versorgers und riskiert den Anschluss ans Berufsleben. Wir sehen klar und deutlich: Der Fürsorge gebührt ein höherer Stellenwert in unserer Gesellschaft. Aber wäre es damit wirklich getan?