In Das Zeitalter des Zorns (2018) analysiert Pankaj Mishra die derzeitige Weltlage aus historischer Perspektive. Er zeigt, dass die Krisen der Gegenwart gar nicht so neu sind, wie wir vielleicht denken – denn unsere modernen Probleme haben ihre philosophischen und politischen Wurzeln in der Vergangenheit.
Pankaj Mishra ist ein britisch-indischer Autor und Essayist. Für sein Buch Aus den Ruinen des Empires wurde er im Jahr 2014 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Mishra schreibt u.a. für die New York Times, den Guardian und den New Yorker.
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Start free trialIn Das Zeitalter des Zorns (2018) analysiert Pankaj Mishra die derzeitige Weltlage aus historischer Perspektive. Er zeigt, dass die Krisen der Gegenwart gar nicht so neu sind, wie wir vielleicht denken – denn unsere modernen Probleme haben ihre philosophischen und politischen Wurzeln in der Vergangenheit.
Die westliche Gesellschaft fußt zu einem großen Teil auf den Ideen und Prinzipien der Aufklärung. Um die Probleme unserer Zeit begreifen zu können, müssen wir also zunächst verstehen, was die Aufklärung genau auszeichnet – und wie sie entstand. Daher beginnen wir mit einem kurzen Exkurs in die Geschichte.
Unter Aufklärung verstehen wir heute die Lehren und Ideen einiger europäischer Philosophen des 18. Jahrhunderts. Das oberste Ziel der Aufklärer war es, die Menschen zu eigenständigem, logischem Denken zu erziehen und sie von unwissenschaftlichem Denken zu befreien – dies brachte auch eine Abkehr von der Religion mit sich.
Philosophen wie Kant oder Voltaire dachten, eine rationale und aufgeklärte Gesellschaft sei ganz automatisch auch eine, in der Menschen als Individuen frei und gleichberechtigt zusammenleben würden. Diese Vorstellung sorgte zunächst auch tatsächlich für Begeisterung in ganz Europa.
Aber auf die anfängliche Freude folgte für viele ein böses Erwachen. Denn schon bald wurde klar, dass aufklärerische, säkulare Prinzipien allein nicht für Gleichberechtigung sorgen konnten. Vielmehr öffnete diese Weltsicht die Augen für die Ungleichheiten auf der Welt. Den Menschen wurde jetzt erst klar, wie ungerecht die Welt wirklich war. Aus dieser Erkenntnis gab es keinen Weg zurück.
Viel hat sich in diesem Sinne bis heute nicht geändert: Arbeiter- und Mittelklassen fühlen sich auf dieselbe Weise abgehängt wie schon im 18. Jahrhundert. Die Menschen haben das Gefühl, nicht gehört zu werden – obwohl die Prinzipien der Aufklärung doch eigentlich allen eine gleichwertige Stimme versprechen. Die Menschen sind enttäuscht und desillusioniert. Dazu kommt bei vielen eine unsichere wirtschaftliche Lage, die Menschen leicht beeinflussbar macht.
Dieses Klima nutzen Populisten und Nationalisten damals wie heute aus, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Die Situation scheint geradezu ideal für Machtmenschen, die sich als starke Führer inszenieren – nur heißen diese heute Trump, und damals Napoleon.
Unterm Strich brachte die Aufklärung also zwar Emanzipation und Freiheit und ist von ihren Prinzipien her wünschenswert. Jedoch schuf sie auch völlig neue Probleme und Herausforderungen, mit denen Gesellschaften wie Individuen bis heute konfrontiert sind.