In Das Alphabet des Denkens (2014) geht es darum, wie die Sprache unsere Gedanken und Gefühle beeinflusst. Sie tut das auf viele Arten: Einzelne Laute rufen Emotionen in uns hervor, Worte beeinflussen unsere Meinung und Metaphern führen sogar dazu, dass wir unser Handeln unbewusst ändern.
Stefanie Schramm und Claudia Wüstenhagen sind beide Wissenschaftsjournalistinnen. Stefanie Schramm studierte Volkswirtschaft und Politik und schreibt unter anderem für die ZEIT, die FAZ und den Deutschlandfunk. Claudia Wüstenhagen studierte Volkswirtschaft, Politik und Public Health und ist als Redakteurin bei dem Magazin ZEIT Wissen beschäftigt.
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Start free trialIn Das Alphabet des Denkens (2014) geht es darum, wie die Sprache unsere Gedanken und Gefühle beeinflusst. Sie tut das auf viele Arten: Einzelne Laute rufen Emotionen in uns hervor, Worte beeinflussen unsere Meinung und Metaphern führen sogar dazu, dass wir unser Handeln unbewusst ändern.
Fangen wir einmal ganz am Anfang an. Die ersten Dinge, die wir „sagen“, wenn wir auf diese Welt kommen, sind vermutlich so etwas wie „aaaaah“ oder „ouuuuh“ – nicht direkt Wörter, aber trotzdem schon eine Form der Sprache.
Und auch, wenn sie eher nach Gebrabbel klingen, stecken solche Laute für uns schon voller Bedeutung. Das zeigt auch folgendes Experiment: Den Teilnehmern werden zwei verschiedene Formen vorgeführt, eine relativ weiche und runde Form, und dann ein zackiger, unregelmäßiger Stern. Dann werden sie gefragt: Welche der Formen heißt wohl eher „Kiki“, und welche „Bouba“? Fast alle sind sich einig: „Kiki“ ist der Stern, „Bouba“ die abgerundete Form.
Dieser sogenannte Kiki-Bouba-Effekt durchzieht unseren gesamten Sprachgebrauch. Ist dir z.B. schon einmal aufgefallen, dass im Deutschen auffällig viele kleine und runde Dinge mit „kn“ anfangen? Knospen, Knoten, Knöllchen, Knoblauch, Knubbel und Knopf. Den Laut von der Buchstabenfolge „Str“ hingegen scheinen wir eher mit langen und dünnen Sachen zu verbinden: Strahlen, Straßen, Strände, Strecken.
Aber warum ist das so? Eine mögliche Erklärung ist Facial-Feedback. Diese Theorie besagt, dass wir nicht nur mit dem Gesicht unsere Gefühle ausdrücken, sondern dass auch umgekehrt unsere Gesichtsausdrücke die Gefühle beeinflussen. Wer „i“ sagt, muss dabei lächeln und bekommt automatisch gute Laune. Kein Wunder, dass der Laut „i“ in den meisten Sprachen für niedliche und kleine Dinge steht. Wir hängen ihn an Vornamen von Menschen, die wir mögen, und verwenden ihn in schönen Worten wie Frieden, Fliegen oder Paradies.
Eine andere Theorie besagt, dass unsere Vorfahren, als sie zu sprechen begannen, quasi mit dem Mund gestikulierten. Wer „i“ oder „u“ sagt, lässt mit seiner Zunge sehr wenig Platz im Mund, „a“ und „o“ hingegen machen den Mundraum groß. Tatsächlich stehen „a“ und „o“ in den meisten Sprachen für große Dinge wie: grandiose Kolosse, la grande nation oder bombastische Panoramen. Kleine Dinge sind eher „i“ und „u“-lastig: Tüpfelchen, mini, fiepen, huschen oder kriechen.
Wenn schon einzelne Laute so eine starke Wirkung auf uns haben, wie sieht es dann erst mit ganzen Wörtern aus?