Herz gegen Verstand. Kopf gegen Gefühl. Die westliche Welt sieht unser Denken als Kampf zwischen streitenden Kräften. Aber António Damásio lieferte 1995 mit Descartes’ Irrtum den Gegenbeweis. Diese Blinks schildern die faszinierenden Fälle zweier Männer, die aufgrund einer Hirnschädigung ihre Entscheidungsfähigkeit verloren. Anhand von diesen Beispielen erklären sie, warum unser ach so nüchterner Verstand untrennbar mit unseren Emotionen verknüpft ist.
Antonio Damásio wurde in Portugal geboren und lehrt als Professor für Psychologie, Philosophie und Neurologie an der University of Southern California. Dort leitet er auch das Brain and Creativity Institute. Der breiten Öffentlichkeit wurde er durch seine bedeutende Arbeit zur Bewusstseinsforschung bekannt. Er hat bereits mehrere international erfolgreiche Sachbücher veröffentlicht, darunter Ich fühle also bin ich, Der Spinoza-Effekt: Wie Gefühle unser Leben bestimmen und Im Anfang war das Gefühl.
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Stell dir vor, du bist Ingenieurin. Du bekommst eine komplexe Maschine vorgesetzt und sollst herausfinden, wie sie funktioniert. Bei der ersten näheren Betrachtung erkennst du, dass sie aus unzähligen Einzelteilen besteht, die auf geheimnisvolle Weise zusammenarbeiten. Was machst du?
Du könntest probeweise eines der Teile entfernen und gucken, was passiert. Nehmen wir an, die Maschine qualmt. Wenn du nun Teilchen X ausbaust und das Qualmen aufhört, dann hat Teilchen X vermutlich etwas mit dem Qualm zu tun. Dieses Prozedere könntest du so lange mit den übrigen Teilchen wiederholen, bis du weißt, wie die Maschine läuft.
Dieselbe Logik lässt sich auf die faszinierende Feinmechanik des Gehirns übertragen – mit einem eklatanten Unterschied. Es wäre natürlich völlig unethisch, einem Menschen einzelne Teile seines Gehirns zu entnehmen, nur um zu schauen, was passiert. Die gute Nachricht aber lautet: Das ist in der Wissenschaft auch gar nicht nötig.
Warum nicht? Weil Verletzungen, Tumore und Krankheiten manchmal nur bestimmte, isolierte Gehirnbereiche schädigen. Dabei kann es passieren, dass sie diese Bereiche komplett lahmlegen, ohne anderswo Schaden anzurichten – also fast so, als hätte doch irgendein Wissenschaftler das Skalpell angelegt, um einzelne Teile des Gehirns zu entfernen.
Wenn die betroffene Person überlebt, funktioniert ihr Gehirn weiter. Nur eben anders als zuvor. Machen wir das an einem Beispiel deutlich. Der Gyrus frontalis inferior, auch untere Stirnwindung genannt, befindet sich zu beiden Schädelseiten auf Höhe der Schläfen. Er besteht aus drei Teilen, von denen einer als motorisches Sprachzentrum des Menschen gilt. Läsionen dieses Bereiches können zu Sprachstörungen wie der Aphasie führen, die die Betroffenen massiv im Hörverstehen und Sprechen einschränkt.
Das heißt: Wenn wir die Folgen solcher isolierter Gehirnverletzungen vergleichen, können wir auf die Funktionen der einzelnen Teile schließen und so Stück für Stück erforschen, wie unser Oberstübchen funktioniert. Und genauso erforscht die experimentelle Neuropsychologie das Gehirn. Wir werden im Laufe der Blinks feststellen, dass sie dabei erstaunliche Entdeckungen gemacht hat.