Der innere Stammtisch (2020) ist ein politisches Tagebuch. Ijoma Mangold hat es von September 2019 bis April 2020 geschrieben. In unseren Blinks zu dem Buch erfährst du, wie der Autor die politischen Ereignisse dieser Zeit reflektiert. Du blickst ihm dabei über die Schulter, wenn er sich Fragen stellt wie: Wie komme ich zu meiner Meinung? Was macht der Nachrichtenkonsum mit mir? Und warum wühlt mich das alles so auf?
Der Literaturkritiker, Journalist und Autor Ijoma Mangold studierte Literatur und Philosophie in München und Bologna. Er arbeitete unter anderem bei der Berliner Zeitung, der Süddeutschen Zeitung und ist mittlerweile bei der Zeit. Er wirkte auch bei verschiedenen Fernsehformaten zum Thema Literatur mit. Der innere Stammtisch ist nach seiner Autobiografie Das deutsche Krokodil sein zweites Buch.
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Start free trialDer innere Stammtisch (2020) ist ein politisches Tagebuch. Ijoma Mangold hat es von September 2019 bis April 2020 geschrieben. In unseren Blinks zu dem Buch erfährst du, wie der Autor die politischen Ereignisse dieser Zeit reflektiert. Du blickst ihm dabei über die Schulter, wenn er sich Fragen stellt wie: Wie komme ich zu meiner Meinung? Was macht der Nachrichtenkonsum mit mir? Und warum wühlt mich das alles so auf?
Im Oktober 2019 verkündete die deutsche Bundesregierung, dass sie für bestimmte handwerkliche Berufe die Meisterprüfung wieder einführen wird. Wie praktisch, dachte sich Ijoma Mangold, endlich mal eine gute Gelegenheit, keine Meinung zu etwas zu haben. Denn ehrlich, als Publizist kann einem die Ausbildung von Handwerkern eigentlich herzlich egal sein.
Aber Pustekuchen! Sofort meldete sich sein innerer aufrechter Arbeiter: Meisterprüfung ist super, das sind alles komplizierte, ehrbare Berufe, die müssen anständig bezahlt und respektiert werden! Nieder mit dem Lohndumping! Das war Mangolds erster, impulsiver Gedanke. Doch schon wenige Sekunden darauf ergriff sein innerer Liberaler das Wort: Ja gut, aber wenn deine Spülmaschine leckt, willst du doch selbst entscheiden, ob du den rumänischen Bastler von nebenan anklingelst oder die Meisterklempnerin für siebzig Euro die Stunde plus Anfahrt bezahlen möchtest, oder? Auch wieder wahr. Verdammt! Keine Meinung zu haben ist anscheinend unmöglich. Herzlich willkommen am inneren Stammtisch!
Im Kopf führen wir ständig solche Diskussionen, wenn auch meistens unbewusst. Wenn man ein wenig genauer hinschaut und sich selbst beim Denken zuhört, erfährt man häufig Erstaunliches. Manchmal sogar niedere Beweggründe. Ijoma Mangold ist zum Beispiel ein trotziger Mensch. Sobald jemand seine Meinung kundtut, verspürt er große Lust, das genaue Gegenteil zu vertreten. Du sagst, du bist für mehr soziale Gerechtigkeit? Dann ist Mangold für Steuersenkungen. Du bist für mehr Investitionen in die Infrastruktur? Dann kannst du sicher sein, dass Mangold die hohe Staatsquote kritisieren wird.
Bei manchen Konsensthemen merkt er sogar, wie es ihn ärgert, dass er leider nicht anderer Meinung sein kann als die anderen. Wenn ihm jemand mit dem Klimawandel kommt, bringt er es zum Beispiel nicht übers Herz, die drohende Katastrophe zu leugnen oder von „Klimahysterie“ zu sprechen. Wie ärgerlich, wenn die wissenschaftliche Beweislage dem Charakter in die Quere kommt.
Außerdem hängen unsere inneren Bewertungen, Einstellungen und Meinungen dann auch noch von oberflächlichen Faktoren wie zum Beispiel dem Wetter ab. Wenn die Sonne scheint, sind wir großzügiger und freundlicher. Denn nicht nur unsere Überlegungen beeinflussen unsere politischen Einstellungen, sondern auch unsere Gefühle. Wie genau, sehen wir uns im nächsten Blink an.