Was hat die Aufklärung mit der Rationalisierung der Wirtschaft, der Industrialisierung der Kunst und der Gewalt des Nationalsozialismus zu tun? Max Horkheimer und Theodor Adorno zufolge hängen sie alle untrennbar zusammen. Ihre Dialektik der Aufklärung (1969) gehört zu den wichtigsten philosophischen Kritiken. Diese Blinks bündeln ihre Strahlkraft, um die Schattenseiten der Aufklärung zu beleuchten.
Max Horkheimer (1895–1973) war bis 1933 Ordinarius für Sozialphilosophie und Direktor des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte er nach New York, um seine Arbeiten mit Wegstreitern wie Adorno und Marcuse fortzusetzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er als Professor nach Frankfurt zurück.
Theodor W. Adorno (1903–1969) war Philosoph, Soziologe und Musiktheoretiker und bis 1933 Privatdozent in Frankfurt am Main. Auch er kehrte nach der Diktatur der Nationalsozialisten aus dem US-amerikanischen Exil nach Frankfurt zurück und übernahm ab 1958 die Leitung des Instituts für Sozialforschung.
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Start free trialWas hat die Aufklärung mit der Rationalisierung der Wirtschaft, der Industrialisierung der Kunst und der Gewalt des Nationalsozialismus zu tun? Max Horkheimer und Theodor Adorno zufolge hängen sie alle untrennbar zusammen. Ihre Dialektik der Aufklärung (1969) gehört zu den wichtigsten philosophischen Kritiken. Diese Blinks bündeln ihre Strahlkraft, um die Schattenseiten der Aufklärung zu beleuchten.
Kant beschrieb die Aufklärung als den „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“. Sie markierte den Beginn bedeutender Entwicklungen von der Demokratie bis zum wirtschaftlichen Wohlstand. In ihrem Kern aber war sie von Beginn an zum Scheitern verurteilt.
Die Aufklärung wollte die Welt „entzaubern“. Sie wollte das Denken von den Mythen des Mittelalters befreien und sowohl Glaube als auch Aberglaube durch Verstand ersetzen. Der Mensch sollte seine Furcht vor dem Übernatürlichen verlieren und erkennen, dass er selbst über sein Leben bestimmt.
Die Aufklärer glaubten an die Macht des Wissens. Sie wollten die Bildung und den technischen Fortschritt fördern, damit sich die Menschheit endgültig über die Kräfte der Natur hinwegzusetzen vermochte.
In diesem technokratischen Weltbild war kein Platz mehr für Unwägbarkeiten und Geheimnisse. Die Wissenschaft würde das Wirken der Welt bis in die letzten Winkel durchleuchten, bis jede Materie berechnet und nutzbar gemacht werden konnte. Wissen, Wirtschaft, Wohlstand. Irgendwann würde die Menschheit alle Facetten des Lebens wie die Variablen einer Universalformel entschlüsseln.
Sie musste sich nur von den Mythen lösen. Ironischerweise sollte genau dieser Anspruch – die Entmythisierung der Welt – zum Stolperstein für die Aufklärung werden.
Denn was ist ein Mythos? Der Versuch, einen Ursprung für das zu finden, was zunächst unerklärlich scheint. Wer die Mythen verbannt, erklärt die Unerklärbarkeit als verboten. Er gibt vor, alles Unbekannte zu kennen.
Die Aufklärung glaubte, mit Reflexion und Analyse zu einer übergeordneten Wahrheit durchdringen zu können. Und genau hier musste sie scheitern. Sie wollte selbst das verdinglichen, was sich jeder Rationalität entzieht: Gefühle, Ängste und Bedürfnisse; die Tiefen des Geistes und die Unergründlichkeit des Seins.
Die Aufklärung wollte nicht wahrhaben, dass sich die Wahrheit weder pachten noch vorhersagen lässt. Damit schuf sie ihren eigenen Mythos: die Mär von der Allwissenheit des Menschen.