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Blink 3 of 8 - The 5 AM Club
by Robin Sharma
Hollywood-Geschichte aus Sicht eines zeitgenössischen Regisseurs
Kalifornien, 1970. Das Tiffany Theater, ein Lichtspielhaus auf dem Sunset Strip in West Hollywood, erlebt seine Glanzzeit. Hier laufen keine Mainstreamfilme wie die von Charles Dickens inspirierte Musical-Adaption Oliver!. Nein, hier sieht man Nischen- und Szenestreifen wie die tragikomische Interpretation des satirischen Woodstock-Songs Alice’s Restaurant Massacree oder das von Beatles-Songs untermalte Fantasy-Musical Yellow Submarine.
Tarantino ist sieben Jahre jung und besucht das Tiffany Theater zum ersten Mal. Zusammen mit seiner Mutter und seinem Stiefvater sieht er ein Double Feature: das Drama Joe mit Peter Boyle und Susan Sarandon und die schwarze Komödie Wo is’ Papa?. Beide Filme sind nicht gerade kindertauglich. In Joe schlägt ein cholerischer Vater dem Junkie-Freund seiner Tochter den Schädel ein und exekutiert später sogar versehentlich die Tochter.
Aber davon abgesehen findet Tarantino den Film lustig. Am Anfang schweigt das Publikum an jenem Abend skeptisch. Aber sobald die titelgebende Figur Joe auf den Plan tritt, schlägt die Stimmung um. Die Leute lachen über alles, was der von Charakterdarsteller Peter Boyle gemimte Fabrikarbeiter von sich gibt. Und Tarantino lacht mit, obwohl er nur die Hälfte versteht. Aber das spielt keine Rolle – er sitzt in einem Kino voller grölender Erwachsener und lässt sich anstecken. Außerdem wird ständig geflucht. Was könnte es für einen Burschen seines Alters Lustigeres geben?
Tarantinos Eltern gingen oft ins Kino. Und in der Regel schleppten sie den kleinen Quentin mit – unter der Prämisse, er benehme sich. Und der kleine Quentin spurte, um nicht mit irgendeinem Babysitter zu Hause eingesperrt zu sein. Er liebte die anschließenden Autofahrten, wenn er auf der Rückbank lauschte, wie seine Eltern den gerade gesehenen Film besprachen.
Bald wurde ihm klar, dass er Filme sah, die andere Kinder nicht sahen. Warum eigentlich? Er fragte seine Mutter und erhielt eine simple Antwort: Ihr war es lieber, er sah Filme anstatt der Nachrichten. Ja, er kam mit vielen Gewaltdarstellungen in Berührung. Aber mit dieser Art von Gewalt konnte er besser umgehen, weil sie Teil einer nachvollziehbaren Erzählung war.
Umso verrückter war es, dass er ausgerechnet mit einem Kinderfilm Probleme hatte: Bambi. Ganz recht, der Disney-Klassiker von 1942 machte ihn fertig. Immerhin erschießt darin ein Jäger Bambis Mutter, und Menschen sind auch noch daran Schuld, dass ein Waldbrand den Lebensraum der Tiere zerstört. Tarantino glaubt bis heute, dass die tragischen Wendungen des Films viel zu abrupt sind und Generationen von Kindern traumatisierten.
Ein gutes Jahr später trennte sich Tarantinos Mutter von seinem Stiefvater. Anschließend datete sie jahrelang ausschließlich Schwarze Männer. Sie ging mit ihren Partnern weiterhin gern ins Kino. Nur ihr Junge passte nicht so gut in die Besetzung dieser romantischen Abende. Weswegen er in dieser Zeit deutlich weniger Filme sah.
Aber einer der Aspiranten, ein Footballspieler namens Reggie, unternahm förmlich alles für die Gunst seiner Mutter – unter anderem Kinobesuche mit Tarantino junior. So kam es eines Samstagnachmittags, dass sich Quentin und Reggie nach langem Hin und Her auf ein vorwiegend afroamerikanisch besetztes Double Feature festlegten: den Neo-Noir-Thriller Visum für die Hölle und das Rassismusdrama The Bus Is Coming.
Als die beiden den Saal betraten, lief The Bus Is Coming. Doch das ausschließlich Schwarze Publikum hasste den Streifen. Die Zuschauer schleuderten am laufenden Band wüste Beschimpfungen Richtung Leinwand. Der junge Tarantino amüsierte sich darüber – erst verhalten und dann immer ungenierter. Reggie fragte ihn, ob er eine gute Zeit habe, und Quentin antwortete, das Publikum sei zum Schreien komisch. Da sagte Reggie: „Du bist ein cooles Kind, Q.“ Da kannte auch der junge Tarantino kein Halten mehr. Er schloss sich dem Rest des Saals an und feuerte laute Wortsalven zur Leinwand.
Dieser Abend blieb Tarantino in besonderer Erinnerung. Mehr noch: Er hat sein ganzes Leben lang versucht, zu diesem Gefühl zurückzukehren. Zu dem Gefühl jenes Abends im Jahr 1972, als er gemeinsam mit einem afroamerikanischen Publikum einen Film in Grund und Boden brüllte.
Cinema Speculation (2022) ist eine Mischung aus Autobiografie und Filmgeschichte. Es beleuchtet die ersten Filmerfahrungen des Kultregisseurs Quentin Tarantino sowie seine fachlich fundierten Gedankenspiele zu drei absoluten Klassikern der Kinogeschichte.
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