Thomas Piketty hat sich keines geringeren Sujets als des Kernproblems des Kapitalismus angenommen: der Entwicklung der Ungleichheit und der Konzentration von Wohlstand. Er hat die Daten aus 20 Volkswirtschaften und zwei Jahrhunderten analysiert und kommt zu einem ernüchternden Schluss. Die staatlich gelenkte Umverteilung des 20. Jahrhunderts, die Karl Marx’ apokalyptische Szenarien vereitelte, verliert mehr und mehr an Wirkung. Diese Blinks zeigen, wie weit die Schere zwischen Arm und Reich bereits klafft und was wir dagegen tun müssen.
Thomas Piketty ist ein französischer Wirtschaftsprofessor mit Lehrstühlen an der Paris School of Economics und der École des hautes études en sciences sociales. Er konzentriert sich in seiner Forschung gezielt auf die soziale Dimension wirtschaftlicher Zusammenhänge und publiziert vor allem zur Verteilung von Einkommen, Vermögen und sozialer Gerechtigkeit. Sein Buch Das Kapital im 21. Jahrhundert (2014) schlug hohe Wellen und hat sich bis heute über eine Million Mal verkauft.
Original: Das Kapital im 21. Jahrhundert © 2004 C.H.Beck, München
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Start free trialThomas Piketty hat sich keines geringeren Sujets als des Kernproblems des Kapitalismus angenommen: der Entwicklung der Ungleichheit und der Konzentration von Wohlstand. Er hat die Daten aus 20 Volkswirtschaften und zwei Jahrhunderten analysiert und kommt zu einem ernüchternden Schluss. Die staatlich gelenkte Umverteilung des 20. Jahrhunderts, die Karl Marx’ apokalyptische Szenarien vereitelte, verliert mehr und mehr an Wirkung. Diese Blinks zeigen, wie weit die Schere zwischen Arm und Reich bereits klafft und was wir dagegen tun müssen.
Kapital ist das Öl im Motor unserer Volkswirtschaften. Und was gerecht verteilt werden soll, muss grundlegend erstmal vorhanden sein. Die Menge und Beschaffenheit des weltweiten Kapitals hat sich in den letzten 300 Jahren allerdings gewaltig verändert.
Auf nationaler Ebene verstehen wir Kapital heute, vereinfacht gesagt, als das addierte Vermögen eines Landes, also die Summe aller erzeugten und unmittelbar reinvestierten Güter (Realkapital) sowie der Vermögen der Unternehmen und Privathaushalte (Geldkapital). Der Großteil war schon immer Privatkapital – also kein Staatskapital.
In westeuropäischen Staaten betrug die Menge des verfügbaren Kapitals vor dem Ersten Weltkrieg 700% des Nationaleinkommens. Das Nationaleinkommen ist eine statistische Größe, die die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem Jahr anzeigt, also das jährliche Einkommen eines Landes. Mit anderen Worten: Die Menschen in westeuropäischen Ländern hatten im Durchschnitt siebenmal so viel Geld angespart, wie sie in einem Jahr erwirtschafteten.
Die Bomben der beiden Weltkriege zerstörten jedoch viele Gebäude und Produktionsmittel, also so viel physisches Kapital, dass das Gesamtkapital auf durchschnittlich 250% des Nationaleinkommens fiel. Seitdem wächst das Kapital der westlichen Länder wieder stetig an. Es lag 2010 bereits bei 550%.
Generell hat sich die Zusammensetzung des europäischen Privatkapitals seit dem 18. Jahrhundert dramatisch verändert. Während früher vor allem Agrarflächen wertvoll waren, stieg im 19. Jahrhundert die Bedeutung des neuen Industriekapitals sowie des Auslandskapitals, das die Kolonialmächte in Übersee hielten oder erwirtschafteten. In Großbritannien betrug das Auslandskapital 1910 z.B. 200% des Nationaleinkommens.
In den USA verlief die Kapitalentwicklung etwas anders. Da die meisten Siedler ohne physisches Kapital einwanderten und ihr Glück als Landwirte versuchten, hatten Agrarflächen noch lange große Bedeutung. Das Kapital wuchs rasant von ca. 300% des Nationaleinkommens um 1800 bis auf 500% um 1910. Obwohl die beiden Weltkriege auch das amerikanische Kapital nicht unberührt ließen, waren die Verluste vergleichsweise gering.
Kurzum: Wir werden global gesehen alle immer reicher. Was hat das für Folgen?