Denken wird überschätzt (2016) erkundet den erstrebenswerten Zustand der geistigen Leere. Dabei handelt es sich um einen ganz bestimmten Zustand unseres Gehirns, in dem – wie das Wort schon vermuten lässt – tatsächlich ziemlich wenig passiert. Wie wir diesen Zustand erreichen können und weshalb das überhaupt erstrebenswert ist, erfährst du hier.
Niels Birbaumer studierte Psychologie und Neurophysiologie in London und Wien und leitet heute das Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie an der Universität Tübingen. Jörg Zittlau studierte Philosophie, Biologie und Sportmedizin. Als freier Journalist schreibt er u.a. für die WELT und Psychologie Heute. Denken wird überschätzt ist nach dem Bestseller Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst (2014) bereits das zweite gemeinsame Buch der beiden Autoren.
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Wann hast du zuletzt versucht, einfach mal nichts zu tun? Nein, damit ist nicht gemeint, auf dem Sofa zu lümmeln und Musik zu hören oder eine Netflix-Serie anzuschauen. Wann hast du wirklich einmal nichts getan?
Fakt ist: Menschen sind allgemein ziemlich schlecht im Nichtstun. Das ist nichts Neues. Ein amüsantes Beispiel dafür liefert Loriots Feierabend-Sketch aus dem Jahr 1977. In diesem sitzt ein Mann namens Hermann friedlich in seinem Sessel, während man im Hintergrund seine Ehefrau sieht, die einer Ameise gleich durch die Küche flitzt und Hermann ständig fragt, was er denn da eigentlich mache. Hermann antwortet immer wieder gleich: „Nichts mache ich.“ Seine Frau kann das jedoch überhaupt nicht nachvollziehen. Wieder und wieder fordert sie ihn auf, doch etwas zu lesen oder eine Runde spazieren zu gehen. Das Nichtstun scheint in ihrer Welt gar nicht vorzukommen. Damit ist sie nicht allein.
Die meisten von uns fürchten kaum etwas so sehr wie die Langeweile. Unentwegt suchen wir nach neuen Stimulationen und Erlebnissen. Auch der überbordende Medienkonsum trägt zu diesem unstillbaren Erlebnishunger bei. Da es heutzutage immer mehr Unterhaltungsangebote gibt, können wir die Leerlaufphasen auch ziemlich gut vermeiden. Das hat allerdings seinen Preis, denn so verlernen wir, Phasen der Leere hinzunehmen und damit umzugehen. Und das betrifft keineswegs nur die jüngeren Generationen.
Laut dem Bundesamt für Statistik verbringen Deutsche, die 50 und älter sind, durchschnittlich fünf Stunden täglich vor dem Fernseher. In diesem Zusammenhang prägte der Soziologe Gerhard Schulze bereits 1992 den Begriff der Erlebnisgesellschaft. Schulze konnte zeigen, dass wir unser gesamtes Leben danach ausrichten, möglichst viel zu erleben. Wir sind regelrecht gierig nach immer neuen Reizen.
So stellte Schulze bspw. fest, dass wir uns schon während wir einen Film ansehen, Gedanken darüber machen, was wir stattdessen oder als Nächstes anschauen könnten. Auf diese Art und Weise bleiben wir in einem andauernden Erregungskreislauf hängen, in dem wir zwar ständig stimuliert werden, aber keine nachhaltigen Erfahrungen mehr zulassen.
Doch damit nicht genug: Menschen hassen das Nichtstun sogar so sehr, dass sie lieber leiden, als sich der Untätigkeit hinzugeben. Der Psychologe Timothy Wilson führte dazu im Jahr 2014 zwei Studien durch, in denen er die Teilnehmer aufforderte, einfach mal nichts zu tun.
In der ersten Studie hielten die Teilnehmer nicht einmal 15 Minuten durch. In der zweiten stellte Wilson seinen Probanden einen Elektroschocker zur Verfügung, mit dem sie sich bei allzu großer Langeweile selbst Stromschläge zufügen konnten. Und tatsächlich: Zwei Drittel der männlichen Testpersonen verpassten sich innerhalb von 15 Minuten durchschnittlich 7 Stromschläge. Männer schockten sich übrigens häufiger als Frauen, was darauf hindeutet, dass sie sogar noch sensationsgeiler sind.