Mit seinem Einmaleins der Skepsis (2002) analysiert Gerd Gigerenzer, warum es vielen von uns so schwerfällt, Risiken und Wahrscheinlichkeiten zu verstehen. Anhand zahlreicher Beispiele vor allem aus Arztpraxen und Gerichtssälen zeigt der Autor, wie zahlenblind wir wirklich sind, welche dramatischen Folgen das hat, und wie jeder lernen kann, Statistiken richtig zu interpretieren.
Gerd Gigerenzer ist ein deutscher Psychologe und Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Er beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wie Menschen Entscheidungen treffen und hat für seine Forschungen bereits mehrere Preise wie den Deutschen Psychologie Preis gewonnen. Er ist Ehrendoktor an mehreren Universitäten und hat neben zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen auch schon einige populärwissenschaftliche Bücher geschrieben.
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Start free trialMit seinem Einmaleins der Skepsis (2002) analysiert Gerd Gigerenzer, warum es vielen von uns so schwerfällt, Risiken und Wahrscheinlichkeiten zu verstehen. Anhand zahlreicher Beispiele vor allem aus Arztpraxen und Gerichtssälen zeigt der Autor, wie zahlenblind wir wirklich sind, welche dramatischen Folgen das hat, und wie jeder lernen kann, Statistiken richtig zu interpretieren.
„Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ – wer kennt diesen Spruch nicht? Aber woran liegt es, dass wir uns ausgerechnet bei Statistiken und Wahrscheinlichkeiten so gerne aufs Glatteis führen lassen?
Einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass das menschliche Gehirn die Sicherheit liebt und uns gerne weismacht, dass etwas nicht nur vielleicht so ist, sondern sogar ganz bestimmt. Daher glauben wir z.B. gerne an einfache Gewissheiten wie „Mit einem Fingerabdruck wird ein Täter eindeutig identifiziert“. Wenn der Fingerabdruck eines Verdächtigen am Tatort gefunden wird, ist er so gut wie verurteilt, der Beweis ist schließlich eindeutig, oder?
Die Realität ist allerdings komplexer: Ein verurteilter Bankräuber legte 1998 Berufung gegen sein Urteil ein, das auf Grundlage von zwei teilweise unvollständigen Fingerabdrücken gefällt worden war. Im Zuge der nachfolgenden Untersuchung schickte das FBI die zwei gefundenen und die polizeilich abgenommenen Fingerabdrücke zum Abgleich an 35 Labors von Polizeibehörden. Und siehe da: Acht fanden bei dem einen und sechs bei dem anderen Abdruck keine Übereinstimmung. Oft ist die vermeintliche Sicherheit von Tests und Methoden also nur unserer Technikgläubigkeit zu verdanken.
Außerdem neigen wir dazu, Autoritäten wie Ärzten oder Ministern sehr viel Glauben zu schenken. Als z.B. der Rinderwahn BSE in Europa auftrat, glaubten die deutschen Verbraucher gerne den Versicherungen des Landwirtschaftsministers, dass deutsches Rindfleisch absolut unbedenklich sei – bis sich das Gegenteil herausstellte und einige Verantwortliche ihren Hut nehmen mussten.
Auch viele Ärzte vermitteln ihren Patienten ohne böse Absicht eine falsche Sicherheit: Sie stellen z.B. eine eindeutige Diagnose, obwohl sie sich selbst nicht sicher sind, da sie wissen, dass das für die Patienten leichter zu ertragen ist als die Unsicherheit. Das ist schade – Ärzte sollten ihren Patienten zutrauen, mit der Unsicherheit zu leben, und wir alle sollten lernen, Risiken und Wahrscheinlichkeiten realistischer einzuschätzen.
Anstatt alles zu glauben, was uns vorgesetzt wird, sollten wir uns lieber trauen, selbst zu denken.